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1| 2010 Lanzarote: Vögel auf Lava - Biologie

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<strong>Biologie</strong><br />

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Frühlingszugunruhe eines sibirischen Schwarzkehlchens. Die Darstellung<br />

zeigt die von passiven Infrarotsensoren <strong>auf</strong>gezeichnete Aktivität des Vogels<br />

in den Monaten März bis Mai (schwarze Striche: 10-Minuten Intervalle<br />

mit Aktivität). In der rechten Spalte ist die Aktivität <strong>auf</strong>einanderfolgender<br />

Tage gegen die Tageszeit <strong>auf</strong>getragen, wobei jede Zeile einen<br />

Tag angibt. Für bessere Sichtbarkeit wird links davon der vorangegangene<br />

Tag nochmals gezeigt. Anfang März ist der Vogel fast ausschließlich<br />

tagaktiv. Die Zugunruhe zeigt sich als Nachtaktivität ab Ende März und<br />

endet Mitte Mai. Am 27. April wurde der Vogel <strong>auf</strong> Reaktivität seines<br />

Immunsystems getestet.<br />

Aktogramm: W. Jensen.<br />

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Männliches Schwarzkehlchen aus einer irischen Population.<br />

<br />

Foto: G. Hoffmann.<br />

war <strong>auf</strong>gefallen, dass besonders die nächtlich ziehenden<br />

Arten während der Zugperiode ihrer frei lebenden Artgenossen<br />

unruhig wurden, obwohl ihre regelmäßige Versorgung<br />

durch Menschen gesichert war. Diese „Zugunruhe“<br />

oder „Wanderlust“ gab Anlass zu Spekulationen, dass<br />

<strong>Vögel</strong> in der Tat einen inneren „Kalender“ in sich tragen<br />

könnten, der ihnen die richtigen Abflugzeiten angibt. Dies<br />

konnte dann 1967 zum ersten Mal durch den deutschen<br />

Verhaltensforscher Eberhard Gwinner auch experimentell<br />

eindeutig nachgewiesen werden. Gwinner zeigte zunächst<br />

am Fitis und später auch an vielen weiteren Vogelarten,<br />

dass die Jahresuhr ähnlich wie die Tagesuhr auch dann<br />

weiterläuft, wenn <strong>Vögel</strong> keinerlei Umweltinformationen<br />

über die Jahreszeit erhalten. Die <strong>Vögel</strong> wurden mehrere<br />

Jahre lang unter immer gleichen Licht- und Temperaturverhältnissen<br />

gehalten und erhielten auch ganzjährig dieselbe<br />

Nahrung. Dennoch zeigten sie klare Jahresrhythmen<br />

von Mauser und Zugunruhe. Doch wie bei den Experimenten<br />

zur circadianen Uhr waren die Rhythmen nicht<br />

mit dem äußeren Jahr synchronisiert, sondern entfernten<br />

sich kontinuierlich von der natürlichen Mauser- und Zugzeit.<br />

Auch die Jahresuhr läuft also nicht ganz präzise und<br />

wird deshalb als „circannualer“ Kalender (von circa = ungefähr,<br />

und annus = Jahr) bezeichnet.<br />

Da diese Experimente sehr zeit intensiv sind, ist die circannuale<br />

Uhr der <strong>Vögel</strong> weit weniger genau erforscht als<br />

die circadiane Uhr. Bei allen bisher untersuchten Singvogel<br />

arten lief die Jahresuhr schneller als das äußere<br />

Jahr. Im Gegensatz dazu benötigten die beiden bisher von<br />

Theunis Piersma untersuchten Limikolenarten Knutt und<br />

Großer Knutt deutlich länger als ein Jahr, um einen Jahreszyklus<br />

von Mauser und Körpermasseveränderungen<br />

zu durchleben. Ähnlich wie bei der Tagesuhr funktioniert<br />

auch die Jahresuhr als Zusammenspiel von inneren und<br />

äußeren Zeitinformationen. Die für <strong>Vögel</strong> wichtigste Informationsquelle,<br />

die den Kalender richtig stellt, ist die jährliche<br />

Veränderung in der Länge des Tageslichts. Dies lässt<br />

sich experimentell zeigen, indem man <strong>Vögel</strong> zur falschen<br />

Jahreszeit allein durch längere oder kürzere Lichtzeiten zu<br />

saisonalen Aktivitäten wie Brut oder Mauser stimulieren<br />

kann. Im Freiland wiederum sind viele weitere Faktoren<br />

wie z. B. Wetterbedingungen, das Nahrungs angebot oder<br />

das soziale Umfeld für das genaue zeitliche Verhalten mitverantwortlich.<br />

Wie die innere Uhr hat vermutlich auch<br />

der innere Kalender die Aufgabe, <strong>Vögel</strong> rechtzeitig <strong>auf</strong><br />

bevorstehende Jahreszeiten und die dazugehörigen Aktivitäten<br />

wie Brut, Zug oder Mauser vorzubereiten. Schließlich<br />

bedarf es jeweils wochenlanger Vorbereitung, bis ein<br />

Vogel nach der Winterpause reproduk tions bereit oder<br />

12 Der Falke 57, <strong>2010</strong>

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