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Referat zum Global Compact am Symposium der Novartis Stiftung ...

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Entwicklung, Gouvernanz und Privatwirtschaft<br />

Internationales <strong>Symposium</strong>, <strong>Novartis</strong> <strong>Stiftung</strong> für nachhaltige Entwicklung<br />

6. Dezember 2002 in Basel, Schweiz<br />

<strong>Referat</strong> von Matthias Herfeldt, Koordinator „The Public Eye on Davos“, Erklärung von<br />

Bern, Schweiz<br />

<strong>Global</strong>e Spielregeln für multinationale Unternehmen<br />

zur Bekämpfung <strong>der</strong> Armut? – Der <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong><br />

Besten Dank für deine Einführung Richard Gerster und an die <strong>Novartis</strong> <strong>Stiftung</strong> für<br />

die Einladung <strong>zum</strong> heutigen <strong>Symposium</strong>. Ich freue mich, Ihnen, sehr geehrte D<strong>am</strong>en<br />

und Herren, die (bzw. eine) Sichtweise <strong>der</strong> Nichtregierungsorganisationen (NGO)<br />

<strong>zum</strong> Thema Konzerverantwortung und –regulierung, im Speziellen <strong>zum</strong> <strong>Global</strong><br />

<strong>Compact</strong> darlegen zu dürfen. Eigentlich hätte ja eine Vertreterin einer NGO aus dem<br />

Süden heute zu Ihnen sprechen sollen. Ich ersetze Frau Victoria Tauli-Corpuz aus<br />

den Philippinen nur sehr ungern. Zum einen, da sie als Vertreterin aus einem sog.<br />

Entwicklungsland <strong>der</strong> Armutsproblematik unmittelbarer ausgesetzt ist. Zum an<strong>der</strong>n,<br />

weil sie als Frau einen Teil <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft repräsentiert, <strong>der</strong> von<br />

Armut und an<strong>der</strong>en negativen Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Global</strong>isierung ungleich stärker<br />

betroffen ist als jene Hälfte, die ich vertrete.<br />

Die Erklärung von Bern ist zwar eine schweizerische Nichtregierungsorganisation.<br />

Dank ihrer internationalen Vernetzung ist sie aber in enger Tuchfühlung mit<br />

Basisorganisationen und an<strong>der</strong>en NGOs aus dem Süden. Mit Victoria Tauli-Corpuz<br />

beispielsweise im Rahmen des Projekts „The Public Eye on Davos“ – erlauben sie<br />

mir ein kurzes Werbefenster. „The Public Eye on Davos“ ist eine internationale<br />

Konferenz, die zeitgleich und als Alternative <strong>zum</strong> Weltwirtschaftsforum (WEF) in<br />

Davos stattfindet. Die „Public Eye“-Konferenz fokussiert auf die Rolle <strong>der</strong> Konzerne<br />

im <strong>Global</strong>isierungsprozess, nimmt also die WEF-Mitgliedsunternehmen (die tausend<br />

grössten Multis, darunter auch <strong>Novartis</strong>) in den Blick. Dabei steht die Frage <strong>der</strong><br />

Konzernverantwortung im Vor<strong>der</strong>grund. Und selbstverständlich ist in diesem<br />

Zus<strong>am</strong>menhang auch <strong>der</strong> <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> Thema, <strong>der</strong> ja <strong>am</strong> WEF 2000


gewissermassen geboren wurde. Anhand konkreter Fallbeispiele möchten wir in<br />

Davos auch aufzeigen, wie in nicht wenigen Fällen die sozialen und ökologischen<br />

Selbstverpflichtungen und das tatsächliche Verhalten von Konzernen auseinan<strong>der</strong><br />

klaffen. [Fürs Progr<strong>am</strong>m: in <strong>der</strong> Pause auf mich zukommen]<br />

Neoliberale Mythen <strong>der</strong> Konzernverantwortung<br />

Bevor ich mich dem <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> widme, möchte ich einleitend zwei neoliberale<br />

Mythen <strong>der</strong> Konzernverantwortung vorstellen und dekonstruieren.<br />

! Konzerne sind „Unternehmensbürger“ (Corporate Citizen), welche<br />

Allgemeininteressen vertreten<br />

! Selbstregulierung bzw. freiwillige Massnahmen ist <strong>der</strong> wirks<strong>am</strong>ste Weg, um<br />

sozial und ökologisch verantwortliches Handeln von Konzernen zu garantieren<br />

Konzerne sind „Unternehmensbürger“ (Corporate Citizen), welche<br />

Allgemeininteressen vertreten<br />

Diese Haltung wi<strong>der</strong>spiegelt sich in einer Aussage von Mark Moody-Stuart, dem<br />

Vorsitzenden des Business Action for Sustainable Development (BASD), einer im<br />

Hinblick auf den Nachhaltigkeitsgipfel <strong>der</strong> UNO gegründeten Lobbyagentur <strong>der</strong><br />

Konzerne: „Unser Ziel in Johannesburg ist es, dass die Wirtschaft als wichtiges<br />

Standbein bei <strong>der</strong> nachhaltigen Entwicklung anerkannt wird“. Die Firmen sehen<br />

sich öffentlich als Partner <strong>der</strong> internationalen Gemeinschaft für die Lösung globaler<br />

Probleme, als soziale und ökologische Vorreiter.<br />

D<strong>am</strong>it wird die Tatsache verschleiert, dass wirtschaftliche Akteure in erster Linie<br />

wirtschaftliche Interessen verfolgen – und in gewissen Fällen globale Probleme<br />

gar verschärfen. Dies ist beispielsweise bei <strong>der</strong> Erdölindustrie <strong>der</strong> Fall, welche die<br />

ökologische Nachhaltigkeit unseres Planeten bedroht. In <strong>der</strong> liberalisierten<br />

Konkurrenzökonomie von heute sind die Spielräume für soziales und nachhaltiges<br />

Handeln eng. Der Bereich <strong>der</strong> energieeffizienten Technologien mag eine Ausnahme<br />

sein, weil dort ein grosses Marktpotential besteht und deshalb die<br />

Renditeerwartungen hoch sind. Punktuell kann es also durchaus zu einer<br />

Übereinstimmung von ökonomischen und ökologischen sowie sozialen Zielen


kommen. Dies rechtfertigt allerdings nicht, dass die Wirtschaft bei <strong>der</strong> Partnerwahl<br />

<strong>der</strong> UNO in <strong>der</strong> Pole Position steht.<br />

Selbstregulierung bzw. freiwillige Massnahmen sind <strong>der</strong> wirks<strong>am</strong>ste Weg, um sozial<br />

und ökologisch verantwortliches Handeln von Konzernen zu garantieren<br />

Ein Argument <strong>der</strong> Wirtschaft lautet, regulatorische Eingriffe von aussen würden die<br />

unternehmerische Initiative lähmen, Innovationsgeist und Risikobereitschaft<br />

unterminieren.<br />

Bei einem Übermass an Regulierung kann dies tatsächlich <strong>der</strong> Fall sein. Davon sind<br />

wir heute aber weit entfernt. Eines <strong>der</strong> Charakteristika <strong>der</strong> ökonomischen<br />

<strong>Global</strong>isierung ist ja gerade die Deregulierung, <strong>der</strong> Abbau von Regeln, von<br />

Handelshemmnissen und Investitionsschranken.<br />

Die jüngsten Finanzskandale, d.h. Bilanzfälschungen und Betrügereien in den<br />

Teppichetagen von Konzernen, haben in aller Deutlichkeit gezeigt, dass die<br />

Selbstregulierungsmechanismen ungenügend sind und dass es unabhängige<br />

Kontrollen braucht. Die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Konzernwirtschaft ist im Zuge <strong>der</strong><br />

Enronisierung <strong>der</strong> Wirtschaft auf einen Tiefpunkt gesunken. „Vertrauen bilden“ ist<br />

übrigens, nicht zufällig, das Motto <strong>der</strong> nächsten WEF-Jahresvers<strong>am</strong>mlung in Davos.<br />

Das Vertrauen <strong>der</strong> Bürger und Bürgerinnen kann die Konzernwirtschaft aber nur<br />

gewinnen, wenn es sich nicht länger gegen rechtlich bindende Regeln wehrt und<br />

aufhört, dort verbindliche Regeln zu for<strong>der</strong>n, wo es um ihre Rechte geht, und sich<br />

gleichzeitig gegen Pflichten auflehnt.<br />

In vielen Fällen haben Konzerne in den vergangenen Jahren jedoch nur auf <strong>der</strong> PR-<br />

Ebene reagiert, wenn Skandale öffentlich bekannt wurden. Ein Beispiel: NGOs<br />

haben seit Beginn <strong>der</strong> neunziger Jahren Nike angeklagt. In Fabriken in China,<br />

Vietn<strong>am</strong> o<strong>der</strong> Indonesien, welche für den Textil- und Sportbekleidungsmulti<br />

produzieren, wurden Kernarbeitsrechte wie Mindestlöhne o<strong>der</strong> Gewerkschaftsfreiheit<br />

wie<strong>der</strong>holt verletzt. Nike hat daraufhin einen firmeneigenen Verhaltenskodex<br />

eingeführt. Obwohl dieser ausdrücklich ein Engagement von Nike für<br />

gewerkschaftliche Rechte vorsieht, wurde die Gründung von unabhängigen<br />

Gewerkschaften weiterhin in einigen Fällen verwehrt. Beispielsweise in <strong>der</strong> Fabrik<br />

„Kukdong“ (Mexiko). Nike hat also vor allem sein Imagemanagement optimiert,<br />

punkto Verhaltensän<strong>der</strong>ung aber zu wünschen übrig gelassen. Mit dem Baron von


Münchhausen gesprochen, hat Nike versucht, sich <strong>am</strong> eigenen PR-Zopf aus dem<br />

Skandal-Sumpf zu ziehen.<br />

Der <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong><br />

Mit diesen einleitenden Bemerkungen sind die Argumentationslinien für eine kritische<br />

Beurteilung des <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong>s vorgezeichnet.<br />

Die UNO hat ihre vormals kritische Haltung gegenüber Konzernen fast vollständig<br />

aufgegeben. Auf Betreiben <strong>der</strong> USA liess Kofi Annans Vorgänger Boutros-Ghali das<br />

UN Centre on Transnational Corporations schliessen, das in den siebziger Jahres<br />

ins Leben gerufen wurde, um einen verbindlichen Verhaltenskodex für Konzerne<br />

aufzustellen und zu implementieren. Inzwischen hat sich die UNO vom Anspruch<br />

verabschiedet, das Verhalten von Konzernen zu kontrollieren. Die Vereinten<br />

Nationen ziehen es vor, auf ein partnerschaftliches Verhältnis zur Wirtschaft zu<br />

setzen. Weil Partner sich loyal zueinan<strong>der</strong> verhalten, nicht zuletzt um das<br />

gemeins<strong>am</strong>e Projekt nicht zu gefährden, ist die UNO punkto Kritik zurückhaltend<br />

geworden. Sie setzt auch kaum mehr Kontrapunkte zur For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Konzernwirtschaft, den Handel weiter zu liberalisieren und die Märkte zu öffnen.<br />

Innerhalb des UNO-Systems gibt es aber auch kritische Stimmen, welche den<br />

Paradigemenwechsel zu einem partnerschaftlichen Verhältnis <strong>der</strong> UNO zur<br />

Wirtschaft nicht vorbehaltlos begrüssen. Peter Utting vom UNO Forschungsinstitut<br />

für soziale Entwicklung (UNRISD) meint, dass die UNO riskiere, die in den letzten<br />

Jahren praktizierte Annäherung an die Zivilgesellschaft zu hintertreiben und diese<br />

gegen sich aufzubringen. Dies sei insofern bedauerlich, als dass<br />

zivilgesellschaftliche Organisationen wie NGOs dieselben Ziele wie die UNO<br />

verfolgen würden, nämlich globale Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und<br />

Frieden.<br />

In Bezug auf den <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> im Speziellen betonte auch die ehemalige UNO<br />

Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, dass unabhängige<br />

Überprüfungs- und Umsetzungsmassnahmen fehlten. Sie hat dafür plädiert, den<br />

<strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> entsprechend weiter zu entwickeln. Die fehlenden Kontroll- und


Sanktionsmechanismen sind <strong>der</strong> Hauptkritikpunkt <strong>am</strong> <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong>. Ich möchte<br />

nun einige Kritikpunkte im Detail vorstellen und stütze mich dabei hauptsächlich<br />

auf die Argumente <strong>der</strong> Allianz für eine konzernfreie UNO. Zur dieser Allianz<br />

gehören rund ein Dutzend führen<strong>der</strong> internationaler NGOs.<br />

! Systematische Überprüfungs- und Sanktionsmechanismen fehlen. Es<br />

bleibt daher ungewiss, ob Unternehmen, die den <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong><br />

unterstützen, auch tatsächlich danach handeln.<br />

! Die neun Prinzipien des <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong>s sind zu allgemein formuliert, um<br />

handlungsleitend zu sein. Es ist also nicht klar, welche Verpflichtungen sich<br />

für die Unternehmen ergeben.<br />

! Der <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> nimmt Bezug auf internationales Recht. Die Prinzipien<br />

betreffend Arbeit und Menschenrechte basieren auf internationalen<br />

Konventionen und Pakten, welche von einer Mehrzahl <strong>der</strong> Staaten ratifiziert<br />

wurden. Statt die Unternehmen daran zu erinnern, dass sie dieses<br />

internationale Recht respektieren müssen, bittet die UNO die Unternehmen,<br />

Menschen- und Arbeitsrechte einzuhalten, wie wenn dies nicht ohnehin ihre<br />

Pflicht wäre. Hinzu kommt, das die UNO nicht reagiert, wenn sie über<br />

Verstösse gegen <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> Prinzipien informiert wird. Die Allianz hat die<br />

UNO über mehrere solcher Fälle informiert. Ich nenne nur ein Beispiel. Es<br />

betrifft das englisch-nie<strong>der</strong>ländische Konglomerat Unilever: In Kodaikanal<br />

(Südindien) wurde im Frühling 2001 eine illegale (hochgiftige) Quecksilber-<br />

Deponie in <strong>der</strong> Nähe einer Schule entdeckt. Der Giftmüll st<strong>am</strong>mte aus einer<br />

Fabrik von Hindustan Lever, einer Tochtergesellschaft von Unilever. Die<br />

Konzernleitung lehnte jede Haftung ab und verstiess d<strong>am</strong>it gegen das achte<br />

Prinzip des <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong>, wonach ökologisch verantwortliches Verhalten<br />

geför<strong>der</strong>t werden soll.<br />

! Die Veröffentlichung von „best practices“ Beispielen von Unternehmen ist<br />

zwar als positiv zu werten – auch kritische NGOs haben Freude an guten<br />

unternehmerischen Praktiken. Die Gefahr bei diesem exemplarischen Ansatz<br />

besteht aber darin, dass es Stückwerk bleibt und Unternehmen nicht alle<br />

neun Prinzipien systematisch internalisieren, son<strong>der</strong>n nur jene, wo sie sich<br />

fortschrittlich verhalten. So hat <strong>zum</strong> Beispiel Credit Suisse Group zwar einen<br />

viel beachteten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, gleichzeitig aber nicht


nachhaltige Waldnutzungsprojekte mitfinanziert. Konkret geht es um APP,<br />

einem indonesischen Zellstoff- und Papierunternehmen, dessen Fabriken<br />

verantwortlich sind für die Zerstörung eines <strong>der</strong> artenreichsten Regenwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Welt und die Vertreibung von Menschen.<br />

! Auch wenn Unternehmen gegen Prinzipien des <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> verstossen,<br />

können sie sich öffentlich als Partner <strong>der</strong> UNO deklarieren. Auf diese Weise<br />

können sie ungerechtfertigterweise vom positiven Image <strong>der</strong> UNO<br />

profitieren.<br />

Und ein letzter negativer Punkt: Bis vor kurzem hat das <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> Sekretariat<br />

ar nicht einmal öffentlich bekannt gegeben, welche Unternehmen den <strong>Global</strong><br />

<strong>Compact</strong> unterzeichnet haben. Erst seit dem 20. November dieses Jahres sind die<br />

N<strong>am</strong>en <strong>der</strong> <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> Firmen auf <strong>der</strong> Website einsehbar. Dass das Sekretariat<br />

des <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong>s auf die Kritik <strong>der</strong> fehlenden Transparenz reagiert hat, ist ein<br />

positiver Schritt. Es zeigt aber vor allem, dass weiterhin öffentliche Kritik notwendig<br />

ist, d<strong>am</strong>it <strong>der</strong> <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> nicht eine „Greenwashing“-Initiative bleibt, die in<br />

erster Linie dem Image <strong>der</strong> Unternehmen nützt. D<strong>am</strong>it es <strong>zum</strong> „Blueprint“ für eine<br />

verbesserte soziale und ökologische Verantwortung für Unternehmen werden kann,<br />

sind weitere grundsätzliche Modifikationen nötig: Insbeson<strong>der</strong>e müsste <strong>der</strong> <strong>Global</strong><br />

<strong>Compact</strong> mit Überprüfungs- und Sanktionsmechanismen ausgestattet werden. Eine<br />

naheliegende Sanktionsmöglichkeit wäre, Firmen, die gegen die <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong><br />

Prinzipien verstossen, aus dem Pakt auszuschliessen. Dies würde die<br />

Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Initiative erhöhen und müsste eigentlich auch von Unternehmen<br />

mit ehrlichen Verbesserungsabsichten begrüsst werden.<br />

Internationale Regeln für Konzerne<br />

Vielversprechen<strong>der</strong> als ein erneuerter <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> mit Zähnen, sind aber<br />

Initiativen, die eine rechtlich bindende, international gültige Regelung <strong>der</strong><br />

Konzernaktivitäten <strong>zum</strong> Ziel haben. Denn: Freiwillige Vereinbarungen können zwar<br />

fallweise positive Resultate hervorbringen. Und einige Unternehmen sind auch<br />

ehrlich bemüht, gute Unternehmensbürger zu werden. Ein Modell für<br />

Konzernverantwortung können freiwillige Initiativen jedoch nicht sein. Sie sind<br />

bestenfalls eine Ergänzung, aber kein Ersatz für verbindliche Regelungen.


Abschliessend möchte ich Ihnen stichwortartig die wichtigsten Ansätze vorstellen:<br />

! Friends of the Earth International brachte <strong>am</strong> Erdgipfel von Johannesburg den<br />

Vorschlag ein, eine UNO-Konvention zur Rechenschaftspflicht <strong>der</strong> Konzerne<br />

mit verbindlichen sozialen und ökologischen Standards auszuarbeiten. Die<br />

For<strong>der</strong>ung fand ihren Nie<strong>der</strong>schlag im Paragraph 45ter <strong>der</strong> Schlusserklärung.<br />

! Das International Forum on <strong>Global</strong>ization schlug vor, eine UNO-Organisation<br />

für Konzernverantwortung zu schaffen. Sie solle Informationen über<br />

Unternehmenstätigkeiten öffentlich machen, welche juristischen Verfahren<br />

o<strong>der</strong> Konsumentenboykotten als Basis dienen könnten.<br />

! Christian Aid schlug eine <strong>Global</strong>e Regulationsbehörde vor, welche Normen<br />

für Multis aufstellen, ihre Einhaltung überwachen und Verstösse ahnden sollte.<br />

An<strong>der</strong>e Organisationen schlugen die Reaktivierung des United Nations<br />

Centre on Transnational Corporations (UNCTC) vor.<br />

! Die UNO Subkommission für die För<strong>der</strong>ung und Wahrung <strong>der</strong><br />

Menschenrechte hat eine Arbeitsgruppe über Multis gegründet, welche einen<br />

Verhaltenskodex erwägt und eine Reihe von Menschenrechtsprinzipien und –<br />

verpflichtungen für Multis entworfen hat. Die Arbeitsgruppe schlug auch die<br />

Bildung von Organen vor, welche bei <strong>der</strong> Umsetzung dieser Prinzipien und <strong>der</strong><br />

Überwachung ihrer Einhaltung behilflich sein könnten.<br />

! Ebenso wurde die Notwendigkeit diskutiert, internationale rechtliche<br />

Verpflichtungen im Gebiet <strong>der</strong> Menschenrechte auf Multis auszudehnen und<br />

sie <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit des neugeschaffenen Internationaler<br />

Strafgerichtshof zu unterstellen.<br />

Solchen Initiativen gibt auch die Erklärung von Bern den Vorzug, d<strong>am</strong>it die<br />

Einhaltung von Menschenrechten bzw. von ökologischen Prinzipien nicht eine<br />

Beschäftigung von wenigen motivierten Unternehmen bleibt, son<strong>der</strong>n ein Muss für<br />

alle wirtschaftlichen Akteure wird.

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