23.11.2013 Aufrufe

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

UMFELDDYNAMIK ALS EXTERNER AUSLÖSER ORGANISATORISCHER ANPASSUNGSBEDARFE 131<br />

Daran anknüpfend zeigt sich, dass in jüngster Zeit vermehrt nicht nur physikalische<br />

Technologien, sondern auch sog. soziale Technologien an Interesse gewinnen. Der<br />

Terminus „soziale Technologie“ ist dabei identisch mit dem Terminus „soziale<br />

Innovation“. Nach dem Evolutionsökonomen RICHARD NELSON wird als<br />

physikalische Technologie alles bezeichnet, was Materie, Energie und Information in<br />

etwas für den Menschen Nützliches verwandelt. Soziale Technologien bezeichnen<br />

hingegen alle Formen der <strong>Organisation</strong> von Rechtsstaatsprinzipien über Armeen bis<br />

hin zu Unternehmensgrundsätzen oder das Entwickeln von Qualitätszirkeln. Sie<br />

befassen sich mit dem Prozess der Ordnungsentstehung, um physikalische<br />

Technologien nutzen zu können. 350 Beide Technologieformen sind gleichbedeutend,<br />

bedingen und bewirken sich i.S. einer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Koevolution gegenseitig und verfügen über unterschiedliche Möglichkeitsräume mit<br />

jeweils unterschiedlichen Fitnessfunktionen als Überlebensregeln. 351<br />

„Social innovation is as <strong>im</strong>portant as new science or new technology in creating new knowledges<br />

and in making old ones obsolete. […] The greatest change most probably is that in the last forty<br />

years purposeful innovation – both technical and social – has itself become an organized<br />

discipline, which is both teachable and learnable.“ 352<br />

Werden nicht nur technologische Veränderungen anderer beobachtet, sondern handelt<br />

es sich um eigene Entwicklungen, sind zwei Aspekte zu berücksichtigen: 353 Erstens<br />

wird in der Regel sowohl der Zeit-, Personal als auch Geldaufwand unterschätzt, der<br />

bis zur Marktreife und allgemeinen Anwendung nötig ist, und zweitens kommt es<br />

häufig zu Fehleinschätzungen der Bedeutung teils branchenübergreifender realisierter<br />

Techniken für das eigene Geschäft. Letzteres ist v.a. dann kritisch, wenn es sich um<br />

Entwicklungen in nicht als relevant erachteten Bereichen handelt, die grundlegende<br />

Mittel- und Verfahrensentwicklungen abgeschlossen haben und schnell diffundieren.<br />

350 Vgl. Nelson, R.R. (Evolution, 2005), Part III, Kap. 7, S. 195ff..<br />

351 Ebd., S. 195 und Beinhocker, S. 256ff. BEINHOCKER geht bei diesem Verständnis der wirtschaftlichen<br />

Evolution noch auf eine dritte Grösse ein, die er als sog. „Geschäftsplan“ bezeichnet. Die Aufgabe von<br />

Geschäftsplänen ist es, beide Technologiearten in einer <strong>St</strong>rategie miteinander zu verbinden und dem Ergebnis<br />

in der Welt der Wirtschaft Ausdruck zu verleihen. Vergleiche zu sozialen Technologien auch Beiträge zur<br />

kulturellen Evolution von GEORGESCU-ROEGEN, der betont, dass ökonomische Aktivitäten grundsätzlich<br />

mit Ordnungserzeugung zu tun haben und dass diese Aufgabe von einem Evolutionsmechanismus geleistet<br />

wird, [vgl. Georgescu-Roegen, N. (Economic Process, 1971)]. Ergänzend sind auch die Schriften von VON<br />

HAYEK – insbesondere die Aufsätze Hayek von, F.A. (Irrtümer, 1970) und Hayek von, F.A. (Evolution,<br />

1983) – zur kulturellen Evolution und die Theorie von BOULDING zur kulturellen und ökonomischen<br />

Evolution als weiterführende Literatur zu nennen, [vgl. Boulding, K.E. (Societal Evolution, 1978)].<br />

352 Drucker, P.F. (Post-Capitalist, 1994), S. 58 f.<br />

353 Vgl. Ulrich, H. (Unternehmenspolitik, 1978/1990), S. 257.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!