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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 283<br />

Als Analogon für das <strong>St</strong>udium einer invarianten Architektur und Arbeitsweise nutzt<br />

BEER i.V. einer <strong>Organisation</strong> als Organismus das menschliche Zentralnervensystem<br />

(ZNS) als das heutzutage höchstentwickeltste und effektivste Lenkungssystem. Das<br />

VSM als topologisches Modell leitet sich aus der Logik ab, wie Informationen <strong>im</strong> ZNS<br />

vom Rückenmark bis zum Gehirn (oder umgekehrt) durch verschiedene funktionsspezifische<br />

Subsysteme verarbeitet werden. Von zentralem Interesse ist dabei das<br />

Verständnis von Hierarchie und Kontrolle.<br />

Das Gehirn als oberste Instanz des ZNS bewältigt Komplexität, indem es einen<br />

Handlungsrahmen i.S. der Systemlenkung schafft, worin autonome Entscheide und<br />

schnelles Reagieren in Kenntnis innerer und äusserer Zustände für den Organismus als<br />

Ganzes möglich werden. Dies funktioniert, da es nach POWERS Kontrolle durch<br />

Regelvergaben und Feedbackschleifen nicht als zentrale Befehlshierarchie nutzt, die<br />

sagt, was zu tun ist, sondern Kontrolle i.V. eines Oxymorons als »heterarchische<br />

Hierarchie« 763 zur Funktionsklärung zwischen Systemfunktionen versteht. Letzteres<br />

legt fest, worauf sich ein System zu konzentrieren hat, um Veränderungen wahrzunehmen.<br />

764 Der tatsächliche Unterschied liegt deshalb <strong>im</strong> Inhalt, der mitgeteilt wird,<br />

der Entscheidungsautonomie, die gewährt wird, und der Akzeptanz, dass nicht nur<br />

unsere Kognition unser Verhalten prägt, sondern Verhaltensregeln genauso lenken,<br />

was wir wahrnehmen.<br />

„In a control system hierarchy, we combine the best features of the ideas of purely reflex action<br />

and cognitive planning. The higher systems, rather than telling the lower ones how to act, tell the<br />

lower systems what to perceive. It is up to the lower systems to produce whatever actions are<br />

required to make the real perception match the reference perception. This means that the higher<br />

systems don’t have to plan what to do in case of disturbances; if the lower systems can take care of<br />

the disturbances, they will do so without being told. On the other hand, the higher systems can<br />

change the reference conditions for the lower systems, so unlike a reflex system, the lower systems<br />

can show different behaviors under the same circumstances.“ 765<br />

„What an organism senses affects what it does, and what it does affects what it senses. Only the<br />

first half of that commonplace observation has been incorporated into most psychological<br />

763 Scholz, C. (<strong>St</strong>rategische <strong>Organisation</strong>, 1997/2000), S. 203: „ ‚Heterarchische Hierarchie‘ bedeutet, dass die<br />

<strong>Organisation</strong> ihre Zielkomponenten Systemerhaltung, -effizienz und -zuverlässigkeit realisiert, indem sie<br />

mindestens eine Intrasystem-, Intersystem- und Funktionshierarchie aufweist. Sie trifft gleichzeitig unabhängige<br />

Entscheidungen auf mehreren Ebenen (Heterarchie) und gibt festgelegte hierarchische Befehlsketten<br />

zugunsten gegenseitiger Informationsfluss-Beziehungen auf.“<br />

764 Powers, W.T. (Behavior, 1998), S. 38.<br />

765 Ebd., S. 40.

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