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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 105<br />

RUSSEL. 268 Grundlegende Annahme ist, dass, was <strong>im</strong>mer die Gesamtheit einer Klasse<br />

oder Menge betrifft, nicht selbst Teil dieser Klasse sein kann. Dies <strong>im</strong>pliziert, dass sich<br />

keine Klasse selbst als Element enthalten darf. Der Begriff Klasse kann dabei synonym<br />

zu Gruppe, Menge oder System verstanden werden, wobei analog zur Gruppentheorie<br />

ein Element ein Teil dieser Klasse ist. Anders ausgedrückt, heisst dies, dass<br />

sich bspw. eine <strong>Organisation</strong> als Klasse aus Individuen als Elemente zusammensetzt,<br />

die <strong>Organisation</strong> selbst aber kein Individuum ist resp. das Verstehen des Individuums<br />

nicht mit jenem der <strong>Organisation</strong> gleichgesetzt werden kann. Diese Logik entspricht<br />

dem klassischen Verständnis eines Systems, indem das Ganze (Klasse) qualitativ<br />

etwas anderes ist, als ein Teil oder die Summe seiner Teile (Elemente). Daraus ergibt<br />

sich eine logische Ordnung, deren Ebenenunterscheidung sich nicht durch Befehlsketten,<br />

sondern durch eine andere Art der Informationswahrnehmung und -verarbeitung<br />

auszeichnet.<br />

Aus praktischer Sicht bedeutet das Ausserachtlassen des Unterschieds beider Veränderungen,<br />

dass es zu Lösungsversuchen kommen kann, die anstelle einer Lösung gewünschte<br />

Änderungen behindern, zeit- und ressourcenaufwändig sind oder <strong>im</strong><br />

schl<strong>im</strong>msten Fall das zu lösende Problem unlösbar machen, indem unreflektiert das<br />

Prinzip des „Mehr vom Selben“ angewendet wird. 269 Zwei Schlussfolgerungen lassen<br />

sich deshalb in Bezug auf <strong>Wandel</strong> zweiter Ordnung ableiten:<br />

1. Um Paradoxien zu vermeiden, müssen die logischen <strong>St</strong>ufen der jeweiligen<br />

Abstraktionen sorgfältig unterschieden werden.<br />

2. Das Aufsteigen von einer logischen <strong>St</strong>ufe zur nächst höheren bedingt eine<br />

Verschiebung, einen Sprung, eine Diskontinuität, Metamorphose oder Transformation<br />

von grösster theoretischer und praktischer Bedeutung, da diese Form der<br />

Veränderung einen Ausweg aus einem System heraus ermöglicht.<br />

Ergänzend ist anzumerken, dass Fokus und Umfang der Veränderung ebenfalls durch<br />

den Bezugspunkt, der sich verändert oder verändern soll, mit beeinflusst wird. Dabei<br />

lassen sich drei Bezugspunkte unterscheiden: erstens ein System in seiner Ganzheit,<br />

zweitens ein darin enthaltenes Teilsystem oder drittens ein einzelnes Systemelement.<br />

Verändert sich ein System in seiner Ganzheit, ist davon auszugehen, dass alle darin<br />

268 Whitehead, A.N. et al. (Principia, 1910/1913), S. 37. WATZLAWICK ET AL. betonen, dass „In doing so<br />

[i.V. der Verwendung der Theorienanalogien, Anm. des Verf.], we are fully aware that our use of these<br />

theories is far from satisfying mathematical rigor. It should be taken as an attempt at exemplification through<br />

analogy.“, [vgl. Watzlawick, P. et al. (Change, 1974), S. 2].<br />

269 Watzlawick, P. et al. (Change, 1974), S. 31ff.

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