1| 2010 Lanzarote: Vögel auf Lava - Biologie
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Ornithologie aktuell<br />
MacGillivray-Sturmvogel:<br />
Seltene Beobachtung<br />
Zum zweiten Mal seit seiner Entdeckung vor über 150 Jahren<br />
konnte der seltene und vom Aussterben bedrohte MacGillivray-<br />
Sturmvogel (Pseudobulweria macgillivrayi) fotografiert werden.<br />
Nach seiner Entdeckung durch den britischen Naturforscher John<br />
MacGillivray <strong>auf</strong> der abgelegenen Fidschi-Insel Gau im Jahr 1855<br />
war der rund 30 Zentimeter große Vogel bislang erst einmal <strong>auf</strong><br />
einem Foto aus dem Jahr 1984 zu sehen. Britischen Forschern<br />
gelang es im Mai ein zweites Mal, den wohl seltensten Vogel der<br />
Welt abzulichten. Diesmal entdeckten die Wissenschaftler die auch<br />
als Fidschi-Sturmvogel bekannte Art 40 Kilometer südlich von<br />
Gau <strong>auf</strong> offener See.<br />
(wir)<br />
H. Shirihai u. a., Bulletin Brit. Ornithologist Club Sept. 2009.<br />
Steinkauz: Treue in Raum und Zeit<br />
Der Steinkauz nimmt in Nordosteuropa im Bestand deutlich ab<br />
und ist in Dänemark vom Aussterben bedroht. 27 mit einem<br />
Sender versehene Käuze in 14 Revieren wurden über zwei Jahre<br />
verfolgt. Verpaarte Eulen hielten sich das ganze Jahr über in<br />
der Nähe des Neststandortes <strong>auf</strong>, wobei sie sich nachts in der<br />
Hälfte der Fälle nicht über 125 Meter voneinander entfernten.<br />
Den größten Abstand zum Schlafplatz hatten die <strong>Vögel</strong> im<br />
Januar, den geringsten im Mai. Die Größe der Aktionsgebiete<br />
unterschied sich zwischen den Paaren um den Faktor zehn, wobei<br />
Paare mit direkt benachbarten Individuen unabhängig von<br />
der Habitatzusammensetzung ein zwei- bis dreifach größeres<br />
Aktionsgebiet einnahmen. Die Aktivitätsverteilung der Partner<br />
überlappt sich vollständig, sie leben dichter beeinander, als es<br />
zufällig zu erwarten wäre – ein Hinweis <strong>auf</strong> eine dauerhafte<br />
Paarbindung. Der Abstand zwischen den Partnern war vor der<br />
Eiablage nicht größer als im Rest des Jahres – ein Zeichen für<br />
einen geringen Einsatz des Männchens bei der „Bewachung“ des<br />
Partners. Kein Paar trennte sich. Verwitwete <strong>Vögel</strong> verließen<br />
allerdings ihr Revier innerhalb von sechs bis zwölf Monaten,<br />
falls sie keinen neuen Partner fanden.<br />
(wir)<br />
P. Sunde u. a., J. Ornithol. 150, 2009, S. 537-548,<br />
DOI: 10.1007/s10336-009-0378-2.<br />
Bülbül: Neue Art entdeckt<br />
Durch Zufall entdeckten Wissenschaftler der Wildlife Conservation<br />
Society und der Universität Melbourne in Laos im<br />
vergangenen Jahr eine neue Bülbül-Art. Olivgrünes Gefieder,<br />
etwas hellere Brust, vor allem aber ein unbefiederter Kopf verleihen<br />
der Neuentdeckung ein geradezu bizarres Aussehen. Der<br />
glatzköpfige Sänger unterscheidet sich sonst kaum von seinen<br />
Verwandten, ist aber der bislang einzige Singvogel Asiens ohne<br />
Federn im Gesicht und großen Teilen des dadurch rosafarben<br />
erscheinenden Kopfes. Die exotisch anmutende Neuentdeckung<br />
besiedelt die laotischen Kalksteingebirge. Der etwa drosselgroße<br />
Baumbewohner lebt zwar in einem Schutzgebiet zwischen Thailand<br />
und Vietnam, ist jedoch durch die stetig expandierende<br />
Landwirtschaft und den Kalksteinabbau bedroht und die wohl<br />
einzige endemische Vogelart von Laos. Dreizehn Jahre zuvor<br />
hatten Ornithologen bereits einen Schwarm „glatzköpfiger“<br />
<strong>Vögel</strong> ausmachen können, jedoch nur für wenige Sekunden.<br />
(wir)<br />
Woxvold u. a., Forktail 25, S.1-12, 2009.<br />
Saatkrähen: Fabelhaftes Verhalten<br />
Steinkauzmännchen und -weibchen eines Brutpaares leben auch<br />
außerhalb der Paarungszeit dichter beeinander als erwartet.<br />
Foto: H.-J. Fünfstück. Türkei, 16.6.2007.<br />
In der Fabel des griechischen Dichters Äsop wurde bereits vor<br />
mehr als zweieinhalb Jahrtausenden eine Krähe beschrieben,<br />
die so lange Steine in einen Krug wirft, bis sie das eingefüllte<br />
Wasser erreichen kann. Was in dem Werk „Die Krähe und der<br />
Krug“ beschrieben ist, konnten britische Forscher nun erstmals<br />
experimentell nachweisen, indem sie vier Saatkrähen zunächst<br />
Plastikröhren präsentierten, die mit Wasser in verschiedenen<br />
Höhen gefüllt waren und in denen ein Mehlwurm schwamm.<br />
Mit dem Schnabel konnten die <strong>Vögel</strong> die Beute nicht erreichen,<br />
weil der Wasserstand zu niedrig war. Dann erhielten sie Steine<br />
verschiedener Größe, die sie sofort in das Gefäß warfen, sodass<br />
der Wasserspiegel anstieg und sie an die im Wasser schwimmende<br />
Beute gelangen konnten. Nach wenigen Versuchen lernten sie<br />
zudem, dass sie mit größeren Steinen schneller zum Ziel kommen.<br />
Im Kontrollversuch war die Röhre statt mit Wasser mit<br />
Sägemehl gef üllt. Die Saatkrähen inspizier ten diese zwar, warfen<br />
jedoch nach wenigen Fehlversuchen Steine nur noch in den<br />
Behälter mit Wasser. In der freien Natur war Werkzeuggebrauch<br />
bei Saatkrähen bislang nicht dokumentiert – im Gegensatz zu<br />
den in Neukaledonien vorkommenden Geradschnabelkrähen<br />
(Corvus moneduloides). Möglicherweise liegt dies daran, dass<br />
Saatkrähen als Allesfresser nicht nur in der Kulturlandschaft<br />
2 Der Falke 57, <strong>2010</strong>