Script Grundlagen Syntax - UK-Online
Script Grundlagen Syntax - UK-Online
Script Grundlagen Syntax - UK-Online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Grundlagen</strong> <strong>Syntax</strong><br />
Zum Gegenstand der <strong>Syntax</strong><br />
Unter <strong>Syntax</strong> (von griech. σύν, syn = zusammen und ταξις, taxis = Ordnung) versteht man allgemein<br />
die (Theorie der) Verknüpfung von Zeichen zu komplexeren Einheiten (Syntagmen) und die Analyse<br />
der sich dabei ergebenden (linearen, hierarchischen etc.) Beziehungen zwischen den Zeichen und<br />
Syntagmen. In der Sprachwissenschaft befasst sich die <strong>Syntax</strong> mit der Satzstruktur (vom Wort bis zum<br />
ggf. komplexen Satz), während die Wortstruktur (vom Morphem bis zum Wort) in der Morphologie<br />
und die Textstruktur (vom Satz bis zum Text) in der Textlinguistik behandelt wird.<br />
Die <strong>Syntax</strong> ist das System von Regeln, nach denen Wörter zu wohlgeformten Wortgruppen<br />
(Phrasen, komplexe Konstituenten, Sätze) verknüpft werden.<br />
Die Sätze in (1) zeigen, dass nicht alle möglichen Abfolgen (7!=5040) der sieben beteiligten Wörter zu<br />
einem wohlgeformten Satz führen.<br />
(1) (i) Die Katze liegt gern auf dem Sofa.<br />
(ii) Auf dem Sofa liegt die Katze gern.<br />
(iii) Gern liegt die Katze auf dem Sofa.<br />
(iv) *Die liegt gern Katze auf dem Sofa.<br />
(v) *Auf liegt die Katze gern dem Sofa.<br />
Zwischen manchen Wörtern bestehen in einem Satz also engere Beziehungen. Es gibt folglich<br />
zwischen Wort und Satz eine weitere Ebene, deren Elemente größer sind als Wörter, aber kleiner als<br />
Sätze. Elemente dieser Ebene sind sog. Konstituenten. Jedes Wort ist eine Konstituente, aber auch<br />
Wortfolgen können eine Konstituente bilden.<br />
Konstituentenstruktur<br />
Die Konstituentenstruktur beruht auf einer Teil-Ganzes-Relation, d. h. der Zusammenfügung<br />
einfacher Konstituenten (Wort) zu komplexen Konstituenten (Wortgruppe). Komplexe Konstituenten<br />
werden auch als Phrase bezeichnet und sind i. d. R. als Ganzes durch ein Wort ersetzbar bzw. nur als<br />
Ganzes verschiebbar.<br />
Eine Konstituentenanalyse kann durch hierarchische Gliederung (Strukturbaum) oder Klammerung<br />
dargestellt werden:<br />
[Die Katze] [liegt] [gern] [auf [dem Sofa]]<br />
In Strukturbäumen spricht man auch von Blättern, Knoten etc., welche in Mutter- Tochter- und<br />
Schwesternrelationen zueinander stehen: Ein Mutterknoten dominiert [o. besteht aus, enthält] seine<br />
Töchter / seine unmittelbaren Konstituenten.<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 1/6
Konstituententests<br />
Um den Konstituentenstatus von Wörtern bzw. Wortfolgen zu bestimmen, lassen sich eine Reihe von<br />
Konstituententests heranziehen:<br />
Permutationstest: Was sich umstellen lässt, ist eine Konstituente. Untertyp: Topikalisierungstest (Umstellung<br />
von Konstituenten ins Vorfeld, s. unten). Bsp: [auf dem Sofa] liegt die Katze gern.<br />
Substitutionstest:<br />
Tilgungstest:<br />
Was sich ersetzen lässt, ist eine Konstituente. Untertypen: Pronominalisierungstest<br />
(Ersetzung durch Pronomen), Fragetest (Erfragung durch W-Wort). Bsp: auf [dem Sofa]/[ihm]<br />
Was sich in elliptischen Konstruktionen tilgen lässt, ist eine Konstituente. Beachte: Ggf. sind<br />
Konstituenten (z. B. Subjekte) aus anderen Gründen untilgbar. Bsp: Die Katze liegt gern [].<br />
Koordinationstest: Was sich (z. B. mit und, oder usw.) koordinieren lässt, ist eine Konstituente. Bsp: Die Katze liegt<br />
gern [auf dem Sofa] und [auf der Matte].<br />
Beachte: Konstituententests funktionieren nur in eine Richtung: Besteht ein Element einen Test,<br />
handelt es sich um eine Konstituente, es gilt aber nicht der Umkehrschluss, dass es sich um keine<br />
Konstituente handelt, sobald ein Test fehlschlägt. Mit anderen Worten muss nicht jede Konstituente<br />
jeden Test erfolgreich durchlaufen, um Konstituentenstatus aufzuweisen.<br />
Syntaktische Kategorien<br />
Nachdem ein Satz über die Teil-Ganzes-Relation hierarchisch in Konstituenten und Teilkonstituenten<br />
zerlegt wurde, kann man die einzelnen Konstituenten beschreiben, indem man sie klassifiziert: Ähnliche<br />
Konstituenten(-typen) werden zu Klassen/Arten/Gruppen/Gattungen, zu sog. syntaktischen<br />
Kategorien zusammengefasst.<br />
Eine syntaktische Kategorie ist (ein Name für) eine Menge von einfachen oder komplexen<br />
Ausdrücken mit gemeinsamen syntaktisch relevanten Eigenschaften (z. B. dieselbe syntaktische<br />
Distribution).<br />
Die kleinstmöglichen Konstituenten eines Satzes sind seine einzelnen Wörter. Auf der untersten Ebene<br />
der Konstituentenstruktur stehen also die sog. lexikalischen Elemente. Aus der Klassifizierung von<br />
Wörtern ergibt sich ihre lexikalische Kategorie (z. B. Nomen, Verb oder Adjektiv). Sie wird in der<br />
traditionellen Grammatik auch einfach Wortart genannt. Auch größere Konstituenten (Wortgruppen,<br />
Phrasen) lassen sich nach dem gleichen Verfahren klassifizieren, woraus sich dann ihre sog. phrasale<br />
Kategorie (z. B. Nominalphrase, Verbalphrase, Adjektivphrase) ergibt.<br />
Die zehn klassischen Wortarten: (gebräuchliche Alternativbezeichnungen und Kürzel in Klammern)<br />
Nomen (Substantiv, N)<br />
Adjektiv (Adj, A)<br />
Artikel (Determinator, Det)<br />
Pronomen<br />
Numeral (Quantifizierer, Q)<br />
Verb (V)<br />
Haus, Mann (Gattungsnamen) Heiko, Mexiko (Eigennamen) Laub, Polizei<br />
(Kollektiva) Treue, Freiheit (Abstrakta) Milch, Torf (Stoffnamen)<br />
gut, schön, heutig, treu, der gute Wein (attributive Verwendung) der Wein ist gut<br />
(prädikative Verwendung) der Wein schmeckt gut (adverbiale Verwendung)<br />
der/die/das, dieser/diese/dieses (definit) ein-, kein- (indefinit) mein-, dein-, sein-<br />
(possessiv) all-, manch-, jed-, viel- (möglicherweise auch quantifizierend)<br />
ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie (Personalpronomen) wer, wie was<br />
(Interrogativpronomen) der, welcher (Relativpronomen) jemand, etwas<br />
eins, zwei, drei (Kardinale) erster, zweiter, dritter (Ordinale) Dutzend, hundert<br />
lesen, geben, schlafen (Vollverben) haben, sein, werden (Auxiliare/Hilfsverben)<br />
können, sollen, wollen (Modalverben) werden, bleiben, sein (Kopulaverben)<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 2/6
Präposition (Adposition, Präp, P)<br />
Konjunktion (Complementizer, C)<br />
Adverb (Adv)<br />
Interjektion<br />
(Partikel) (zusätzliche Kategorie)<br />
in, an, auf, zwischen, unter, wegen (Präpositionen) hinunter, entlang<br />
(Postpositionen) um ... willen (Zirkumpositionen)<br />
und, aber, oder (koordinierende Konjunktion) dass, ob, weil, nachdem, während<br />
(subordinierende Konjunktion/Subjunktion)<br />
heute, morgen bald (temporal) hier, innen, dort (lokal) oft, gerne (modal)<br />
hoffentlich, leider, vielleicht, dummerweise (Satzadverben)<br />
ach, ah, pfui, hm, also<br />
ja wohl, doch (Modalpartikeln) nur, bloß, allein (Fokuspartikeln) auch, sogar,<br />
selbst (Gradpartikeln) nicht, gar nicht (Negationspartikeln) sehr, zu, ziemlich<br />
(Intensitäts-/Steigerungspartikeln) ja, nein (Antwortpartikel)<br />
Beachte: Die klassische Wortarteinteilung kannte keine Partikeln (sing. die Partikel), außerdem gibt es<br />
noch einen zweiten, weiteren Partikelbegriff, der sämtliche unflektierbaren Wortarten umfasst (s.<br />
nächste Tabelle). Die oben gezeigte Einteilung ist nicht unbedingt stringent, sondern mischt<br />
verschiedene Kriterien ohne den Vorrang bzw. die Reihenfolge der Kriterien immer genau zu regeln<br />
(problematisch vor allem bei den Numeralen, Pronomen und Artikeln).<br />
Syntaktische Kategorien werden häufig nach morphologischen (Flexionsverhalten) und<br />
syntaktischen Kriterien (Distribution, vgl. syntagmatische und paradigmatische Relation), seltener<br />
auch nach semantischen Kriterien (Bedeutung) eingeteilt. Daneben wären auch phonologische,<br />
orthographische (Großschreibung) usw. Kriterien denkbar. Welche Kriterien verwendet werden und wie<br />
diese gewichtet werden, hängt auch von der Anwendung ab.<br />
Wortarten nach Flexionsverhalten: („Fünf-Wortarten-Lehre“ vgl. z. B. Duden 2005: 133)<br />
Wörter<br />
konjugierbar<br />
festes Genus<br />
flektierbar<br />
deklinierbar<br />
komparierbar<br />
Verb Nomen Adjektiv<br />
variables Genus<br />
unkomparierbar<br />
Artikel,<br />
Pronomen<br />
unflektierbar<br />
(„Partikeln“)<br />
Adverb,<br />
Präposition,<br />
Konjunktion,<br />
Interjektion<br />
Konjugation Person 1. Person, 2. Person, 3. Person<br />
Numerus<br />
Singular, Plural<br />
Modus<br />
Indikativ, Konjunktiv, Imperativ<br />
Tempus<br />
Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II<br />
Genus verbi/Diathese Aktiv, Passiv, Medium<br />
Deklination Kasus Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv<br />
Numerus<br />
Singular, Plural<br />
Genus<br />
Maskulinum, Femininum, Neutrum<br />
Komparation<br />
Positiv, Komparativ, Superlativ<br />
Wortarten nach Distribution: (Beispiele)<br />
Nomen, Adjektiv, Artikel<br />
syntagm./paradigm. Relation: [Artikel + Adjektiv + Nomen] Nominalgruppe<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 3/6
Pronomen<br />
Verb<br />
Präposition<br />
subord. Konjunktion<br />
koord. Konjunktion<br />
Interjektion<br />
paradigm. Relation: statt Nominalgruppe<br />
syntagm./paradigm. Relation: [Angaben/Ergänzungen + infin. Verb] Verbalgruppe<br />
syntagm./paradigm. Relation: [Präposition + Nominalgruppe] Präpositionalgruppe<br />
syntagm./paradigm. Relation: [Subjunktion + Satz] Nebensatz<br />
syntagm. Relation: verknüpft gleiches: Element A + Konjunktion + Element B<br />
syntagm./paradigm. Relation: satzwertig, syntaktisch isoliert<br />
Wortarten nach Bedeutung:<br />
Objekt / Individuum Eigenschaft Ereignis / Tätigkeit<br />
zeitstabil >>>>>>>>>>>>>> dynamisch<br />
Nomen Adjektiv Verb<br />
Syntaktische Funktionen<br />
Neben der Kategorie von einfachen und komplexen Konstituenten (Wortarten/phrasale Kategorien)<br />
kann man auch deren jeweils vorgefundene Funktion bestimmen, also die Beziehung(en) zwischen<br />
einer Konstituente und ihrer jeweiligen syntaktischen Umgebung.<br />
Eine syntaktische Funktion ist (ein Name für) eine Relation zwischen zwei Ausdrücken.<br />
Die wichtigsten Kriterien/Teilrelationen für syntaktische Funktionen sind:<br />
syntaktische Abhängigkeit: Von welchem anderen Ausdruck ist der Ausdruck syntaktisch abhängig?<br />
Bsp.: Wenn B ohne A vorkommen kann, A aber nicht ohne B, ist A syntaktisch<br />
abhängig von B.<br />
Valenzabhängigkeit:<br />
Rektion:<br />
A ist valenzabhängig [Ergänzung, Argument, Komplement] von B genau dann,<br />
wenn das Vorkommen von A lexemspezifisch von B abhängt (quantitative<br />
Valenz, Stelligkeit). Alternativ: wenn A von B eine Theta-Rolle zugewiesen wird.<br />
A ist von B (in der morphologischen Kategorie F) regiert, genau dann, wenn die<br />
Form von A (Kasus, Präposition) lexemspezifisch von B abhängig ist (F ist also<br />
lexemspezifisch von B abhängig).<br />
Kongruenz: A und B tragen dieselbe morphologische Kategorie F.<br />
Beachte: Es gibt auch einen anderen, rein strukturellen Rektionsbegriff (Rektion als besondere<br />
strukturelle Konfiguration).<br />
Valenzabhängigkeit ≠ Obligativität: Ergänzungen/Argumente können auch fakultativ (also weglassbar)<br />
sein. Angaben/Modifikatoren (valenzfreie Elemente) sind allerdings immer fakultativ. Weggelassene<br />
Argumente werden normalerweise mitverstanden (z. B. Du gibst! beim Kartenspielen).<br />
Beispiele für Argumente<br />
einstelliges Verb: Peter x arbeitet. ARBEIT(x)<br />
zweistelliges Verb: Peter x besucht Inge y . BESUCH(x,y)<br />
dreistelliges Verb: Peter x gibt Inge y [das Buch] z GEB(x,y,z)<br />
Beispiele für Modifikatoren (hier: valenzfreie Adverbiale)<br />
Peter schwimmt nicht.<br />
NICHT(SCHWIMM(x))<br />
Peter schwimmt freiwillig. FREIWILLIG(SCHWIMM(x))<br />
Peter schwimmt im See.<br />
IM_SEE(SCHWIMM(x))<br />
Die syntaktischen Funktionen von Konstituenten, welche syntaktisch vom (finiten) Verb abhängig sind,<br />
heißen in der traditionellen Grammatik Satzglieder. Sie lassen sich nach den oben genannten Kriterien<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 4/6
(vor allem Valenz und Rektion, Untertypen nach Rektionsart oder Semantik) genauer bestimmen bzw.<br />
unterteilen (siehe unten). Die syntaktische Funktion von Konstituenten, welche syntaktisch nicht vom<br />
finiten Verb (sondern z. B. von einem Nomen oder einer Präposition) abhängig sind, heißt in der<br />
traditionellen Grammatik Attribut. Ist eine Konstituente von einem anderen Attribut abhängig, kann<br />
man sie als Attribut zweiten Grades bezeichnen. Die traditionelle Grammatik unterscheidet Attribute<br />
nicht nach Valenz und Rektion (satzzentrierter Ansatz).<br />
regiert<br />
Subjekt<br />
(Nominativrektion,<br />
Kongruenz mit fin. Verb)<br />
Max isst den Kuchen.<br />
Objekt<br />
(andere Rektion)<br />
Akkusativobjekt<br />
Max isst den Kuchen.<br />
Dativobjekt<br />
Max hilft seiner Mutter.<br />
Genitivobjekt<br />
Max gedenkt der Opfer.<br />
Präpositionalobjekt<br />
Max denkt an Paula.<br />
valenzgebunden<br />
[Ergänzung, Argument]<br />
Satzglied<br />
(vom fin. Verb abhängig)<br />
nicht-regiert<br />
Prädikativ<br />
(sekundärer Bezug<br />
zu Subjekt/Objekt<br />
Max ist ein Kind / jung.<br />
valenzgebundenes<br />
Adverbial<br />
Temporalergänzung<br />
Das Spiel dauert 90 Minuten.<br />
Lokalergänzung<br />
Max wohnt in München.<br />
Modalergänzung<br />
Max fühlt sich wohl.<br />
Kausalergänzung<br />
usw.<br />
valenzfrei<br />
[Angabe, Modifikator]<br />
valenzfreies<br />
Adverbial<br />
Temporalangabe<br />
Lokalangabe<br />
Modalangabe<br />
Kausalangabe<br />
usw.<br />
Max spielt jeden Tag gerne im Hof.<br />
Attribut<br />
(nicht vom fin. Verb<br />
abhängig)<br />
Attribute sind keine<br />
Satzglieder, sondern<br />
Teil einer<br />
Nominalgruppe,<br />
Präpositionalgruppe,<br />
Adjektivgruppe etc.<br />
und als solches i. A. nur<br />
zusammen mit ihrem<br />
Bezugselement<br />
umstellbar, während<br />
Satzglieder allgemein<br />
im Satz verschiebbar<br />
sind.<br />
der Brief des Freundes<br />
auf dem Tisch<br />
dem König treu<br />
Das topologische Feldermodell<br />
Neben hierarchischen Beziehungen (Konstituenten), gelten im Satz ebenfalls bestimmte Bedingungen<br />
für die lineare Abfolge von Wörtern bzw. Konstituenten. So unterscheidet man im Deutschen nach der<br />
Stellung des finiten Verbs grundsätzlich drei verschiedene Satztypen (V1, V2, VE). Außerdem kann<br />
man Sätze auch nach ihrem diskurssemantisch-pragmatischen Zweck (z. B. Aussage, Frage, Befehl<br />
etc.) oder nach Haupt- und Nebensatz, Komplexität usw. differenzieren:<br />
(V1) Verb-Erst-Satz Entscheidungsfragen, Imperativsätze, uneingeleitete Nebensätze<br />
(V2) Verb-Zweit-Satz Deklarativsätze, Ergänzungsfragen<br />
(VE) Verb-End-Satz konjunktional eingeleitete Nebensätze, Relativsätze, indirekte Fragesätze<br />
Mit dem topologischen Feldermodell (zurückgehend auf Drach 1936) können diese Unterschiede<br />
näher beschrieben werden. Bei der Felderanalyse geht man davon aus, dass es eine feste Abfolge von<br />
Feldern gibt, auf die sich die Konstituenten eines Satzes nach bestimmten Prinzipien aufteilen lassen.<br />
Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld<br />
V1 finites Verb Konstituente(n) infinites Verb Konstituente<br />
V2 eine Konstituente finites Verb Konstituente(n) infinites Verb Konstituente<br />
VE subord. Konjunktion Konstituente(n) (in)finites Verb Konstituente<br />
(obligatorisch / fakultativ)<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 5/6
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Im Vorfeld (VF) kann nur genau eine (allerdings beliebig komplexe) Konstituente stehen.<br />
In der linken Satzklammer (LSK) steht entweder das finite Verb (in einem selbständigen Satz)<br />
oder eine subordinierende Konjunktion (in einem unselbständigen Satz).<br />
Im Mittelfeld (MF) stehen beliebig viele (oder auch gar keine) Konstituenten, deren Abfolge<br />
‚freier‘ ist als die der übrigen Konstituenten im Satz.<br />
In der rechten Satzklammer (RSK) stehen die infiniten Verben (oder Verbteile). Ist die linke<br />
Satzklammer durch eine Konjunktion besetzt, so stehen hier auch die finiten Verben bzw.<br />
Verbteile.<br />
Das Nachfeld (NF) beinhaltet oft ‚schwere‘ Konstituenten, wie z. B. Objekt- oder Relativsätze.<br />
Daneben existieren spezielle Erweiterungen um bspw. ein Vor-Vorfeld oder eine<br />
Koordinationsposition.<br />
VF LSK MF RSK NF<br />
dass<br />
[Peter] [der Oma] [beim Spaziergang] [die Handtasche] geklaut hat<br />
Peter hat [die Handtasche][der Oma] [beim Spaziergang] geklaut<br />
[Die Handtasche] hat [Peter] [beim Spaziergang][der Oma] geklaut<br />
Klaut<br />
[Peter] [der Oma] [beim Spaziergang] [die Handtasche]<br />
Klaus meint [dass Peter der Oma beim<br />
Spaziergang die<br />
Handtasche geklaut hat]<br />
S. Bank Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen 6/6