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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 100<br />

als Ansatzpunkt gesehen. 250 Dessen Sicht der Dinge sowie seine Offenheit best<strong>im</strong>men<br />

die organisatorisch festzulegenden und gelebten Spielregeln. Im Verständnis eines<br />

normativ-praxisorientierten Ansatzes unterscheiden ARGYRIS & SCHÖN deshalb auf<br />

Basis aktionsforschungsorientierter Feldstudien 251 zwei unterschiedliche Formen der<br />

Handlungstheorie. Je nach Inhalt und Übereinst<strong>im</strong>mung beider Formen wirken sich die<br />

daraus ableitbaren <strong>St</strong>rategien mehr oder weniger förderlich auf ein Doppelschleifenlernen<br />

aus. Während sog. „espoused theories“ i.V. klar vertretener Theorien jene<br />

Ansichten umfassen, die offiziell als die Grundlage des Handelns kommuniziert<br />

werden (Organigramme, <strong>St</strong>ellenbeschreibungen, Managementansichten, Entscheidungsgrundlagen,<br />

Policies, etc.), liegen Handlungsmustern oft <strong>im</strong>plizit Theorien<br />

zugrunde, die als sog. „theories-in-use“ oder tatsächlich handlungsleitende, gelebte<br />

Theorien bezeichnet werden. Der <strong>im</strong>plizite Charakter 252 handlungsleitender Theorien<br />

ist dabei nicht vordergründig als bewusst manipulativ zu verstehen, sondern erwächst<br />

zu grossen Teilen aus der einer <strong>Organisation</strong> zugrunde liegenden Offenheit ihres<br />

Lernsystems.<br />

„Although people do not behave congruently with their espoused-theories, they do behave<br />

congruently with their theories-in-use [their mental models, Anm. des Verf.], and they are [most of<br />

the t<strong>im</strong>e, Anm. des Verf.] unaware of this fact.“ 253<br />

Das organisatorische Lernsystem steht somit in wechselseitiger Abhängigkeit mit den<br />

handlungsleitenden Theorien, die Individuen in die Verhaltenswelt der <strong>Organisation</strong><br />

einbringen. 254 Daraus folgt, dass erstens die handlungsleitende Theorie und die Fähigkeit,<br />

diese in einem dauerhaften Prozess der systembezogenen und individuellen Reflektion<br />

zu hinterfragen, der eigentliche Bezugspunkt sind, der die zeitliche und erforderliche<br />

Identität der <strong>Organisation</strong> erklärt. Zweitens wird klar, welche Bedeutung<br />

einem Lernen zweiter Ordnung zukommt, dessen Aufgabe es ist, das bestehende Lernsystem<br />

auf das Zusammenspiel seiner leistungserbringenden operativen, strategischen<br />

und normativen Verhaltensmuster in Bezug auf Ausführung und Führung zu hinter-<br />

250 Ebd., S. 71 ergänzt, dass trotz unterschiedlicher Ansätze in Bezug auf das Konzept der lernenden<br />

<strong>Organisation</strong> die Auffassung einheitlich ist, dass „organisationales Lernen <strong>im</strong>mer individueller Lernprozesse<br />

bedarf, welche in der Tiefenstruktur der <strong>Organisation</strong> eingebettet sind.“<br />

251 Wir werden uns mit der Entwicklung und dem Fokus eines aktionsforschungsorientierten Ansatzes näher in<br />

Teil IV, Kap. 3.1. befassen.<br />

252 Vgl. für eine weiterführende Vertiefung zu „explizitem“ vs. „<strong>im</strong>plizitem“ Wissen, Polanyi, M. (Tacit,<br />

1966/1983); Polanyi, M. (Knowledge, 2002) sowie Nonaka, I. et al. (Knowledge, 1995) und Scharmer, C.O.<br />

(Self-transcending, 2001).<br />

253 Argyris, C. (Learning, 1982), S. 85.<br />

254 Vgl. Argyris, C. et al. (Lernende <strong>Organisation</strong>, 1996/2006), S. 44.

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