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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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EINLEITUNG 31<br />

4. Wissenschaftstheoretische Positionierung<br />

Da Veränderungen das Resultat erkennbarer Unterschiede zwischen Zuständen sind,<br />

die die menschliche Wahrnehmung als konstitutives Element voraussetzen, bewegen<br />

sich wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Phänomen der Veränderung befassen,<br />

in zweifacher Hinsicht <strong>im</strong> Spannungsfeld zwischen Objektivität und Subjektivität.<br />

Während sich das erste Spannungsfeld aus der jeder Untersuchung zugrunde liegenden<br />

wissenschaftstheoretischen Frage ergibt, wie der Prozess des Erkenntnisgewinns<br />

funktioniert und welche Restriktionen vorherrschen, erwächst das zweite Spannungsfeld<br />

aus der Veränderungsthematik selbst. Letzteres bedeutet zu klären, inwiefern<br />

organisationsexterne oder -interne Veränderungsnotwendigkeiten objektiv nachvollziehbar<br />

sind oder subjektiven Einschätzungen entspringen. Wir orientieren uns hierfür<br />

an den erkenntnistheoretischen Annahmen des hypothetischen Realismus nach<br />

VOLLMER. 26 Dieser geht von der Existenz einer aussersubjektiven Welt aus, deren<br />

Interpretation durch die Konstruktion unserer Sinneswahrnehmung beeinflusst wird.<br />

Anders formuliert, ist der Glaube an die Existenz der Dinge durch den Grad der<br />

Erkennbarkeit beeinflusst. 27 Nach PIAGET entspricht diese erkenntnistheoretische<br />

Position der entwicklungsbedingten Herausbildung kognitiver Relationen, die<br />

„weder schlichtes Abbild externer Objekte noch blosse Entfaltung von <strong>im</strong> Subjekt vorgeformten<br />

<strong>St</strong>rukturen sind, sondern eine Gesamtheit von <strong>St</strong>rukturen darstellen, welche durch ständige<br />

Interaktion zwischen Subjekt und Aussenwelt fortschreitend aufgebaut werden. […] Erkenntnis ist<br />

verknüpft mit Handlungen oder Operationen, d.h. mit Transformationen.“ 28<br />

Während eine Abgrenzung zu Extrempositionen wie dem naiven Realismus 29 oder<br />

dem radikalen Konstruktivismus 30 erkennbar ist, ist nach ALBERT die Unterscheidung<br />

zum kritischen Realismus unklar, da die Existenz einer realen Welt kein<br />

Unterscheidungsmerkmal ist, sondern in beiden Ansätzen als Hypothese gilt. 31<br />

Folgende Schlussfolgerungen ergeben sich für diese Arbeit aus dem von VOLLMER<br />

angenommenen hypothetisch-realistischen Erkenntnismodell:<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

Vollmer, G. (Erkenntnis, 1995).<br />

Vgl. Albert, H. (Erkenntnislehre, 1987), S. 44, der Bezug auf Beiträge von Oswald Külpe n<strong>im</strong>mt.<br />

Piaget, J. (Entwicklung, 1970/2010), S. 41 und S. 44.<br />

Vgl. Albert, H. (Erkenntnislehre, 1987), S. 195 und S. 197.<br />

Vgl. für eine Vertiefung VON GLASERSFELD sowie für eine psychologische Kritik an diesem Ansatz<br />

NÜSE & GROEBEN, [vgl. Glaserfeld von, E. (Konstruktivismus, 1997) und Nüse, R., Groeben, N., et al.<br />

(Erfindung, 1991)].<br />

Albert, H. (Erkenntnislehre, 1987), S. 46.

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