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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 313<br />

Während sich die Aktionsforschung ebenfalls der Mobilisierung des Selbstbeobachtungs-<br />

und Selbstreflektionspotenzials von <strong>Organisation</strong>en und ihren Mitgliedern<br />

bedient, 850 ist ihre Methode als weniger linear in Bezug auf die Hypothesenbildung,<br />

Datenerhebung und Evaluation zu verstehen. Nebst der Ausrichtung an<br />

wissenschaftlichen Reglements betont sie darüber hinaus die Notwendigkeit der<br />

Datenerhebung <strong>im</strong> realen Kontext eines Systems und den Miteinbezug von Betroffenen,<br />

um beobachtete Verhaltensweisen in Informationen zu übersetzen. 851 Sie<br />

nutzt somit die Interaktion nicht nur als Voraussetzung zur Intervention, sondern<br />

bereits für die Evaluation von Hypothesen. Obwohl in der Literatur betont wird, dass<br />

auch der Aktionsforschungsansatz – als Ausprägung der Feldforschung – auf Lewin<br />

zurückzuführen ist, 852 zeigt sich v.a. <strong>im</strong> Letzgenannten Punkt, dass sich das heutige<br />

Verständnis sowohl in seinen methodologischen Annahmen als auch methodischen<br />

Umsetzungen von Lewins Erstkonzeption grundlegend unterscheidet. 853<br />

HUBER & HEINTEL betonen darüber hinaus, dass die Aktionsforschung das<br />

bisherige Verhältnis von Wissenschaftstheorie, Wissenschaftspraxis, Wissenschaftsethik<br />

und Wissenschaftspolitik verändert, indem sie unterschiedliche Sichtweisen<br />

integriert. Was in klassischer Wissenschaft zu trennen versucht wurde, muss in einem<br />

Forschungsprogramm vereinigt werden. 854 Dafür spricht auch, dass sich durch die<br />

Aktionsforschung die Beziehung zwischen Forscher und Betroffenem ändert. Dies<br />

bedeutet, dass die traditionelle Rollenverteilung überwunden wird: Der Betroffene<br />

wandelt sich nicht nur durch die klassische Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung<br />

vom Objekt zum Subjekt, 855 sondern wird in den für eine Veränderung notwendigen<br />

theoretischen und methodischen Grundlagen sensibilisiert. Dies schliesst mit ein, dass<br />

sich mit der von ULRICH & PROBST vorgeschlagenen ganzheitlichen Problemlösungsmethode, [vgl.<br />

Ulrich, H. et al. (Ganzheitliches Denken, 1988/1991), S. 112f.].<br />

850 W<strong>im</strong>mer, R. (Scheideweg, 2004), S. 30f.<br />

851 Vgl. für eine Übersicht von Aktionsforschungsmerkmalen Fengler, J. (Aktionsforschung, 1978), S. 377.<br />

852 Lewin, K. (Lösung, 1953), S. 280: „Sie (die Aktionsforschung, Anm. des Verf.) ist eine Art Tat-Forschung,<br />

eine vergleichende Erforschung der Bedingungen und Wirkungen verschiedener Formen des sozialen<br />

Handelns und eine zu sozialem Handeln führende Forschung. Eine Forschung, die nichts anderes als Bücher<br />

hervorbringt, genügt nicht.“<br />

853 Lippitt, R. (Lewin, 1979), S. 107.: […] „Als Wissenschaftler war er zwar mit seiner Betonung der These<br />

bahnbrechend gewesen, dass bei der Untersuchung vieler Probleme Feldforschung ertragreicher als Laborforschung<br />

sei, mit anderen Worten, dass es besser sei, einen Handlungsprozess in seinem natürlichen Verlauf<br />

<strong>im</strong> Gruppenleben der <strong>Organisation</strong> oder der Gemeinschaft zu untersuchen. Aber er hatte sich noch nicht mit<br />

der Vorstellung der Intervention zum Zweck einer geplanten Veränderung <strong>im</strong> System befasst.“<br />

854 Vgl. Heintel, P. et al. (Theorieaspekte, 1978), S. 391f.<br />

855 Vgl. Fengler, J. (Aktionsforschung, 1978), S. 377.

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