Forschungsprojekt - wiener wohnbau forschung
Forschungsprojekt - wiener wohnbau forschung
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werden. Dies trifft insbesondere auch auf die Küche zu, die nicht nur durch ihre<br />
Atmosphäre, sondern auch die perfekte Reinlichkeit – was wieder Ausdruck<br />
professioneller Organisation aber auch eines entsprechenden Verhaltens der Nutzer<br />
ist – beeindruckt.<br />
Sowohl die Sargfabrik als auch die Miss Sargfabrik – der Name ist im ersten<br />
Fall von der früher am Grundstück existierenden Sargfabrik, im zweiten vom Namen<br />
der Straße, in dem der Bau liegt, nämlich von Missindorfstraße abgeleitet – sind<br />
Mitbestimmungsprojekte. Obwohl es Kontinuitäten sowohl inhaltlicher als auch<br />
architektonisch-konzeptioneller Natur gibt, fallen gerade in der zweiten Hinsicht<br />
Unterschiede auf. Die Idee der Mitbestimmung hat also bei den beiden Projekten<br />
unterschiedliche Konsequenzen, was die Realisierung betrifft, doch jedes Projekt ist<br />
in sich sehr konsequent. Dass hier also ein ästhetisches Wollen seitens der<br />
Architekten die Mitbestimmung leitet bzw. lenkt oder auch lenken muss, sei deshalb<br />
angenommen. Bei der Sargfabrik „ging es um mehr als um ein Verschieben von<br />
Zwischenwänden innerhalb einer vorgegebenen Struktur. In langen Diskussionen<br />
untereinander und mit dem Architektenteam erarbeiteten die BewohnerInnen ihre<br />
Vorstellungen und Ideen, die im Wohnbau schließlich umgesetzt wurden.“ 34 Die<br />
Sargfabrik ordnet ihre Längstrakte so an, dass von einer Art Mitte, die von zwei<br />
parallelen Teilen mit einem japanisch anmutenden Garten dazwischen gebildet wird,<br />
drei Gebäudeflügel windmühlenartig ausgreifen. Als Grundelement fungiert der<br />
einfache Längstrakt mit durchlaufenden Bandfenstern bzw. großflächigen Fenstern in<br />
den verschiedenen Geschossen.<br />
Ausgegangen wird also von einem modernen Prinzip. Indem die Fenster<br />
bündig in der Fassade liegen, wird deren Flächigkeit (samt präzisen Kanten) betont –<br />
ein Kriterium des Internationalen Stils, das Philip Johnson und Henry-Russel<br />
Hitchcock als solches festhielten. Diese „modernen“ Baukörper werden dann<br />
plastisch überformt: mittels der schräg nach außen geklappten Balkonelementen, die<br />
zu einer Art Signet des gesamten Bauwerkes wurden, oder auch den Außentreppen<br />
mit ihren massiven Brüstungen. Die unterschiedlichsten architektonischen Elemente<br />
werden also nicht im Sinne einer Detailgestaltung umgesetzt, sondern als massive<br />
„ganze“ Elemente – was schließlich auch für die Innenräume gilt. Dies verleiht dem<br />
Projekt einen spezifischen Charakter und Ausdruck, ist gewissermaßen aber auch<br />
ökonomisch gedacht. Im Gespräch mit BKK-2 meint Liesbeth Waechter-Böhm, die<br />
34 Jonny Winter in seinem Vortragsabstract, in: Architekturfestival „Turn On“, a.a.O., S. 13<br />
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