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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 224<br />

auch bei der Nutzung von Metaphern häufig zu einseitigen Betrachtungen neigen, ist<br />

gemäss der Forderung der modernen <strong>Organisation</strong>slehre mindestens der Vergleich von<br />

zwei Metaphern zwingend. 589<br />

Wir werden uns deshalb in Kap. 1.2. auf den Vergleich der Metapher „<strong>Organisation</strong><br />

als Maschine“ und der Metapher „<strong>Organisation</strong> als Organismus“ konzentrieren. Sie<br />

wurden gewählt, da sie den bisher grössten Paradigmenwechsel in Bezug auf das<br />

Verständnis einer <strong>Organisation</strong> als Institution zum Ausdruck bringen. 590 Da wir jedoch<br />

bereits erwähnten, dass die Unterscheidung von Metaphern nicht frei von Restriktionen<br />

ist, ist generell festzuhalten, dass sich die nachfolgend vorgestellten<br />

<strong>St</strong>rukturlogiken nicht <strong>im</strong>mer eindeutig einer Metapher zuordnen lassen. Während wir<br />

die <strong>St</strong>rukturmodelle für das Aufzeigen des Evolutionsverlaufs jenen Metaphern<br />

zuordnen werden, die von anderen Autoren aufgrund des Vorfindens charakteristischer<br />

Merkmale der jeweiligen Metapher getroffen wurden, 591 werden wir diese Zuordnungen<br />

an passender <strong>St</strong>elle kritisch reflektieren und interpretieren.<br />

2.1.1. Die <strong>Organisation</strong> als mechanisches Gebilde<br />

Eine <strong>Organisation</strong> als mechanisch zu bezeichnen, setzt sie mit einer (trivialen)<br />

Maschine 592 resp. einem Uhrwerk gleich, deren Abläufe durch exakte Planbarkeit<br />

präzise aufeinander abgest<strong>im</strong>mt sind. Das Verhalten gilt folglich als vorhersehbar und<br />

kontrollierbar.<br />

Die Grundbegriffe der Mechanik liegen <strong>im</strong> 18. Jahrhundert perfektioniert vor, weshalb<br />

es aufgrund der wahrgenommenen bequemen Handhabe durch exakte Berechenbarkeit<br />

dieses Denkmodells nur eine Frage der Zeit war, bis sich die Erkenntnisse über die<br />

Naturwissenschaften hinweg disziplinübergreifend ausweiteten. BRODBECK erwähnt,<br />

dass das mechanische Modell als Folge eines „selbstverständlichen Physikalismus“<br />

bis ins 19. Jahrhundert für nahezu alle Wissenschaften die vorherrschende<br />

589 Vgl. Scholz, C. (<strong>St</strong>rategische <strong>Organisation</strong>, 1997/2000), S. 20 und S. 22.<br />

590 Vgl. stellvertretend Gharajedaghi, J. (Systems Thinking, 1999/2006), S. 9ff. GHARAJEDAGHI unterscheidet<br />

den Evolutionsverlauf zur „<strong>Organisation</strong> als Organismus“ nochmals, indem er zwischen einem<br />

„biologischen“ und einem „sozio-kulturellen“ <strong>Organisation</strong>smodell unterscheidet. In unserer Unterscheidung<br />

integriert die Metapher „<strong>Organisation</strong> als Organismus“ die Sichtweisen beider <strong>Organisation</strong>smodelle<br />

und umfasst darüber hinaus noch MORGANs Metapher der „<strong>Organisation</strong> als Gehirn“.<br />

591 <strong>St</strong>ellvertretend ist Macharzina, K. et al. (Unternehmensführung, 1993/2008), S. 480 zu nennen, der die von<br />

uns gewählte Unterscheidung teilt, jedoch anstelle der „Metapher der Maschine“ und der „Metapher des<br />

Organismus“ von „hierarchischen und problemlösungsorientierten resp. innovationsorientierten <strong>St</strong>rukturmodellen“<br />

spricht.<br />

592 Das Pendant der „nicht-trivialen Maschine“ resp. des „nicht-trivialen Systems“ wurde <strong>im</strong> Rahmen des Konzepts<br />

der lernenden <strong>Organisation</strong> in TEIL II, Kap. 2.1. vorgestellt.

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