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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 315<br />

„sozio“ bezieht sich dabei auf die Gruppe und den in ihr stattfindenden<br />

Beziehungsaufbau durch Kooperation. 860<br />

Der Tavistock-Ansatz hat einerseits Einfluss auf die OE, da er das Zusammenspiel der<br />

Zugkräfte Technologie und Mensch sowie <strong>Organisation</strong> und Umfeld betont. In diesem<br />

Zusammenhang konkretisiert er die Bedeutung von Arbeitszeitregelungen,<br />

Entlohnungssystemen, Führungsstilen, Entscheidungsprozessen, Kommunikationsbeziehungen,<br />

Gestaltung der Arbeitsinhalte, die zwingend bei methodischen<br />

Erhebungen zu berücksichtigen sind. 861 Andererseits waren seine Ansichten<br />

Ausgangspunkt für die Übernahme psychotherapeutischer Methoden in die OE.<br />

Die hohen Anforderungen, die später an den Entwicklungsberater i.S. eines Quasi-<br />

Therapeuten gerichtet wurden, haben hier ihren Ursprung. 862 Wir werden später sehen,<br />

dass diese Entwicklung mit ein Grund für die zunehmende Kritik am ursprünglichen<br />

OE-Verständnis ist.<br />

3.1.1.2.5. Der Prozessberatungs-Ansatz nach SCHEIN<br />

In Anlehnung an die Aktionsforschung beruht das Modell der Prozessberatung auf der<br />

Annahme, dass Probleme in <strong>Organisation</strong>en komplex sind und eine korrekte Diagnose<br />

nur erreicht werden kann, wenn der Klient bereits in den diagnostischen Prozess<br />

involviert wird. 863 Ergänzend und zugleich abgrenzend zur Aktionsforschung handelt<br />

es sich jedoch nicht pr<strong>im</strong>är um eine Methode, sondern um ein Denkmodell.<br />

Die Prozessberatung betont, dass der Erfolg organisatorischer Veränderungen durch<br />

den Betroffenen selbst geschaffen wird, indem ein Berater lediglich den Rahmen<br />

schafft, innerhalb dessen das betroffene System selbst seine Schwachstellen und die<br />

dafür nötigen Lösungen selber identifiziert und entwirft. Die Prozessberatung<br />

orientiert sich somit an systemtheoretischen Voraussetzungen (vgl. TEIL I, Kap. 5.2.).<br />

Generell wird die Intention verfolgt, <strong>Organisation</strong>en zur Selbstdiagnose anzuregen, um<br />

die zugrunde liegende Wirklichkeitskonstruktion zu erweitern und die so gewonnenen<br />

Daten in die Planung von Veränderungen einzubeziehen. Im Vordergrund steht<br />

weniger das Vermitteln von Wissen als die Aktivierung und das Erlernen<br />

860 COOPER & FOSTER ergänzen, dass nicht der auf das Individuum abzielende psycho-technische, sondern<br />

der gruppenorientierte sozio-technische Ansatz <strong>im</strong> Vordergrund steht, der die Voraussetzung für den Aufbau<br />

einer verantwortlichen Autonomie bildet, [vgl. Cooper, R. et al. (Systeme, 1971), S. 386ff.].<br />

861 Comelli, G. (<strong>Organisation</strong>sentwicklung, 1985), S. 73.<br />

862 Schreyögg, G. et al. (<strong>Wandel</strong>, 1995), S. 172.<br />

863 Fatzer, G. (Prozessberatung, 1992), S. 119. Vgl. auch Schein, E.H. (Process, 1969), S. 8 für die Darstellung<br />

der sieben Grundannahmen der Prozessberatung.

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