Volltext Prokla 22

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22.11.2013 Aufrufe

zen begonnen Mtte und damit ab 1971 jahrlich etwa 16 500 Absolventen fertig wiirden (54). Die lahl der erforderlichen Studienplatze ist gr6~er als die Platze an allen westdeutschen Padagogischen Hochschulen zusammengenommen; ganz abgesehen von der Tatsache, da~ nach der gleichen Bildungsplanung bis 1980 auch fast 600 000 Lehrer fUr allgemeinbildende Schulen und fast 100 000 Hochschuldozenten auszubilden waren. Das Bemerkenswerteste an diesen lahlen ist aber, da~ sie aus keiner Bedarfsplanung der Bundesregierung stammen, weil es eine solche gar nicht gibt. Von einer fortschreitenden Auslagerung der Erziehungsfunktionen von der Familie auf gesellschaftliche Institutionen zu sprechen, scheint jedenfalls in der BRD durchaus verfrtiht. lumal wir die Altersstufe von Obis 3 Jahren Uberhaupt nicht berlicksichtigt haben, weil sie auch in den Bildungsplanen und -diskussiotlen nicht er6rtert wird. Die Arbeit und Mtihe bei der Aufzucht und Erziehung der Kleinkinder scheint also vorerst weiterhin auf den Frauen und besonders den MUttern zu lasten; und schon gar nicht kann eine relevante "Freisetzung" der Mutter von dieser Tiitigkeit im HinbHck auf eine "Einbeziehung in die gesellschaft­ Hche Produktion" erwartet werden, sondern vielmehr weiterhin die Doppel- und Dreifachbelastung als Normalfall fUr jene Frauen, die Mutter werden und bei denen das Familieneinkommen (in der Regel das des Mannes) so knapp ist, da~ der Lebensunterhalt nicht bestritten werden kann. 6. Die Widerspriichlichkeit der Forderung ,nach der Einbeziehung der Frauen in die Produktion als notwendigem Schritt zu ihrer gesellschaftlichen Emanzipation. Der besondere Fall der Mutter 1m bisherigen Verlauf der vorliegenden Arbeit wurde dargestellt, welchen Stellenwert die besondere, meistens von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit der Kinderaufzucht im Kapitalismus hat, und wie sich die natlirliche Arbeitsteilung, die auf der Tatsache beruht, da~ die Frauen die Kinder bekommen, zur herrschaftsma~igen Arbeitsteilung mit allen Folgen fUr die Einschatzung d~r Frauenarbeit allgemein ausbildete. MUtter und Hausfrauen flihren in gewisser Weise durch ihre unbezahlte Arbeit innerhalb der Familie eine Existenz au~erhalb der im Kapitalismus herrrschenden Normen; ihre weitgehend auf vorkapitalistischen Strukturen beruhenden Verhaltensweisen kitten die Risse, die aus der kennzeichnenden Unfahigkeit kapittalistischer Gesellschaften entstanden sind, die Aufzucht der nachsten Generation allein aus den eigenen Prinzipien dieser Gesellschaftsordnung zu organisieren. Ein wirklich tragfahiges Konzept der Kinderaufzucht und -erziehung hat noch keine kapitalistische Gesellschaft entwickeln k6nnen - Versorgung und Erziehungjedenfalls des kleinen Kindes ist prinzipiell "Privatsache", und die Ergiinzung der Gesellschaft durch die grundsatzlich anders strukturierte Familie ist anscheinend eine unentbehrliche Bedingung dieser Gesellschaft, selbst wenn der Bereich der Familie immer mehr von ihr eingeengt und Uberformt wird. Den Frauen kann - gerade auf Grund ihrer "privaten" Sonderexistenz - diese spezifische Funktion im allge- 40

zen begonnen Mtte und damit ab 1971 jahrlich etwa 16 500 Absolventen fertig<br />

wiirden (54). Die lahl der erforderlichen Studienplatze ist gr6~er als die Platze<br />

an allen westdeutschen Padagogischen Hochschulen zusammengenommen; ganz<br />

abgesehen von der Tatsache, da~ nach der gleichen Bildungsplanung bis 1980 auch<br />

fast 600 000 Lehrer fUr allgemeinbildende Schulen und fast 100 000 Hochschuldozenten<br />

auszubilden waren. Das Bemerkenswerteste an diesen lahlen ist aber,<br />

da~ sie aus keiner Bedarfsplanung der Bundesregierung stammen, weil es eine<br />

solche gar nicht gibt.<br />

Von einer fortschreitenden Auslagerung der Erziehungsfunktionen von der<br />

Familie auf gesellschaftliche Institutionen zu sprechen, scheint jedenfalls in der<br />

BRD durchaus verfrtiht. lumal wir die Altersstufe von Obis 3 Jahren Uberhaupt<br />

nicht berlicksichtigt haben, weil sie auch in den Bildungsplanen und -diskussiotlen<br />

nicht er6rtert wird. Die Arbeit und Mtihe bei der Aufzucht und Erziehung der<br />

Kleinkinder scheint also vorerst weiterhin auf den Frauen und besonders den<br />

MUttern zu lasten; und schon gar nicht kann eine relevante "Freisetzung" der<br />

Mutter von dieser Tiitigkeit im HinbHck auf eine "Einbeziehung in die gesellschaft­<br />

Hche Produktion" erwartet werden, sondern vielmehr weiterhin die Doppel- und<br />

Dreifachbelastung als Normalfall fUr jene Frauen, die Mutter werden und bei<br />

denen das Familieneinkommen (in der Regel das des Mannes) so knapp ist, da~<br />

der Lebensunterhalt nicht bestritten werden kann.<br />

6. Die Widerspriichlichkeit der Forderung<br />

,nach der Einbeziehung der Frauen in die Produktion<br />

als notwendigem Schritt zu ihrer gesellschaftlichen Emanzipation.<br />

Der besondere Fall der Mutter<br />

1m bisherigen Verlauf der vorliegenden Arbeit wurde dargestellt, welchen Stellenwert<br />

die besondere, meistens von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit der Kinderaufzucht<br />

im Kapitalismus hat, und wie sich die natlirliche Arbeitsteilung, die auf<br />

der Tatsache beruht, da~ die Frauen die Kinder bekommen, zur herrschaftsma~igen<br />

Arbeitsteilung mit allen Folgen fUr die Einschatzung d~r Frauenarbeit allgemein<br />

ausbildete. MUtter und Hausfrauen flihren in gewisser Weise durch ihre unbezahlte<br />

Arbeit innerhalb der Familie eine Existenz au~erhalb der im Kapitalismus herrrschenden<br />

Normen; ihre weitgehend auf vorkapitalistischen Strukturen beruhenden<br />

Verhaltensweisen kitten die Risse, die aus der kennzeichnenden Unfahigkeit kapittalistischer<br />

Gesellschaften entstanden sind, die Aufzucht der nachsten Generation<br />

allein aus den eigenen Prinzipien dieser Gesellschaftsordnung zu organisieren. Ein<br />

wirklich tragfahiges Konzept der Kinderaufzucht und -erziehung hat noch keine<br />

kapitalistische Gesellschaft entwickeln k6nnen - Versorgung und Erziehungjedenfalls<br />

des kleinen Kindes ist prinzipiell "Privatsache", und die Ergiinzung der Gesellschaft<br />

durch die grundsatzlich anders strukturierte Familie ist anscheinend eine<br />

unentbehrliche Bedingung dieser Gesellschaft, selbst wenn der Bereich der Familie<br />

immer mehr von ihr eingeengt und Uberformt wird. Den Frauen kann - gerade<br />

auf Grund ihrer "privaten" Sonderexistenz - diese spezifische Funktion im allge-<br />

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