Forschungsprojekt - wiener wohnbau forschung
Forschungsprojekt - wiener wohnbau forschung
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Mit Wolfgang Pöschl wird die Ebene des Diskurses wieder gewechselt.<br />
Zunächst handelt es sich bei den von ihm vorgestellten Themen primär um das<br />
temporäre Wohnen im Hotel: Hotel Anton, St. Anton am Arlberg, realisiert<br />
gemeinsam mit Dieter Comploj und Thomas Thum. Eine bestimmte Überzeugung,<br />
wie Architektur aussehen könne oder solle, bildet gewissermaßen einen Hintergrund,<br />
die Entwicklung des Themas der Bauaufgabe steht zugleich im Vordergrund – jedoch<br />
ohne Behübschung und unnötige Verzierung, ohne den gängigen rustikalen Touch<br />
bei Hotelbauten. Das Hotel wirkt in seiner Zurückhaltung selbstverständlich und<br />
bedeutet eine Wende im gegenwärtigen alpinen Hotelbau.<br />
Die beiden geförderten Wohnbauten erweitern das architektonische Spektrum,<br />
das bis zu diesem Punkt bei der Veranstaltung gezeigt wurde. Doch bevor diese<br />
ausführlich analysiert werden – auch im Unterschied zu den anderen präsentierten<br />
Bauten, seien eben diese in ihrer Gesamtheit reflektiert. So wird jetzt also der Schritt<br />
zum Thema „Bildung“ gemacht. Während Henke Schreieck die Qualität ihrer<br />
Architektur aus der präzisen Setzung klarer Baukörper entwickeln und dies gerade<br />
auch bei ihrer neuen Schule in der Heustadelgasse in Wien tun, so zersplittert Georg<br />
Driendl diesen bei seiner Österreichischen Schule in Budapest gewissermaßen, was<br />
jedoch mit dekonstruktiven Auflösungen nichts zu tun hat. Folglich ist der Grundriss<br />
des neuen Baukörpers klar: Der alte Bau mit seinen beiden Seitenflügeln wird von<br />
einem neuen, im Grundriss rechteckigen Volumen ergänzt; entlang einer lang<br />
gestreckten mittigen Halle liegen die Klassenräume. Doch das Volumen löst sich –<br />
und hier ist zunächst primär die äußere Erscheinung gemeint – in seine gläsernen,<br />
bunten Elemente auf, Fassadenlamellen sind vorgesetzt, die Dächer scheinen über<br />
dem Bau zu schweben und entwickeln in den gekrümmten, ausgreifenden<br />
Elementen schließlich eine besondere Dynamik. Im Inneren ist der undogmatische<br />
Materialmix auffällig.<br />
Der traditionelle massive Baukörper löst sich heute immer stärker auf. Die<br />
Schule in Budapest führt dies exemplarisch vor, gleichsam als Steigerung dessen,<br />
was Arthur Rüegg vor einiger Zeit konstatierte, nämlich dass der „Aufbau eines<br />
Gebäudes … zunehmend demjenigen einer Zwiebel“ gleichen würde. 8 Henke<br />
Schreieck verwenden zwar ähnliche Baustoffe – insbesondere Stahl und Glas 9 -<br />
8 Arthur Rüegg, Abstrakt – vertraut. In: Fenster. Fassade. Annette Gigon/Mike Guyer. Publikationen der ETHZ<br />
Professur Arthur Rüegg. Zürich 1998, S. 42<br />
9 Die Verwendung von Stahl, Glas, Beton, auch Holz ist heute insgesamt vorherrschend. Eine Ausnahme bildet<br />
der Klinker im Inneren der Schule von Driendl. Geputzte Flächen, wie man sie bei den geförderten Wohnbauten<br />
findet, treten ebenfalls mehr und mehr in den Hintergrund.<br />
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