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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 331<br />

Rolle.<br />

Im Vergleich dazu sprechen wir heute <strong>im</strong> Rahmen von organisatorischen<br />

Veränderungen v.a. von der Bewältigung von Komplexität und Geschwindigkeit sowie<br />

vom Umgang mit Gegensätzen, die <strong>Organisation</strong>en heutzutage mit gänzlich anderen<br />

Veränderungsherausforderungen konfrontieren. Auch daraus folgt, dass sachlogische<br />

und psycho-soziale Inhalte heute weniger von einzelnen Disziplinen getrennt<br />

betrachtet werden können, sondern vielmehr einer Integration bedürfen, deren<br />

qualitative <strong>St</strong>andards für uns bisher noch neu und unvertraut sind.<br />

Um mögliche Gründe für die Diskrepanz zwischen heutigen Anforderungen und dem<br />

bestehenden Denkansatz der OE zu erkennen, führte KÜHL eine qualitative <strong>St</strong>udie<br />

durch. Dabei wurden ehemalige Mitglieder der GOE sowie weitere OE-Vertreter <strong>im</strong><br />

deutschsprachigen Raum mittels Experteninterviews befragt. 911 Sein Fazit ist, dass es<br />

die OE bislang nicht schaffte, die anfänglich bewährte Ausrichtung als angewandte<br />

Sozialwissenschaft sowie das Prinzip des „learning on the job“ über den Charakter<br />

eines Handwerks hinaus in eine eigenständige Profession zu systematisieren. 912 Dies<br />

hat zur Folge, dass nicht nur eine zeitadäquate Theorienentwicklung und zunehmend<br />

disziplinübergreifende Auseinandersetzung fehlt, sondern auch, dass die OE aufgrund<br />

der fehlenden theoretischen Fundierung heute in ihrer praktischen Anwendung ein<br />

grosses methodisches Defizit auf Basis falscher Prämissen aufweist. Folgende<br />

Indikatoren werden ansatzweise zur Erhärtung dieser Feststellung angeführt: 913<br />

1. Eine Reflektion der eigenen Entwicklungsgeschichte als Basis einer theoretischen<br />

Weiterentwicklung sowie eine disziplinübergreifende Sichtweise wurde bisher in<br />

911 Kühl, S. (Profession, 2001).<br />

912 Wir wollen an dieser <strong>St</strong>elle darauf aufmerksam machen, dass die hier geführte Diskussion der Unterscheidung<br />

zwischen Handwerk und Profession der <strong>Organisation</strong>sentwicklung nur ausgehend von einer<br />

chronologischen D<strong>im</strong>ension geführt werden kann und deshalb nicht gleichzusetzen ist mit dem Verständnis<br />

von Management als ein Handwerk. Im Bereich der Managementlehre bestehen auf Basis wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse unterschiedliche theoretische Fundierungen. Die Formulierung von Management als ein Handwerk<br />

baut auf dem theoretischen Verständnis auf und betont die anwendungsorientierte Komponente. Vgl.<br />

Drucker, P.F. (Essential, 2001/2005), S. 13: „Management is thus what tradition used to call a liberal art –<br />

‚liberal‘ because it deals with the fundamentals of knowledge, self-knowledge, wisdom, and leadership; ‚art‘<br />

because it is also concerned with practice and application. […] For these reasons, management will<br />

increasingly be the discipline and the practice (…).“ Vgl. auch Malik, F. (Management, 2005/2007), S. 36f.:<br />

„Das Wichtigste ist in jedem Beruf die dem Entwicklungsstand des Berufes entsprechende Professionalität.<br />

[…] Wissen für sich genommen hat wenig Bedeutung, solange es nicht genutzt wird, um Resultate zu<br />

produzieren. […] Weiter ist wichtig, dass der Begriff ‚Handwerk‘ auf das zielt, was man lernen kann.“<br />

Verglichen damit, soll in Bezug auf die <strong>Organisation</strong>sentwicklung dargestellt werden, dass das theoretische<br />

Fundament vielmehr einer eklektischen Ansammlung unterschiedlicher handwerklicher Methodenansätze<br />

entspricht, die nicht auf einer empirisch fundierten Ausgangslage aufbauen.<br />

913 Kühl, S. (Profession, 2001), S. 6ff.

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