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Volltext Prokla 22

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fassenden ProzeE der Umwandlung def Produktionsbedingungen, der irnmanenten<br />

GesetzmaBigkeiten zu folgen scheint, tatsachlich jedoch den Verwertungsbedtirfnissen<br />

des Kapitals entspringt. Diesen ProzeE und seine Auswirkungen auf die<br />

Bildungspolitik im einzelnen zu beschreiben, wiirde im Rahmen dieser Arbeit zu<br />

weit fOOren (46). Wir wollen ihn hier nur skizzieren, urn ganz kurz den objektiven<br />

Hintergrund anzudeuten, vor dem die Bildungsdiskussion stattfindet; dadurch<br />

wird auch deutlich, we1che objektiven Grenzen der Bildungsplanung des Staates<br />

gesetzt sind. Die Rekonstruktionsperiode def westdeutschen Wirtschaft nach 1945,<br />

die Anfang def sechziger Jahre abgeschlossen war, konnte - bedingt durch den Zuwachs<br />

an qualifizierten Arbeitskrliften durch die Fhichtlinge aus den friiheren deutschen<br />

Ostgebieten und def DDR tiber ein groBes Reservoir an qualifizierten Berufen<br />

verfUgen, das der damaligen Arbeitsplatzstruktur ungefahr entsprach. Die Erhohung<br />

def organischen Zusammensetzung des Kapitals, der Einsatz komplizierterer<br />

Maschinen zur Steigerung der Produktivitat, def normalerweise eine Veranderung<br />

def Qualifikations-, d.h. auch der Berufsstruktur erfordert, war in den ftinfziger<br />

Jahren noch kaum in Gang gekommen; es wurden vor aHem Neuinvestitionen auf<br />

der bisherigen technologischen Basis vorgenommen. So konnte das Kapital lange<br />

auf die verfUgbaren Reserven an qualiflzierter Arbeitskraft zuriickgreifen. Erst mit<br />

dem Ende def Rekonstruktionsperiode wurde fUr viele Kapitalzweige eine Bedarfslticke<br />

auf dem Arbeitsmarkt sptirbar, die den AnstoB dazu lieferte, den Griinden<br />

fUr die fehlenden Qualifikationen genauer nachzugehen. Das Problem, rechtzeitig<br />

Vorsorge fUr die Zeit zu treffen, in der die Arbeitskraftreserven erschopft sein wtirden<br />

bzw. Arbeitskrlifte mit neuen Qualifikationen bereits ausgebildet sein mOOten,<br />

steHte sich also im Nachhinein, als es schon akut war (47). Das AusmaB des Fehlbedarfs,<br />

das die Gefahr einer Verlangsamung des "Produktivitatsfortschritts" heraufbeschwor<br />

(infolge ganz ungentigender Obereinstimmung von SoH und 1st def<br />

Qualifikationsstruktur), fief nun den fUr die weitere Zukunft vorausplanenden<br />

Staat auf den Plan. Allerdings nicht mit einem Schlag, sondem vermittelt tiber die<br />

Offentliche Diskussion tiber die "deutsche Bildungskatastrophe" (dies ist der Titel<br />

def Artikelserie in "Christ und Welt", mit der Georg Picht 1964 diese Diskussion<br />

einleitete) bzw. den Vergleich mit anderen Staaten und deren viel hOheren Bildungsausgaben.<br />

Dies ist, ganz knapp skizziert, der reale Hintergrund hinter dem<br />

"Bildungsbericht '70" und seiner "Forderung nach einem Ausbau der Vorschulerziehung"<br />

als einer "besonders wichtigen" und "vordringlichen bildungspolitischen<br />

Aufgabe" (47a). Wie wenig aber dieser reale Hintergrund von vielen Betciligten realisiert<br />

worden ist, das deutet der Gebrauch des WOItes "Bildung" an, in dem eben<br />

ganz allgemein die alte btirgerliche Vorstellung von der Bildung des Menschen,<br />

46 WiT verweisen in diesem lusammenhang auf die ausflihrliche Darstellung in de! Arbeit<br />

von Gunnar Heinsohn, a.a.O. S. 77-98<br />

47 Vgl. dazu Fran Janossy, Das Ende der Wirtschaftswunder. Erscheinung und Wesen der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung. Frankfurt/M. 1969.<br />

47a Bildungsbericht '70, a.a.O., S. 36, 38.<br />

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