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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 325<br />

können, inwiefern der aktuelle Verhaltensmodus der <strong>Organisation</strong> zur gegebenen<br />

Dynamik passt. Zugleich dient die Phase des Einfrierens der Identifikation<br />

dysfunktionaler Verhaltensmuster und dem Entscheid über Anpassungsbedarfe. 890<br />

Diese werden in einer sog. „rebalance phase“ umgesetzt. In der dritten Phase des<br />

Auftauens fällt das System wieder zurück in seine Dynamik, jedoch in einem<br />

qualitativ anderen Verhaltensmodus als zuvor.<br />

Zusammenfassend folgt daraus, dass der Appell eines veränderten theoretischen<br />

Bezugsrahmens in Bezug auf das Modell sozialer Veränderungen nach Lewin insofern<br />

gerechtfertigt ist, indem heutzutage ein dynamisches Zusammenspiel von <strong>Wandel</strong> und<br />

Kontinuität innerhalb und zwischen <strong>Organisation</strong>en sowie zwischen einer <strong>Organisation</strong><br />

und ihrem Umfeld angenommen wird. Daraus folgt, dass sich die zeitlichen Zyklen<br />

von Veränderungen zwar verkürzen, 891 Lewins Modell aber dennoch vermag, soziale<br />

Veränderungsprozesse situationsadäquat zu beschreiben. Auch WOHLGEMUTH<br />

betont, dass jede organisatorische Veränderung sich <strong>im</strong>mer durch eine Initiierungs-,<br />

Entwicklungs- und <strong>St</strong>abilisierungsstrategie auszeichnet. 892 Entgegen der Annahme von<br />

Weick & Quinn, dass die Sichtweise von <strong>Wandel</strong> als kontinuierlicher Prozess ein<br />

umgedrehtes Verständnis Lewins Modell benötigt, ist u.E. die Richtung der<br />

Modellbetrachtung abhängig vom Bezugspunkt.<br />

Während das klassische Verständnis von „auftauen – verändern – einfrieren“ nützlich<br />

ist, wenn es um die Frage geht, wie geplante organisatorische Veränderungen auf der<br />

psycho-sozialen Ebene zu lenken sind, hilft das Verständnis von „einfrieren –<br />

rebalance – auftauen“ dem Management bei der Einschätzung der Systemfunktionalität.<br />

Anders formuliert, eignet sich die umgekehrte Variante, um auf Meta-<br />

Ebene Handlungsbedarfe zu identifizieren oder geplante Aktionen modelliert zu<br />

überprüfen. Das klassische Verständnis berücksichtigt somit jene <strong>St</strong>abilitätsphasen, die<br />

für die Leistungssicherung eines Systems konstitutiv sind, während das umgedrehte<br />

Verständnis betont, dass eine saubere Systemanalyse einen synoptischen Blick fernab<br />

der operativen Hektik auf ein System benötigt, um die wichtigsten Einflussgrössen und<br />

Zusammenhänge zu eruieren.<br />

890 Argyris, C. (Change, 1990).<br />

891 Wohlgemuth, A.C. (Reorganisationsprozess, 1991).<br />

892 Wohlgemuth, A.C. (Beratungskonzept, 1984/1991), S. 181f.

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