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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 282<br />

„People do not want to reorganize their firms. More particularly, they do not know how to do so.<br />

More precisely still, they have no tools or means of description which would enable them to work<br />

out a new mode of organization as distinct from a reshuffle of responsibilities.“ 757<br />

Das VSM verfolgt den Anspruch, eine strukturelle Antwort auf die Frage zu geben,<br />

welche notwendigen und hinreichenden Grundvoraussetzungen ein funktionsfähiges<br />

System benötigt, um erfolgreich seinen Systemzweck und die damit verbundene Lebensfähigkeit<br />

unter komplexen Bedingungen zu erfüllen. 758 Das Prinzip der Lebensfähigkeit<br />

ist dabei nicht pr<strong>im</strong>är biologisch-organisch zu verstehen, sondern bezeichnet<br />

eine übergeordnete Systemeigenschaft, die bewusst gelenkte und eigendynamische<br />

Aktivitäten verbindet. 759 Dabei wird postuliert, dass alle lebensfähigen, komplexen<br />

Systeme unabhängig von ihrer substanziellen Manifestation, über invariante Lenkungs-<br />

und Kontrollstrukturen verfügen. 760 Diese <strong>St</strong>rukturen ermöglichen, sich an<br />

wandelnde Umstände in ihrer Umgebung durch Kommunikation und Erfahrungslernen<br />

anzupassen, um ihre Identität zu bewahren und sich zu entwickeln. 761 Wie wir nachfolgend<br />

sehen werden, erfüllt das Modell lebensfähiger Systeme alle Gestaltungsprinzipien,<br />

um es zum einen als holographisch-lernfähiges System (TEIL II, Kap. 2.)<br />

und zum anderen als fraktal aufgebautes Netzwerksystem (TEIL IV, Kap. 2.1.2.1.) zu<br />

bezeichnen. 762<br />

-regulierende soziale (lebensfähige) Systeme zu verstehen und sich deshalb damit zu befassen, wie organisatorische<br />

<strong>St</strong>rukturbedingungen (i.S. von Rahmenbedingungen) aussehen müssen, damit sich <strong>Organisation</strong>en<br />

äquivalent zu Organismen selbstlenkend entwickeln können. 1962 formuliert er darauf aufbauend die<br />

mathematische Grundlage für den Analogieschluss vom Organismus auf <strong>Organisation</strong>en, indem er probiert,<br />

Funktionsinvarianzen von Gehirnfunktionen und einer <strong>Organisation</strong> mathematisch abzuleiten, [vgl. Beer, S.<br />

(Factory, 1962/1994)]. Diese Erkenntnisse bilden später die wissenschaftliche Basis für die Modellbildung<br />

[vgl. Beer, S. (Brain, 1972/1995) sowie Beer, S. (Heart, 1979/1995)]. Anhang 6 zeigt das VSM <strong>im</strong> Überblick.<br />

757 Beer, S. (Brain, 1972/1995), S. 80f.<br />

758 Die Bezeichnungen „notwendig“ und „hinreichend“ sind i.S. einer Mindestgrenze oder konstitutiven Voraussetzung<br />

für das Verstehen, Gestalten und Entwickeln („notwendig“) sowie i.S. eines endlichen, begrenzten<br />

Bezugsrahmens („hinreichend“) zu verstehen.<br />

759 Das Prinzip der Lebensfähigkeit bildet auch in der systemorientierten Managementlehre den Dreh- und<br />

Angelpunkt, indem es sich mit jenen Eigenschaften befasst, die die Lebensfähigkeit gesellschaftlicher<br />

Institutionen ausmacht, [vgl. Ulrich, H. (Bezugsrahmen, 1984), S. 184]. Die systemorientierte Managementlehre<br />

grenzt sich dadurch bewusst von der rein betriebswirtschaftlichen Fokussierung auf finanzielle Kenngrössen<br />

ab und reduziert somit das Risiko von Fehlentscheidungen durch einseitige Fokussierung, [vgl.<br />

Malik, F. (Komplexe Systeme, 1984/2008), S. 70f.].<br />

760 Beer, S. (Brain, 1972/1995), S. 17: „The main discovery of cybernetics after a history of twenty-five years,<br />

and indeed what gives it the right to be called a coherent science, is that there are fundamental principles of<br />

control which apply to all large systems. The principles which have been discovered have been investigated<br />

in living systems (such as the brain), in electronic systems (such as computers) and in social and economic<br />

systems too.“, [vgl. TEIL I, Kap. 5.2.].<br />

761 Vgl. Malik, F. (Komplexe Systeme, 1984/2008), S. 73 und Krieg, W. (Unternehmensentwicklung, 1985), S.<br />

263. BEER erwähnt: „(…) all enterprises can be characterized as viable systems. […] What we observe the<br />

enterprise to be doing is maintaining its separate existence.“, [vgl. Beer, S. (Heart, 1979/1995), S. 113]. Auf<br />

die Problematik des Terminus „separate existence“ werden wir <strong>im</strong> Folgekapitel eingehen.<br />

762 Vgl. zur Übersicht auch TEIL IV, Kap. 1.3.

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