Volltext Prokla 22
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Wir k6nnen dieser Tabelle weiter entnehmen, da£ die Zahl der weiblichen Arbeit·<br />
nehmer noch starker angestiegen ist als die der mannlichen. Wahrend die Steigerung<br />
zwischen 1950 und 1970 bei den Mannern 50% betragt, macht sie bei den<br />
Frauen 83% aus. Diese Steigerung am Anteil der weiblichen Arbeitnehmer findet<br />
abeT, wie aus def Tabelle klar ersichtlich - und dieser Umstand wird von den meisten<br />
Autoren tibersehen! - im wesentlichen in den flinfziger Jahren statt und lauft<br />
def Abnahme def Arbeitslosigkeit von 10 auf 1% parallel. An diesen Zahlen la£t<br />
sich also ganz gut die Funktion der Frauen als versteckte Form der industriellen<br />
Reservearmee zeigen, die sich in einer verstarkten Anziehung durch die kapitalistische<br />
Industrie in Zeiten konjunkturellen Aufschwungs und einem genau so schnellen<br />
Abstof~en in Krisenzeiten au£ert. Man erinnere sich nur an die Rezession von<br />
1966/67, wo dies ein tiberproportionaies Ausscheiden von Frauen bewirkte, auch<br />
z.B. als fftihe "Verrentung" (in der Arbeitslosenstastik werden diese Frauen z.T.<br />
gar nicht sichtbar). Dieses wichtige Merkmal def Frauenlohnarbeit im Kapitalismus<br />
mu£ unbedingt mit in Betracht gezogen werden, wenn langerfristige Prognosen ftir<br />
die starkere Einbeziehung der Arbeitskraft der Frauen gestellt werden sollen. Von<br />
1960 an zeigt der prozentuale Anteil der weiblichen Arbeitnehmer eine auffiillige<br />
Konstanz (vgl. Tabelle 2, Spalte 4); er deckt sich aufberdem weitgehend mit dem<br />
Prozentsatz in mehreren anderen Kapitalistischen Uindern (30), soda£ man vermuten<br />
mu£, da£ hier ein zumindest voriaufiger Stahilisationspunkt erreicht ist.<br />
Ebenfalls verdient die Hypothese Aufmerksamkeh, da£ sich auch langfristig in<br />
kapitalistisch hochentwickelten Uindern der Anteil der Frauenarbeit nicht in erheblichem<br />
Ma£ andert, ausgenommen Sondersituationen, wie langere Hochkonjunktur<br />
bzw. Krieg (30a). 1m Hinblick auf unsere Frage nach der Notwendigkeit<br />
Bonn 1971, S. 16. Auch hier ist die Veranderung seit 1907 (etwa 66%) ziemlich geringfiigig,<br />
vgl. Statist. Jahrbuch 1971, S. 12l.<br />
30 Tabelle 3<br />
Anteil der weiblichen Arbeitnehmer an allen Arbeitnehmern* in ausgewahlten kapitalistischen<br />
lndustrielandern<br />
BRD<br />
(1969)<br />
32%<br />
Belgien<br />
(1961)<br />
24%<br />
Frankreich<br />
(1968)<br />
34%<br />
*"Salaried employed and wage earners"<br />
Ver. Konigreich Schweden<br />
(1968) (1965)<br />
36% 34%<br />
Japan<br />
(1965)<br />
32%<br />
Quelle: eigene Berechnungen,nach Angaben in Year Book of Labour Statistics 1970,<br />
Hrsg. International Labour Office, Genf 1971, S. 54 ff.<br />
30a<br />
Vgl. zu Deutschland die Angaben von Thea Rann, Hermann Sittner, oben Anmerkung<br />
28. Fur GroJlJbritannien scheint ahnliches zuzutreffen, vgl. die etwas unagenaue und nicht<br />
belegte Angabe bei Juliet Mitchell, Frauen: Die langste Revolution (in: Frauenemanzipation.<br />
Antiautoritares Millverstandnis oder Beitrag ZUI Konsolidierung der Arbeiterbewegung.<br />
Milnchen 1970. S. 35): ,,1m Augenblick ist als wichtigstes Faktum zu verzeichnen,<br />
daf.> der Anteil der Frauenarbeit in der Produktion praktisch stagniert - und dies seit<br />
langer Zeit. In England stellten die Frauen 1911 30% der Arbeitskrafte (= Arbeitnehmer?<br />
L.M.); 1964 waren es 34%." Diese ganzen Angaben mill1ten fUr verschiedene Lander und<br />
uber mehrere Jahrzehnte genau untersucht werden, um zu fundierten Schlilssen zu kommen.<br />
Weiter mMte auch bei den Arbeitnehmerinnen untersucht werden, an welcher<br />
30