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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 291<br />

es aufgrund seiner Fähigkeit, sich durch Vergleiche mit anderen selbst zu<br />

best<strong>im</strong>men, 786 das kulturelle, wertebasierte Selbstbewusstsein.<br />

Zusammenfassend wird aus der Interaktion der fünf Systemfunktionen der dauerhaft<br />

auf ein Fliessgleichgewicht (Homöostase) ausgerichtete Systemcharakter erkennbar.<br />

Ebenfalls wird verständlich, dass die Forderung nach Autonomie eigentlich einer<br />

Forderung nach Teilautonomie gleichkommt. 787 Wenngleich die Definition der<br />

Lebensfähigkeit von BEER als „able to maintain a separate existence“ dies nicht<br />

deutlich hervorhebt, erwähnt er an anderer <strong>St</strong>elle, dass<br />

„ ‚autonomy‘ does not stand for separateness – otherwise the system would not be cohesive, and<br />

could not therefore be viable.“ 788<br />

Zusammenfassend geht das VSM also davon aus, dass sich die Funktionsweise aller<br />

lebensfähigen, zweckorientierten Systeme durch die Interaktion der o.g. Systemfunktionen<br />

beschreiben und verstehen lässt. Ziel ist es deshalb, Systeme anhand dieses<br />

methodologischen Bezugsrahmens zu untersuchen, um Handlungsbedarfe abzuleiten.<br />

Mit unserem Fokus auf <strong>Organisation</strong>en folgt daraus:<br />

„In short, the model is intended for use as a diagnostic tool. We map the extant organization onto<br />

the model, and then ask whether all parts are functioning in accordance with the criteria of<br />

viablity (…) “ 789<br />

786 Baecker, D. (<strong>Organisation</strong>, 2003), S. 209.<br />

787 Beer, S. (Heart, 1979/1995), S. 113. Lebensfähigkeit bezieht sich in diesem Verständnis nicht auf das <strong>St</strong>reben<br />

nach Autonomie, sondern auf die für den Erhalt der Lebensfähigkeit notwendige Teilautonomie<br />

leistungserbringender Einheiten. Autonomie ist somit eine d<strong>im</strong>ensionale Grösse.<br />

Würde das <strong>St</strong>reben nach einer nicht relativen Autonomie verfolgt werden, würde sich streng genommen<br />

daraus ableiten, dass ein System erst dann lebensfähig ist, wenn es die Versorgung mit jenen Ressourcen, die<br />

die Teilautonomie zum übergeordneten Meta-System ausmachen (Kundenstamm, Unterstützungsfunktionen,<br />

etc.) selbst und unabhängig sicherstellen kann. Wird das <strong>St</strong>reben nach Autonomie deshalb als normativ<br />

formuliert, kann es – gerade durch die Gültigkeit des Rekursionsprinzips – dazu führen, dass leistungserbringende<br />

Teilsysteme ein Verhalten anstreben, das zum Nachteil des Gesamtsystems ist. In einer Gesellschaft<br />

können dies bspw. <strong>Organisation</strong>en, Gruppierungen, etc. sein, die sich nicht mehr als „(zweckerfüllender,<br />

teilautonomer) Aspekt einer Gesellschaft“ sehen. Es können in einer <strong>Organisation</strong> aber auch Teilbereiche<br />

sein, die sich verselbstständigen und zum Nachteil der Lebensfähigkeit des Gesamtsystems werden.<br />

Verglichen damit gewährt eine Teilautonomie den nötigen Grad an Autonomie für das (Teil-)System, um zu<br />

funktionieren, und berücksichtigt zugleich die notwendige Abhängigkeit zum Gesamtsystem, um dessen<br />

Funktionsfähigkeit sicherzustellen.<br />

788 Ebd., S. 199.<br />

789 Beer, S. (Brain, 1972/1995), S. 155.

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