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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 108<br />

reichs) versteht. Auf Basis dieser Feststellung folgt zugleich, dass sich auch das<br />

Konzept der lernenden <strong>Organisation</strong> unklaren Aspekten offen und selbstkritisch stellen<br />

muss, man aber pr<strong>im</strong>är sondieren muss, ob sich die jeweiligen Kritikpunkte noch auf<br />

den festgelegten Aussagenbereich beziehen. 274 Mit Fokus auf die bisherigen Ausführungen<br />

wollen wir uns nachfolgend auf zwei Kritikpunkte konzentrieren:<br />

1. Die Annahme einer dauerhaften Notwendigkeit zu Flexibilität und Veränderung.<br />

2. Die tlw. in den Konzepten betonte sachliche Klarheit der Institutionalisierung.<br />

2.3.1. Der Bedarf einer dauerhaften Lern- und Entwicklungsfähigkeit<br />

Flexibilität sowie die geforderte permanente Offenheit gegenüber Veränderungen sind<br />

Schlagwörter, die unweigerlich mit einer entwicklungs- und anpassungsfähigen<br />

<strong>Organisation</strong> assoziiert werden. Wer dies nicht akzeptiert, scheint die Dynamik unserer<br />

Zeit nicht verstanden zu haben – so wird es zumindestens von Lernextremisten<br />

behauptet. Doch wer sich über das Theoriengebäude hinaus mit <strong>Organisation</strong>en in der<br />

Praxis befasst, erkennt, dass der Bedarf einer Dauerdynamik – kann/könnte er erfüllt<br />

werden – genauso Probleme aufwirft. Bereits in Anlehnung an die vielerorts beliebte<br />

Organismusanalogie für das Verstehen von <strong>Organisation</strong>en ist festzustellen, dass<br />

Zellen als die Basiseinheiten eines Organismus sog. absolute und relative Refraktärzeiten<br />

haben, um nach Veränderungen von Phasen hoher Instabilität wieder zu einem<br />

ausgeglichenen Leistungsniveau relativer <strong>St</strong>abilität i.V. eines annähernden homöostatischen<br />

Zustands zurückzufinden. 275 Die Dauer der Erholungszeit für eine Rückkehr<br />

zur (relativen) <strong>St</strong>abilität ist dabei von der Art der Intervention und der Architektur<br />

resp. <strong>Organisation</strong> des Systems abhängig, die beide zugleich als <strong>St</strong>ellhebel für die<br />

Beeinflussung dieser zu sehen sind. 276<br />

„The key point to note is that if the system has not returned to stability before another shock drives<br />

274 So ist u.E. die Kritik von KÜHL, [vgl. Kühl, S. (<strong>Organisation</strong>, 2000)], der das Konzept der lernenden<br />

<strong>Organisation</strong> als „Regenmacher-Phänomen“ bezeichnet, zu grossen Teilen ungerechtfertigt. Zusammenfassend<br />

betont er, dass die Prinzipien der lernenden <strong>Organisation</strong> widersprüchlich seien und bereits zuvor<br />

bekannt waren, woraus er eine Scheinerkenntnis durch das Konzept der lernenden <strong>Organisation</strong> begründet.<br />

Zugleich postuliert er durch die „blinden Flecken dieses Konzepts“ nicht nur fehlende Wirksamkeit, sondern<br />

Nachteile, die i.V. sog. „gefährlicher Konsequenzen“, [vgl. Ebd., S. 82] entstehen können. U.E. erwächst<br />

dieser Irrtum aus der Gleichstellung des Konzepts der lernenden <strong>Organisation</strong> mit dem klassischen<br />

Verständnis eines auf Prämissen der Prognostizier- und Beherrschbarkeit aufbauenden Change Management-<br />

Ansatzes. Gleichgesetzt werden in der Interpretation von KÜHL nicht nur zwei Ansätze mit unterschiedlichen<br />

Theoriehintergründen (Systemtheorie vs. klassisches Verständnis der Managementlehre), sondern<br />

streng genommen ein methodologisches Konzept mit Ansätzen einer Change-Methodik, [vgl. Kap. 5.1.<br />

zu Methodologie und Methodik].<br />

275 Pinel, J.P.J. (Biopsychology, 1990/2000), 89f.<br />

276 Christ, P. (Verantwortung, 2006), S. 93.

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