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1| 2010 Lanzarote: Vögel auf Lava - Biologie

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Vogelschutz<br />

Illegaler Fang in Südwestfrankreich:<br />

Ursache für den Rückgang der Ortolane?<br />

Der illegale Fang von Ortolanen in Frankreich ist Vogelschützern in ganz Europa schon seit<br />

geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Während diese Art vielerorts zu einer echten Rarität geworden<br />

ist, wandern in Südfrankreich noch immer Tausende Ortolane buchstäblich in den<br />

Kochtopf. Tradition hin oder her – dieser Zustand ist untragbar.<br />

Nach BirdLife Internationals<br />

Publikation Birds in Europe<br />

gehen die europäischen<br />

Bestände des Ortolans fast überall<br />

zurück. Aufgrund einer rapiden historischen<br />

Abnahme, von der sich die<br />

Art nie erholt hat, stuft BirdLife den<br />

Ortolan in Europa als „dezimiert“ (depleted)<br />

ein. Immer wieder sind Stimmen<br />

laut geworden, die die mangelnde<br />

Bestandserholung teilweise <strong>auf</strong><br />

den massiven Fang <strong>auf</strong> dem Zug in<br />

Frankreich zurückführen<br />

Mitglieder der Ligue pour la Protection<br />

des Oiseaux (LPO, BirdLife<br />

Partner in Frankreich) und der Umweltorganisation<br />

SEPANSO starteten<br />

im August 2009 eine groß angelegte<br />

Aktion gegen den Ortolanfang im<br />

Département Les Landes in Südwestfrankreich.<br />

Mehr als 200 Fallen wurden<br />

dabei zerstört und mehrere Dutzend<br />

Ortolane befreit. Ortolane sind<br />

seit 1999 in Frankreich geschützt,<br />

wegen ihres guten Geschmacks aber<br />

als illegale Beute nach wie vor sehr<br />

begehrt. In jedem Jahr werden zwischen<br />

Mitte August und Ende September<br />

im Süden von Les Landes und<br />

im Norden des Département Pyrénées­Atlantiques<br />

30 000 bis 50 000<br />

Ortolane zu Speisezwecken gefangen,<br />

wie Bougrain erläutert. Das ent­<br />

Mit Drahtfallen werden Ortolane gefangen<br />

und anschließend in Käfigen gemästet.<br />

Foto aus LPO­Video: http://www.lpo.fr/comm/2009/<br />

comm2009­08­30.shtml<br />

spricht der gesamten Brutpopulation<br />

der Beneluxstaaten, Deutschlands,<br />

Dänemarks, Österreichs, der Tschechischen<br />

Republik und der Slowakei<br />

zusammengenommen.<br />

» Gezielter Schutz ab <strong>2010</strong>?<br />

Der Präsident von LPO, Bougrain<br />

Dubourg klagt die „inakzeptable<br />

Tole ranz“ der Behörden gegenüber<br />

den Vogelfängern an: Im Jahr 2008<br />

wurden lediglich in acht Fällen Ermittlungsverfahren<br />

eingeleitet, während<br />

die LPO die Zahl der Vogelfänger<br />

<strong>auf</strong> über 1200 schätzt.<br />

„Wir verlangen von der Regierung,<br />

hier Verantwortung zu zeigen”,<br />

sagte Bougrain Dubourg der Agence<br />

France­Presse (AFP). Er hätte vom<br />

Umweltminister, Jean­Louis Borloo<br />

die Zusage erhalten, dass die Behörden<br />

etwas unternehmen, aber geschehen<br />

sei kaum etwas. „Es hat zwanzig<br />

Jahre gedauert, den Fang von Turteltauben<br />

zu unterbinden. Ich hoffe, der<br />

Ortolan muss nicht so lange <strong>auf</strong> seinen<br />

Schutz warten“, setzte Bougrain<br />

Dubourg fort.<br />

Die Umweltstaatssekretärin Chantal<br />

Jouanno gab AFP gegenüber zu,<br />

dass die Regierung 30 Jahre lang<br />

tatenlos zugesehen habe, bekräftigte<br />

jedoch, dass es von <strong>2010</strong> an, dem Internationalen<br />

Jahr der Biologischen<br />

Vielfalt, keine Toleranz für den Ortolanfang<br />

mehr geben würde. Nachdem<br />

diese Vogelart in den letzten 20 Jahren<br />

70 bis 90 Prozent der Population<br />

eingebüßt hat, steht der Ortolan recht<br />

nahe am Rand des Aussterbens. 2008<br />

wären 17 Mitarbeiter der Staatlichen<br />

Jagdbehörde ONCFS be<strong>auf</strong>tragt worden,<br />

1200 bis 1500 Vogelfänger in 60<br />

Gemeinden der Region <strong>auf</strong>zuspüren.<br />

Früher galten Ortolane als Delikatesse<br />

am königlichen Hof, heute erlangen<br />

die <strong>Vögel</strong> noch hohe Preise<br />

Ortolane (hier ein Männchen) gelten in Südfrankreich<br />

nach wie vor als Delikatesse.<br />

Foto: H. Tuschl/Naturfotoarchiv Willner. Bulgarien, Mai 2008.<br />

<strong>auf</strong> dem Schwarzmarkt. Gefangene<br />

Ortolane werden in Käfigen gehalten<br />

und gemästet, bevor sie <strong>auf</strong> dem<br />

Speisetisch landen. Unter http://www.<br />

lpo.fr/comm/2009/comm2009-08-30.shtml<br />

kann ein LPO­Video von der Operation<br />

Ortolan abgerufen werden.<br />

Peter Herkenrath<br />

Literatur zum Thema:<br />

Bernardy P 2009: Ökologie und<br />

Schutz des Ortolans (Emberiza hortulana)<br />

in Europa – IV. Internationales<br />

Ortolan­Symposium. Naturschutz<br />

Landschaftspfl. Niedersachs. H. 45.<br />

Lang M 2007: Niedergang der<br />

süddeutschen Ortolan­Population<br />

Emberiza hortulana – liegen die Ursachen<br />

außerhalb des Brutgebiets?<br />

Vogelwelt 128: 179­196.<br />

38 Der Falke 57, <strong>2010</strong>

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