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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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UMFELDDYNAMIK ALS EXTERNER AUSLÖSER ORGANISATORISCHER ANPASSUNGSBEDARFE 149<br />

strukturierte (intuitive) Verfahren erfolgen. Generell gibt es kein ideales Verfahren<br />

zum Ermitteln von Einflussfaktoren, weshalb in der Praxis häufiger eine Kombination<br />

unterschiedlicher Varianten zu finden ist. 393 Wichtig ist, dass nach Abschluss des<br />

Prozesses überprüft wird, ob die Einflussfaktoren auf alle kritischen Einflussbereiche<br />

ungefähr gleich verteilt sind und alle Einflussbereiche beschrieben wurden. Dies kann<br />

zusätzlich durch eine sog. Einflussfaktoren-Ähnlichkeitsanalyse unterstützt werden,<br />

worin geklärt wird, inwiefern ähnliche Faktoren zusammengefasst oder ggf. durch<br />

einen Oberbegriff subsumiert werden können.<br />

Sind diese Punkte berücksichtigt, werden in einem weiteren Schritt aus der Fülle der<br />

Einflussfaktoren anhand einer Einflussanalyse jene Faktoren extrahiert, die als<br />

Schlüsselfaktoren für die Szenario-Erstellung weiter verwendet werden sollen. Dies<br />

kann entweder über Interdependenzanalysen erfolgen, die alle Einflussfaktoren in<br />

Schlüsselfaktoren übersetzen, oder durch sog. Wirkungsanalysen, die jene Einflussfaktoren<br />

als Schlüsselfaktoren auswählen, die in einem iterativen Vorgehen den<br />

grössten Einfluss auf das definierte Gestaltungsfeld nehmen.<br />

Bereits hier zeigt sich die von DÖRNER 394 beschriebene Schwierigkeit unserer<br />

kognitiven Verarbeitungskapazität, komplexe Zusammenhänge adäquat zu erfassen,<br />

weshalb das Auffinden sinnvoller Schlüsselfaktoren häufig durch Software-Tools<br />

ergänzt wird. Diese helfen durch Einflussmatrizen und Auswertungsverfahren,<br />

relevante <strong>St</strong>ellhebel zu finden. 395 Wichtig bei Einflussanalysen ist, dass nebst direkten<br />

Einflüssen <strong>im</strong>mer auch indirekte Einflüsse berücksichtigt werden. Indirekte Einflussgrössen<br />

beziehen sich auf den psycho-sozialen Bereich und beinhalten Aspekte wie<br />

Verständnis für den jeweiligen Prozess, Art der Kommunikation, zugrunde liegende<br />

Wertevermittlung, etc. Im Lichte unseres Erkenntnisinteresses, aber auch <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit einem ganzheitlichen Erfassen von Umfeldaspekten sind diese –<br />

obwohl schwerer erfassbar – als Schlüsselfaktoren genauso relevant wie direkte<br />

Einflüsse.<br />

393 Gausemeier, J. et al. (<strong>Wandel</strong>, 1999), S. 92.<br />

394 Dörner, D. (Logik, 1989/2009).<br />

395 Vgl. Vester, F. (Vernetzt Denken, 2002/2005), der analog zu unserer Vorstellung der Szenariotechnik als<br />

Methode der systematischen Befassung mit Umfeldveränderungen, ein auf kybernetischen Grundlagen<br />

basierendes Modell – das sog. Sensitivitätsmodell – entwickelte, das von der Systemdiagnose, über das Benennen<br />

repräsentativer Schlüsselfaktoren bis zur S<strong>im</strong>ulation möglicher Entwicklungstendenzen und ihren<br />

Folgen sämtliche Schritte beschreibt, die uns <strong>im</strong> Umgang mit Komplexität helfen. Der wesentliche Vorteil<br />

des Sensitivitätsmodells liegt darin, dass der gesamte Prozess durch eine eigens entwickelte Software unterstützt<br />

und somit ausgleichend zu unserer kognitiven Verarbeitungseinschränkung handhabbar gemacht wird.

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