Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 226
Extremausprägung werden Aufgaben zugeteilt und Entscheidungen hierarchie- und
regelkonform getroffen.
2.1.1.1. Unterscheidung struktureller Grundformen
Im Verständnis einer Organisation als mechanisches Konstrukt werden wir drei
strukturelle Grundformen unterscheiden. SCHOLZ systematisiert diese nicht primär
durch die in Kap. 1.3.2. genannten sechs klassischen Betrachtungsdimensionen von
Organisationsstrukturen, sondern durch zwei Ansatzpunkte: Die Struktur des
Realsystems, die eine Arbeitsteilung nach Funktionen bzw. Objekten ist, und die
Struktur des Weisungssystems, die die Informationsbeziehungen zwischen den
Funktionen bzw. Objekten abbildet. 598 Je nach Fokus lassen sich bei der Struktur des
Realsystems in der Praxis eindimensionale und mehrdimensionale Strukturen
unterscheiden, denen unterschiedliche Weisungssysteme zu zuordnen sind. 599
Strukturierung des Realsystems
eindimensional
(funktionale oder divisionale
Strukturen)
mehrdimensional
(Matrix-, Tensor-Strukturen)
aggregiert mehrdimensional
(Holding-Strukturen)
Strukturierung des Weisungssystems
Einlinien-Strukturen oder Stab-Linien-
Strukturen
Mehrlinien-Strukturen
Netzwerk-Strukturen
Abb. 21: Real- und Weisungssystem mechanischer Strukturansätze.
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die Logik von Scholz, 1997/2000, S. 135)
In Abb. 21 ist durch unterschiedliche Breite und Struktur der Verbindungslinien
angedeutet, dass theoretisch die Realsysteme mit fast allen Weisungssystemen
koordiniert werden können, in der Praxis aber einige Formen weniger (dünne
Verbindungslinien) oder gar nicht (strichlierte Verbindungslinien) vorkommen.
Nachfolgend werden die o.g. Realsysteme mit ihren Weisungssystemen, ihr
Entwicklungshintergrund sowie ihre strukturelle Anspassungs- und Entwicklungsflexibilität
vorgestellt. Um einen Vergleich unterschiedlicher Organisationsformen zu
598 In der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre werden Real- und Weisungssystem häufig als Leitungssystem
zusammengefasst, das die Anordnungs- und Kommunikationsbeziehungen zwischen über- und
untergeordneten Stellen enthält, [vgl. Schulte-Zurhausen, M. (Organisation, 1995/2010), S. 252ff.].
599 Vgl. auch Gomez, P. et al. (Unternehmensorganisation, 1992/1999), S. 63, die zu den eindimensionalen
Strukturen noch Mischformen zählen sowie mehrdimensionale Ansätze zusätzlich untergliedern in zweidimensionale
(Matrix-Organisation) und mehrdimensionale (Tensor-Organisation) Formen der Organisation.