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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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EINLEITUNG 26<br />

Ausgehend von der Annahme, dass jede Handlung explizit oder <strong>im</strong>plizit theoriegeleitet<br />

ist, werden vier Wissensarten unterschieden: Laien- und Betroffenenwissen, Praktikerwissen,<br />

wissenschaftliches Fachwissen und Wissen von Vorbild- und Konkurrenzdisziplinen.<br />

Jede Wissensart produziert zeit- und kontextabhängige Texte in Form<br />

wissenschaftlicher Aufsätze, populärwissenschaftlicher Annahmen, Modelle, Konzepte,<br />

Theorien, Richtlinienvorgaben, etc. Die Wissensarten sind über interdisziplinäre<br />

[i] oder transdisziplinäre Kommunikationsachsen [t] verbunden. Diese beziehen<br />

sich inhaltlich auf gegenwärtige oder historisch relevante Bereiche und bilden<br />

zusammen ein sog. „hermeneutisches Dreieck“. 23<br />

Während eine Abgrenzung nicht <strong>im</strong>mer präzise möglich ist, wird die Bedeutung von<br />

Wissensarten und Kommunikationsachsen je Fachdisziplin unterschiedlich gewichtet.<br />

Für unser Untersuchungsinteresse – das in Einklang zum o.g. Untersuchungsobjekt<br />

steht – sind die (historischen) Beiträge aller Wissensarten als gleichberechtigt zu<br />

sehen. Erkenntnisse ergeben sich zum einen durch einen synoptischen und vergleichenden<br />

Blick auf unterschiedliche Wissensquellen i.V. eines wechselseitigen<br />

Kommunikations- und Lernprozesses und zum anderen aus dem daraus entstehenden<br />

Diskurs von Ansätzen durch kritische Reflektion der jeweiligen Aussagenbereiche und<br />

Vorgehensweisen. Methodisch steht ein sinnverstehendes (intern-ideengeschichtliches)<br />

und ein kausalanalytisch-erklärendes (extern-sozialhistorisches) Vorgehen <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Die sinnverstehende Komponente umfasst das Verstehen, was der Autor bezwecken<br />

will (Sinnobjektivierung), der inhaltliche Vergleich mit heutigen Massstäben<br />

(Sinnkritik) und die womögliche Korrektur gegenwärtiger Annahmen (Sinnaktualisierung).<br />

Die kausalanalytisch-erklärende Komponente sucht hingegen nach Gründen,<br />

wobei Kausalität als eine Form der Metakommunikation zu verstehen ist, indem für<br />

Erklärungen der soziale Kontext mitberücksichtigt wird. 24<br />

„Die Diskursmacht, die die modernen Sozialwissenschaften ausüben, ist nicht einfach ungeprüft<br />

hinzunehmen, sondern aus sozialhistorischer Sicht kritisch zu überprüfen. An die <strong>St</strong>elle stillschweigender<br />

Ausgrenzungsmächte sollen Ausklammerungsdiskurse treten – Urteile über einzelne<br />

Erkenntnisfortschritte der Sozialwissenschaften setzen eine unvoreingenommene Reflektion von<br />

Nutzen und Nachteil der Verwissenschaftlichung historischer Traditionen (…) voraus.“ 25<br />

23<br />

24<br />

25<br />

Ebd., S. 19.<br />

Eine empirische Überprüfung von Erkenntnissen, die sich auf einen gegenwärtigen methodologischen und<br />

methodischen Aussagenbereich bezieht, ist deshalb als zweiter Schritt sinnvoll. Wir werden auf die Notwendigkeit<br />

empirischer Überprüfungen als Ergänzung zu sozialhistorischen Rekonstruktionsmethoden in<br />

TEIL VI, Kap. 2. eingehen, wenn wir den Ausblick für weitere Forschungsbedarfe vorstellen.<br />

Ebd., S. 25.

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