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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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UMFELDDYNAMIK ALS EXTERNER AUSLÖSER ORGANISATORISCHER ANPASSUNGSBEDARFE 150<br />

Grundsätzlich ist die Auswahl der Schlüsselfaktoren <strong>im</strong>mer ein gruppendynamischer<br />

Prozess, der durch die vorgestellten Verfahren unterstützt wird. Es ist letztlich entscheidend,<br />

dass das Team der Szenario-Ersteller mit dem Schlüsselfaktoren-Katalog<br />

als Ergebnis der Szenario-Analyse zufrieden ist. 396<br />

1.2.3.2. Die Szenario-Prognostik<br />

Im Prozess der Szenario-Erstellung ist die Prognostik der schwierigste und<br />

aufwendigste Schritt. Zum einen sind Muster zukünftiger Entwicklungen schwer zu<br />

erkennen. Zum anderen bedarf es einer Sorgfalt, da die Qualität der Mustererarbeitung<br />

zentral für die weitere Arbeit an Szenarien ist. Ziel der Szenario-Prognostik ist es, für<br />

jeden identifizierten Schlüsselfaktor mehrere Entwicklungsmöglichkeiten i.S. von<br />

Zukunftsprojektionen zu ermitteln. 397 Grundsätzlich werden Trend- als auch Extremprojektionen<br />

formuliert. Während Trendprojektionen einen stärkeren Gegenwartsbezug<br />

aufweisen, stellen Extremprojektionen das Gegengewicht dar, indem Entwicklungen<br />

bewusst überzeichnet und zugespitzt werden. Extremprojektionen sind<br />

Gedankenspiele. Innerhalb dieser Gedankenspiele wird probiert derzeitige Anwenderprobleme<br />

(wie bspw. Kundenprobleme) in ihrer zukünftigen Entwicklung oder neu<br />

entstehende Anwenderprobleme losgelöst von derzeitigen Lösungstechniken so<br />

präzise wie möglich zu definieren. 398 Dies kann durchaus den Vorteil haben, dass<br />

Ideen generiert werden, die innerhalb eines gewohnten Bezugsrahmens nicht entstehen<br />

würden. Aus psychologischer Sicht hat das Formulieren von Extremprojektionen die<br />

Wirkung, dass wir uns mit unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten vertraut<br />

machen. Dies ist hilfreich, da die eigentliche Angst vor Neuem meistens <strong>im</strong> Unbekannten<br />

liegt.<br />

Zeitlich kann die Betrachtung je nach Schlüsselfaktor von einem Jahr bis zu mehreren<br />

Dekaden ausweitbar sein. Ein zu kurzer Zeithorizont durch eine rein operative Sicht<br />

sollte jedoch vermieden werden.<br />

396 Obwohl GAUSEMEIER & FINK betonen, dass <strong>im</strong> Rahmen des Szenario-Managements alle drei Varianten<br />

möglich sind, ist es aufgrund der genannten Definition verwunderlich, dass der gesamte Schritt als Szenario-<br />

Prognostik beschrieben wird.<br />

397 Projektionen unterscheiden sich dabei von Prognosen, die eine Wahrscheinlichkeit von 1 haben und von<br />

Vorhersagen mit zugewiesenen subjektiven Wahrscheinlichkeiten, indem weder eine objektive noch subjektive<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit festgelegt werden kann. Ihre Entwicklungen sind somit generell als<br />

unsicher zu klassifizieren, [vgl. Gausemeier, J. et al. (<strong>Wandel</strong>, 1999), S. 103].<br />

398 Der Begriff des lösungsinvarianten Anwenderproblems stammt aus dem Bereich der <strong>St</strong>rategiearbeit und geht<br />

zurück auf ALOYS GÄLWEILER, [vgl. Gälweiler, A. (Unternehmensführung, 1987/2005), S. 46f.].

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