Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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204 Kausalität und Freiheit als kosmologisches Problem bedeutet Metaphysik in ursprünglicher Bedeutung genommen die Erkenntnis des übersinnlich Seienden, d. h. des Seienden, das hinausliegt und sofern es hinausliegt über das Sinnliche, über dasjenige Seiende, was der Erfahrung zugänglich ist. Dieses übersinnliche Seiende ist für die überlieferte Metaphysik, an der sich Kant bei seiner Kritik orientiert, bestimmt durch die drei Titel: Seele, Welt, Gott. Seele - und zwar hinsichtlich dessen, woran der Mensch ein besonderes Interesse nimmt, bezüglich ihrer Einfachheit, d. h. Unzerstörbarkeit, d. h. Unsterblichkeit. Welt - d. h. die vorhandene Natur in ihrer Ganzheit und Gott als Grund und Urheber alles Seienden. Seele (1jJ1JX~) ist Gegenstand der Psychologie, Welt (Naturganzes - 'Xo

206 Kausalität und Freiheit als kosmologisches Problem Grundlagen seiner Grundlegung der Metaphysik. In jedem Falle aber - und das ist jetzt das Entscheidende: Kant muß zur Begründung der drei Fragerichtungen und -bezirke auf die Menschennatur zurückgehen. Mit anderen Worten: Er nimmt diese schon überhaupt nicht radikal aus sich selbst, sondern sieht sie bereits aus der Orientierung an den drei genannten Fragebezirken, die ihm selbst überlieferungsgemäß außer Frage stehen, Auf sie hinblickend, zuvor, blickt er erst in die Natur des Menschen. Es liegt also hier schon, ganz abgesehen von der Interpretation des Menschen selbst, ein ganz bestimmter Ansatz des Menschen vor, nämlich so, wie ihn das Christentum sieht. Dieser Ansatz aber ist von vornherein philosophisch nicht notwendig, womit freilich keineswegs behauptet ist, es ließe sich das Wesen des Menschen gleich absolut und an sich freischwebend bestimmen, was man heute vielfach noch glaubt. Es folgt aus all dem nur das eine, sich darauf zu besinnen, daß das Problem des Menschen Schwierigkeiten der Problematik selbst, ganz abgesehen von ihrem jeweiligen geschichtlichen Gehalt, in sich birgt, davon wir ein Geringes kaum zu ahnen beginnen (Metaphysik des Daseins). Die Menschennatur selbst, sagt Kant, nämlich als vernünftige, »werfe sich auf« die Fragen nach Gott, Welt, Seele. Was ist dabei das durchgängig Eigentümliche dieser Fragen, ganz abgesehen von der Verschiedenheit des Sachgehaltes, nach dem sie fragen? Wenn der Mensch als Vernunftwesen in der Weise dieser Fragen sieht, was hat die Vernunft dabei überhaupt )im Sinne

206 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

Grundlagen seiner Grundlegung <strong>der</strong> Metaphysik. In jedem<br />

Falle aber - und das ist jetzt das Entscheidende: Kant muß<br />

zur Begründung <strong>der</strong> drei Fragerichtungen und -bezirke auf die<br />

Menschennatur zurückgehen. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Er nimmt<br />

diese schon überhaupt nicht radikal aus sich selbst, son<strong>der</strong>n<br />

sieht sie bereits aus <strong>der</strong> Orientierung an den drei genannten<br />

Fragebezirken, die ihm selbst überlieferungsgemäß außer Frage<br />

stehen, Auf sie hinblickend, zuvor, blickt er erst in die Natur<br />

des Menschen.<br />

Es liegt also hier schon, ganz abgesehen von <strong>der</strong> Interpretation<br />

des Menschen selbst, ein ganz bestimmter Ansatz des Menschen<br />

vor, nämlich so, wie ihn das Christentum sieht. Dieser<br />

Ansatz aber ist von vornherein philosophisch nicht notwendig,<br />

womit freilich keineswegs behauptet ist, es ließe sich das <strong>Wesen</strong><br />

des Menschen gleich absolut und an sich freischwebend bestimmen,<br />

was man heute vielfach noch glaubt. Es folgt aus all dem<br />

nur das eine, sich darauf zu besinnen, daß das Problem des<br />

Menschen Schwierigkeiten <strong>der</strong> Problematik selbst, ganz abgesehen<br />

von ihrem jeweiligen geschichtlichen Gehalt, in sich birgt,<br />

davon wir ein Geringes kaum zu ahnen beginnen (Metaphysik<br />

des Daseins). Die Menschennatur selbst, sagt Kant, nämlich als<br />

vernünftige, »werfe sich auf« die Fragen nach Gott, Welt,<br />

Seele. Was ist dabei das durchgängig Eigentümliche dieser Fragen,<br />

ganz abgesehen von <strong>der</strong> Verschiedenheit des Sachgehaltes,<br />

nach dem sie fragen? Wenn <strong>der</strong> Mensch als Vernunftwesen in<br />

<strong>der</strong> Weise dieser Fragen sieht, was hat die Vernunft dabei<br />

überhaupt )im Sinne

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