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Volltext Prokla 22

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Diese nur in groben Grundziigen dargestellte Entwicklung der Vorherrschaft<br />

des mannlichen Geschlechts im Zusammenhang der Entfaltung der Arbeitsteilung,<br />

die wir historisch in den vielHiltigsten Modifikationen vorfinden, sollte im Wesentlichen<br />

dazu dienen, die Tatsache herauszuarbeiten, dl£ es die natiirliche Funktion<br />

der Frauen, Kinder zu bekommen, ist, die im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />

der Produktivkrafte zu einer geringeren gesellschaftlichen Bewertung der Frauen<br />

und ihrer Arbeiten ftihrt. Die Entwicklung der Produktivkraft der menschlichen<br />

Arbeit konnte von Mannern und Frauen nicht in gleichem Umfang vollzogen werden,<br />

weil der Aktionsradius der Frau durch ihre Gebundenheit an die Produktion<br />

der nachsten Generation beschrankt war und es im iibrigen auch heute im allgemeinen<br />

noch ist.<br />

Das Resultat dieser Entwicklung tritt uns gleichsam abgelost von seinem Ursprung<br />

verselbstandigt in einer allgemeinen Unterbewertung von Frauen- und<br />

H6herbewertung von Mannerarbeit gegeniiber, sodaB auch Frauen ohne Kinder,<br />

Madchen in der Schule, oder Arbeiterinnen, die bei genau identischer Arbeit wie<br />

ihre mannlichen Kollegen viel schlechter bezahlt werden, von den Auswirkungen<br />

dieses zum allgemeinen Vorurteil gewordenen gesellschaftlichen Urteils mitbetroffen<br />

sind.<br />

Es wird hier schon deutlich, worauf wir spater noch ausflihrlich eingehen<br />

werden, daB die Frage nach der gesellschaftlichen Einschatzung und Bewaltigung<br />

des Problems der Aufzucht der Kinder von entscheidender Bedeutung fur die<br />

Emanzipation der Frauen ist. Zum einen, wen die Analyse iiber den Ursprung der<br />

geschlechtlichen Arbeitsteilung zugleich die Ursachel1 der allgemeinen Unterbewertung<br />

bzw. Nichtbewertung der Frauenarbeit aufdeckt und es moglich macht,<br />

diese unter den Verhiiltnissen des industriellen Kapitalismus als weitgehend ideologisches<br />

Relikt zu erkennen; zum anderen, weil sich bei niiherer Betrachtung der<br />

Situation und ihrer Einschatzung durch die auBer Haus arbeitenden Miitter zeigt,<br />

daB das "Handicap" durch der Versorgung bediirftiger Kinder immer noch das<br />

"Privileg" der Miitter ist, deren standige Sorge und Aufmerksamkeit der unter kapitalistischen<br />

Verhaltnissen kaum je befriedigenden Losung dieses wichtigen Problems<br />

gelten muB (<strong>22</strong>).<br />

5. Ansiitze und Grenzen der Vergesellschaftung<br />

der Kleinkindererziehung im Kapitalismus<br />

1m Zusammenhang mit der zunehmenden Erwerbstiitigkeit von Miittern in der<br />

BRD und anderen fortgeschrittenen kapitalistischen Liindern wird immer wieder<br />

<strong>22</strong> Weiterfi1hrende Literatur zu dieser Frage: 1. Sigrid RlIger, Gesellschaftliche Verwendung<br />

und Bewertung von Frauenarbeitskraft in der BRD. Berlin 1970 (Soziol. Diplomarbeit).<br />

2. Reinhold Junker, Die Lage der MUtter in der BRD. 3 Bde. Frankfurt/M. 1965. 3.<br />

Bericht der Bundesregierung liber die Situation der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft<br />

(Frauenenquete). BT-Drucksache V/909, 1966. 4. Hermann Schubnell, Die Erwerbstatigkeit<br />

der Mlitter und die Betreuung ihrer Kinder. In: Ml1tter und Kinder in<br />

der BRD II. Hrsg. Bundesministerium fUr Familie und Jugend. Bad Godesberg 1969.<br />

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