Volltext Prokla 22
Volltext Prokla 22 Volltext Prokla 22
meinen gar nicht bewu8t sein. Sie, die nach def Auffassung vieler Familiensoziologen im Zentrum def "Keimzelle def Gesellschaft", der Familie stehen, verstehen von den Ursachen und Erscheinungen dieser Gesellschaft wenig, ihr Gesichtskreis ist beschrankt, die "Welt" kommt ihnen zumeist in winzigen Segmenten, wenn uberhaupt, z.B. tiber ihren erwerbstatigen Mann, ins "Haus"! Diese Beschdinktheit def Nur-Hausfrau auf einen engen Lebensbereich, ihr Unverstiindnis fUr gesellschaftliche Prozesse ist ein wesentlicher Grund fUr die sozialistische Forderung nach der Einbeziehung def Frauen der Arbeiterklasse in die Produktion, denn soweit die Arbeiterfrau Hausfrau ist, nimmt sie an dieser Beschranktheit teil, fehlt fur die Basis fUr das Verstandnis dieser Gesellschaft als einer kapitalistischen. In der sozialistischen Literatuf wird je nachdem mehr def objektive oder der subjektive Aspekt dieser Forderung betont. Zum einen wird das weitertreibende Moment hervorgehoben, das generell die Arbeit im gesellschaftlichen Produktionsproze£, besonders seit def Entstehung def groBen Industrie habe. Nachdem im Zuge der Entwicklung def Produktivkraft def Arbeit def Frauen - bedingt durch die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern - aus def gesellschaftlichen Produktion ausgeschieden seien, beginne nunmehr ihre Wiedereingliederung im groBen Maj~stab. Was bei der Widerspruchlichkeit des Kapitalismus bedeutet, daB neue, positive Formen sozusagen im Keirn schon im Alten enthalten sind, zugleich aber durch die Perversion aller Verhaltnisse im Kapitalismus nur entstellt erscheinen kbnnen (55). Zum anderen wird die Mbglichkeit der Veranderung des Bewu£tseins der Frauen durch fure Teilnahme an der kapitalistischen Produktion betont. Indem sie am Arbeitspiatz die gleiche oder noch schlimmere Unterdruckung als die mannlichen Arbeiter erfahfen, kbnnen sie leInen, sich als Teil des Proletariats zu begreifen, das seine Lage nur durch die Entschlossenheit alier Arbeiter, Manner wie Frauen, andern kann (56). Es sei hier zunachst einmal deutlich ausgesprochen, daB wir die eben skizzierte Forderung nach der Einbeziehung der Frauen in die "gesellschaftliche Produktion" ganz allgemein fUr richtig halten; nur so kann letzten Endes def beschrankte Gesichtskreis def in def Familie eingeschlossenen Mutter und Hausfrau durchbrochen werden und kann sie einen gleichberechtigten Platz neben dem Mann einnehmen. Die eigentlichen Probleme beginnen aber erst, wenn man sich 55 VgL Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW Ed. 23, S. 514. Dazu auch Jorgen Kuczynski (Studien zur Geschichte der Lage der A.rbeiterin in Deutschland von 1700 bis WI Gegenwart. In: ders., Die Geschichte de! Lage de! Arbeiter unter dern Kapitalisrnus. Tell I, Ed. 18, Berlin 1963, S.138): "Und doch dilrfen wir nicht iibersehen, welch grof>e Bedeutung die Industriearbeit fOr die Entwicklung def Frau hat. Marx und Engels haben auf die entscheidende Rolle der Albeit f1ir die Entwicklung des Menschen hingewiesen. Und rnehr: sie haben auch gezeigt, wie de! Fortschritt in den Arbeitsrnethoden einen Fortschritt in der Entwicklung des Menschen bringt." 56 Vgl. Nadeshda K. Krupskaja (Sozialistische Padagogik, Bd. 4, Berlin 1967, S. 22-24): Neben fur arbeiten Hunderte andere Arbeiter und Arbeiterinnen unter den gleichen Bedingungen wie sie. Alles, was sie selbst bedriickt, das ernport auch die anderen." (S. 22) "Die WOlte: ,Aile fUr einen, einer flir aile' werden der Fabrikarbeiterin immer verstand Hcher." (3. 23) 41
- Seite 34: Die Frage nach der Organisation der
- Seite 38: Wie in anderen, einfacheren Produkt
- Seite 42: sitzer trennen, d.h. ihr Verbrauch,
- Seite 46: viele Arbeiten, we1che die herrsche
- Seite 50: Stelle sogenannte "lobverhalten". E
- Seite 54: Diese nur in groben Grundziigen dar
- Seite 58: schaftli~he Produktion" (24) zu ver
- Seite 62: Wir k6nnen dieser Tabelle weiter en
- Seite 66: dab daher der "Gesamtkapitalist", d
- Seite 70: und Bildungsplanung ist, ja sogar a
- Seite 74: fassenden ProzeE der Umwandlung def
- Seite 78: ereich beschaftigten Soziologen und
- Seite 82: zen begonnen Mtte und damit ab 1971
- Seite 88: self' hatte, so ware der Vorteil da
- Seite 92: der Frau durch ihre Einbeziehung in
- Seite 96: grofi,e Interesse an der eigenen Ar
- Seite 100: (67): "Die Frau def unterdruckten K
- Seite 104: oder nur eine Anlemausbildung, nur
- Seite 108: leisten zu konnen, mit der Arbeit a
- Seite 112: sation, von der sie wahrscheinlich
- Seite 116: Zwangen "des Lebens" weniger unterw
- Seite 120: Forderungen und Quertreibereien" (9
- Seite 124: Nachwort 1m folgenden werden die we
- Seite 128: Bei Anerkennung dieser notwendigen
- Seite 132: Zur Emanzipationsdiskussion im "lah
meinen gar nicht bewu8t sein. Sie, die nach def Auffassung vieler Familiensoziologen<br />
im Zentrum def "Keimzelle def Gesellschaft", der Familie stehen, verstehen<br />
von den Ursachen und Erscheinungen dieser Gesellschaft wenig, ihr Gesichtskreis<br />
ist beschrankt, die "Welt" kommt ihnen zumeist in winzigen Segmenten, wenn<br />
uberhaupt, z.B. tiber ihren erwerbstatigen Mann, ins "Haus"!<br />
Diese Beschdinktheit def Nur-Hausfrau auf einen engen Lebensbereich, ihr<br />
Unverstiindnis fUr gesellschaftliche Prozesse ist ein wesentlicher Grund fUr die<br />
sozialistische Forderung nach der Einbeziehung def Frauen der Arbeiterklasse<br />
in die Produktion, denn soweit die Arbeiterfrau Hausfrau ist, nimmt sie an dieser<br />
Beschranktheit teil, fehlt fur die Basis fUr das Verstandnis dieser Gesellschaft als<br />
einer kapitalistischen. In der sozialistischen Literatuf wird je nachdem mehr def<br />
objektive oder der subjektive Aspekt dieser Forderung betont. Zum einen wird<br />
das weitertreibende Moment hervorgehoben, das generell die Arbeit im gesellschaftlichen<br />
Produktionsproze£, besonders seit def Entstehung def groBen Industrie<br />
habe. Nachdem im Zuge der Entwicklung def Produktivkraft def Arbeit def<br />
Frauen - bedingt durch die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern - aus<br />
def gesellschaftlichen Produktion ausgeschieden seien, beginne nunmehr ihre<br />
Wiedereingliederung im groBen Maj~stab. Was bei der Widerspruchlichkeit des<br />
Kapitalismus bedeutet, daB neue, positive Formen sozusagen im Keirn schon im<br />
Alten enthalten sind, zugleich aber durch die Perversion aller Verhaltnisse im Kapitalismus<br />
nur entstellt erscheinen kbnnen (55). Zum anderen wird die Mbglichkeit<br />
der Veranderung des Bewu£tseins der Frauen durch fure Teilnahme an der kapitalistischen<br />
Produktion betont. Indem sie am Arbeitspiatz die gleiche oder noch<br />
schlimmere Unterdruckung als die mannlichen Arbeiter erfahfen, kbnnen sie leInen,<br />
sich als Teil des Proletariats zu begreifen, das seine Lage nur durch die Entschlossenheit<br />
alier Arbeiter, Manner wie Frauen, andern kann (56).<br />
Es sei hier zunachst einmal deutlich ausgesprochen, daB wir die eben skizzierte<br />
Forderung nach der Einbeziehung der Frauen in die "gesellschaftliche Produktion"<br />
ganz allgemein fUr richtig halten; nur so kann letzten Endes def beschrankte<br />
Gesichtskreis def in def Familie eingeschlossenen Mutter und Hausfrau<br />
durchbrochen werden und kann sie einen gleichberechtigten Platz neben dem<br />
Mann einnehmen. Die eigentlichen Probleme beginnen aber erst, wenn man sich<br />
55 VgL Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW Ed. 23, S. 514. Dazu auch Jorgen Kuczynski<br />
(Studien zur Geschichte der Lage der A.rbeiterin in Deutschland von 1700 bis WI Gegenwart.<br />
In: ders., Die Geschichte de! Lage de! Arbeiter unter dern Kapitalisrnus. Tell I,<br />
Ed. 18, Berlin 1963, S.138): "Und doch dilrfen wir nicht iibersehen, welch grof>e Bedeutung<br />
die Industriearbeit fOr die Entwicklung def Frau hat. Marx und Engels haben<br />
auf die entscheidende Rolle der Albeit f1ir die Entwicklung des Menschen hingewiesen.<br />
Und rnehr: sie haben auch gezeigt, wie de! Fortschritt in den Arbeitsrnethoden einen<br />
Fortschritt in der Entwicklung des Menschen bringt."<br />
56 Vgl. Nadeshda K. Krupskaja (Sozialistische Padagogik, Bd. 4, Berlin 1967, S. <strong>22</strong>-24):<br />
Neben fur arbeiten Hunderte andere Arbeiter und Arbeiterinnen unter den gleichen Bedingungen<br />
wie sie. Alles, was sie selbst bedriickt, das ernport auch die anderen." (S. <strong>22</strong>)<br />
"Die WOlte: ,Aile fUr einen, einer flir aile' werden der Fabrikarbeiterin immer verstand<br />
Hcher." (3. 23)<br />
41