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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 314<br />

er durch die Nutzung eines gemeinsamen Handlungssystems zum Wissens- und<br />

Umsetzungsträger befähigt wird.<br />

Auch HAAG ET AL. betonen, dass sich durch die Methode der Aktionsforschung das<br />

Verhältnis von Forschung und Wissenschaftspraxis veränderte. Forschung i.V. der<br />

Aktionsforschung ist dabei als <strong>St</strong>rukturierungsleistung in einen Kommunikationsprozess<br />

über Arbeits- und Lernprozesse zu verstehen. Sie wird dadurch zum<br />

Erkenntnisprozess in einem Herstellungsprozess. 856<br />

„Besonders der <strong>im</strong> Feld der <strong>Organisation</strong>spsychologie arbeitende Forscher kann sich heutzutage<br />

nicht mehr länger <strong>im</strong> Elfenbeintum der Wissenschaft verkriechen. Will er wirklich empirisch<br />

arbeiten, muss er ‚vor Ort‘ gehen. Er muss sich der ungeheuren Komplexität der Realität stellen,<br />

die sich ohnehin <strong>im</strong> Laborexper<strong>im</strong>ent nicht exakt abbilden lässt. Jedoch auch wenn er sich zu<br />

einem Feldexper<strong>im</strong>ent entschliesst, werden (…) Bedingungen ‚strenger Forschung‘ nur unzureichend<br />

oder nur in seltenen Fällen zu verwirklichen sein. Es sei denn, man unterwirft sich einem<br />

entsprechenden Zwang zur Vereinfachung, wobei man damit auch gleichzeitig die Ursachen<br />

schafft für mögliche Scheinergebnisse, die ihre Entstehung ausschliesslich den künstlichen Bedingungen<br />

der Versuchsanordnung verdanken und die sich später nie reproduzieren lassen. Hier<br />

bietet die Aktionsforschung zweifellos einen neuen Weg, und sie schlägt eine Brücke über den zum<br />

Teil sehr tiefen Graben zwischen Theorie und Praxis.“ 857<br />

Obwohl die Aktionsforschung grösstenteils aus dem Mangel an externer Validität<br />

heraus entstand, wird häufig die Unwissenschaftlichkeit ihres angewandten Ansatzes<br />

betont, jedoch auch angemerkt, dass sie entgegen allen Einwänden eine Bereicherung<br />

für die sozialwissenschaftliche Methodenpalette ist. 858<br />

3.1.1.2.4. Sozio-technischer Einfluss<br />

Als vierten Haupteinflussbereich ist der sozio-technische Ansatz des Tavistock<br />

Institute of Human Relations in London zu nennen. Die Theorie sozio-technischer<br />

Systeme besagt, dass Veränderungen von Technologien zwingend <strong>im</strong>mer auch Veränderungen<br />

in den Sozialstrukturen erfordern, um die Funktionstüchtigkeit eines offenen<br />

Systems wie einer <strong>Organisation</strong> aufrechtzuerhalten. 859 Die Betonung des Teilaspekts<br />

856 Haag, F. (Aktionsforschung, 1972), S. 43.<br />

857 Comelli, G. (<strong>Organisation</strong>sentwicklung, 1985), S. 63f.<br />

858 Vgl. KIRSCH ET AL.: „Aktionsforschung kann die klassische, nicht-echtzeitwissenschaftliche empirische<br />

und theoretische Forschung nicht ersetzen. Sie stellt jedoch eine wesentliche Ergänzung dar. Ihre nichtechtzeitwissenschaftlichen<br />

Explorationen besitzen eine erhebliche heuristische Kraft für die Formulierung<br />

sinnvoller Theorien und Technologien und für den Entwurf von Designs zu deren empirischen Bewährung.“,<br />

[vgl. Kirsch, W. et al. (<strong>Wandel</strong>, 1979), S. 127]. Für eine Übersicht der wichtigsten Einwände wird auf<br />

HEINTEL verwiesen, [vgl. Heintel, P. et al. (Theorieaspekte, 1978), S. 393ff.].<br />

859 Vgl. Emery, F.E. et al. (Systems, 1969/1974) sowie Emery, F.E. et al. (Environments, 1965).

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