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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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UMFELDDYNAMIK ALS EXTERNER AUSLÖSER ORGANISATORISCHER ANPASSUNGSBEDARFE 161<br />

wirtschaftliche Aktivitätsniveau einer Marktwirtschaft gleichgewichtsorientierten<br />

Zeitzyklen folgt. Die sich daraus entwickelnden Ansätze sind nach dem offenkundigen<br />

Scheitern monetärer, nominaler Ansätze bestrebt, die Rolle realer Impulse für das<br />

konjunkturelle Geschehen wieder stärker als erklärenden Faktor einzubringen. 418<br />

Daraus folgt, dass die Entwicklung einer Gesellschaft und ihrer Marktwirtschaft als<br />

lernendes System 419 gesehen wird, ohne diese dadurch mit einer inhaltlichen Fortschreibung<br />

gleichzusetzen.<br />

„Soziale <strong>St</strong>abilität und Wohlstand sind gerade durch das exakte Gegenteil egoistischer<br />

Konkurrenz zu erreichen, von dem die Ökonomen behaupten, es sei die Triebfeder der Wirtschaft.<br />

[…] Wirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Realität mit allen Unschärfen menschlichen<br />

Handelns. Wer den Begriff ‚Humankapital‘ in die mechanischen Modelle zu integrieren versucht,<br />

revidiert nicht seinen Irrtum, sondern setzt in eben mit anderen Mitteln fort.“ 420<br />

Je nach Länge der Zyklen werden verschiedene Ansätze unterschieden. 421 In Kenntnis,<br />

dass auch Theorien über Konjunkturzyklen nicht frei von Kritik sind, werden<br />

nachfolgend die Theorie langer Konjunkturwellen von NICOLAI KONDRATIEFF<br />

sowie Aussagen zu zukünftigen Entwicklungsperspektiven beschrieben. Wir konzentrieren<br />

uns aus drei Gründen auf diese Theorie:<br />

1. Sie ist die erste und einzige Theorie, die wirtschaftliche Entwicklungen i.V.<br />

langfristiger Zyklen von ca. 45-60 Jahren betrachtet. Sie nutzt hierfür eine sozioökonomische<br />

Perspektive und geht somit über monetäre Denkmodelle ökonomischer<br />

Erklärungsansätze hinaus. 422<br />

2. Der Beitrag, den der theoretische Bezugsrahmen für Wissenschaft und Praxis<br />

liefern kann, ist zu grossen Teilen durch Fehlinterpretationen unterschätzt. 423<br />

3. Wir befinden uns gemäss theoretischer Annahmen derzeit <strong>im</strong> Endstadium des<br />

418 Ebd., S. 7.<br />

419 Marchetti, C. (Learning System, 1981).<br />

420 Händeler, E. (Zukunft, 2003/2007), S. 196 und S. 198.<br />

421 Vgl. bspw. das Drei-Zyklen-Schema von SCHUMPETER, der die jeweiligen Zyklustypen unterschiedlicher<br />

Wellenlänge jeweils nach ihren Entdeckern benennt: Kitchin-Zyklen (2-4 Jahre), Juglar-Zyklen (7-10 Jahre),<br />

Kondratieff-Zyklen (40-60 Jahre), [vgl. Schumpeter, J.A. (Konjunkturzyklen, 1961/2008), Kap. IV,<br />

Abschnitt D, S. 171-199 sowie Reijnders, J. (Long Waves, 1990), S. 68]. Verglichen mit häufiger Kritik am<br />

Drei-Zyklen-Schema erwähnt MAGER, dass sich sog. Kuznet-Zyklen (15-22 Jahre) am besten nachweisen<br />

lassen, [vgl. Mager, N.H. (Kondratieff Waves, 1987), S. 18].<br />

422 Vgl. WEINSTOCK sowie KLEINKNECHT, die anmerken, dass die Niederländer van Gelderen (1913) und<br />

de Wolff (1924) bereits einen 50-jährigen Zyklus annahmen; ihre Beiträge jedoch aufgrund der sprachlichen<br />

Barriere keine weitere Beachtung fanden, [vgl. Weinstock, U. (Kondratieffzyklen, 1964), S. 27ff. und<br />

Kleinknecht, A. (New Results, 1992/1993), S. 1f.].<br />

423 Vgl. Händeler, E. (Zukunft, 2003/2007), S. 211. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, die Theorie langer Wellen<br />

nach Kondratieff zu rehabilitieren (zumal dieses Vorhaben <strong>im</strong> Rahmen einer Dissertation fraglich wäre),<br />

sondern die dem Ansatz zugrunde liegenden <strong>St</strong>ärken (als auch Schwächen) in Bezug zu unserem<br />

Forschungsinteresse sowie <strong>im</strong> Vergleich mit Wachstumstheorien aufzuzeigen.

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