Volltext Prokla 22

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22.11.2013 Aufrufe

fruhen Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung und besonders in MangelgeseHschaften die enge Verbindung von Mutter und Kind noch lange nach der Geburt erhalten, well die Mutterrnllch die einzig mbgliche narurliche Nahrung war, die das Uberleben des Kindes gewahrleistete und die die kbrperliche Anwesenheit def Mutter fUr die Nahrungszufuhr erforderte. Die geschlechtliche Arbeitsteilung in bezug auf die verschiedenen bkonomischen Funktionen hat hier mren Ursprung. WeB die Frau nicht an den "schweifenden" Formen def Nahrungsgewinnung (20) teilnehmen konnte, verrichtete sie hauptsachlich Sammlertatigkeiten und Arbeiten, die urn die FeuerstaHe, den hauslichen Herd herum konzentriert waren. In diesen zunachst sinnvoUen, naturlich begrundeten Formen def Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern liegt jedoch schon der Keirn zur Vorherrschaft eines Geschlechts, die sich auf dieser natiirlichen Basis im Zusammenhang mit entsprechenden bkonomischen Erfordernissen def Gesellschaft oder Gruppe entwickelt. Dasjenige Geschlecht, welches durch seine Tatigkeit im wesentlichen die Lebensgrundlage einer Gruppe schafft - selbst wenn seine Arbeit die leichtere odeT anteilmiH~ig geringere sein sollte erfahrt gesellschaftliche Wertschatzung und bildet Formen von Herrschaft gegentiber dem anderen Geschlecht aus. So nehmen in Gesellschaf· ten, deren Lebensgrundlage Sammlertatigkeit oder Hackbau (21) sind, die Frauen eine wichtige SteHung ein, wahrend in den typischen Jager-, Hirten· und Nomadengruppen die beweglicheren Manner dominieren, die diese Tlitigkeit ausiiben. Mit def Weiterentwicklung der friihagrikolen GeseUschaften zu systematischer Viehzucht und der Ausdehnung und Intensivierung des Ackerbaus treten auch die Manner voH in diese Produktion ein und nehmen in dem MaSe entscheidende Positionen ein, wie die Arbeit auf dem Feld und bei den Herden langeren Aufenthalt auBerhalb des hauslichen Bereichs erfordert. Zu dieser bkonomischen Deklassierung def Frauenkommt noch die durch AufspHtterung der urspriinglich kollektiv genutzten Arbeitsmittel in Gang gesetzte Entwicklung zum Privateigentum hinzu, durch die die Frau bei gleichzeitiger Entstehung def Monogamie aus ihrer Sippe herausgelbst und schlieBlich selbst wm Eigentum des Mannes wird. Diese Ent· wicklung geht ungefalu der AusbHdung def Klassenteilung parallel, d.h. def Tatsache, daB nicht alle Manner im gleichen Mal~ tiber Produktionsmittel und Land verftigen, vielmehr ein Ten als Sklaven, Leibeigene usw. mit fremden Arbeitsmitteln arbeiten und einen Teil des Produkts .mrem Herrn abgeben muS. Soweit sie ihrerseits Frauen haben, nehmen diese am Klassenschicksal des Mannes gewohnlich aber eine Stufe Hefer, d.h. sie sind ebenfalls "mrem Mann untertan". Und die Frauen def Herren befinden sich in einer eigenartigen Zwischenposition; einerseits gehbren sie zu den nehmen an den Vorteilen teil, andererseits gehoren sie zu den Unfreien (z.B. haben im romischen Recht Ehefrauen, Tbchter und Sklaven keinen Nachnamen, sondern den ihrer Herren). 20 Vgl. Karl A. WiUfogel, Wirtschaftsgeschichtliche Grundlagen der Entwicklung der Familienautoritat. In: Schriften des Instituts fUr Sozialforschung. Hrsg. Max Horkheimer, 5. Bd. Paris 1936. Studien fiber Autoritat und Familie. 2. Teil, S. 473-522, hier S. 480. 21 Vgl. Ernst Manheim, Beitrage zu einer Geschichte der autoritaren Familie. In: Schriften des Instituts flir Sozialforschung, a.a.D., S. 523-574, hier S. 529. Vgl. auch K.A. Wittfogel, Wirtschaftsgeschichtliche Grundlagen ... , a.a.D., S. 481-482. 25

fruhen Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung und besonders in MangelgeseHschaften<br />

die enge Verbindung von Mutter und Kind noch lange nach der Geburt<br />

erhalten, well die Mutterrnllch die einzig mbgliche narurliche Nahrung war, die das<br />

Uberleben des Kindes gewahrleistete und die die kbrperliche Anwesenheit def<br />

Mutter fUr die Nahrungszufuhr erforderte. Die geschlechtliche Arbeitsteilung in<br />

bezug auf die verschiedenen bkonomischen Funktionen hat hier mren Ursprung. WeB<br />

die Frau nicht an den "schweifenden" Formen def Nahrungsgewinnung (20) teilnehmen<br />

konnte, verrichtete sie hauptsachlich Sammlertatigkeiten und Arbeiten,<br />

die urn die FeuerstaHe, den hauslichen Herd herum konzentriert waren. In diesen<br />

zunachst sinnvoUen, naturlich begrundeten Formen def Arbeitsteilung zwischen den<br />

Geschlechtern liegt jedoch schon der Keirn zur Vorherrschaft eines Geschlechts, die<br />

sich auf dieser natiirlichen Basis im Zusammenhang mit entsprechenden bkonomischen<br />

Erfordernissen def Gesellschaft oder Gruppe entwickelt. Dasjenige Geschlecht,<br />

welches durch seine Tatigkeit im wesentlichen die Lebensgrundlage einer<br />

Gruppe schafft - selbst wenn seine Arbeit die leichtere odeT anteilmiH~ig<br />

geringere sein sollte erfahrt gesellschaftliche Wertschatzung und bildet Formen<br />

von Herrschaft gegentiber dem anderen Geschlecht aus. So nehmen in Gesellschaf·<br />

ten, deren Lebensgrundlage Sammlertatigkeit oder Hackbau (21) sind, die Frauen<br />

eine wichtige SteHung ein, wahrend in den typischen Jager-, Hirten· und Nomadengruppen<br />

die beweglicheren Manner dominieren, die diese Tlitigkeit ausiiben.<br />

Mit def Weiterentwicklung der friihagrikolen GeseUschaften zu systematischer<br />

Viehzucht und der Ausdehnung und Intensivierung des Ackerbaus treten auch die<br />

Manner voH in diese Produktion ein und nehmen in dem MaSe entscheidende Positionen<br />

ein, wie die Arbeit auf dem Feld und bei den Herden langeren Aufenthalt<br />

auBerhalb des hauslichen Bereichs erfordert. Zu dieser bkonomischen Deklassierung<br />

def Frauenkommt noch die durch AufspHtterung der urspriinglich kollektiv<br />

genutzten Arbeitsmittel in Gang gesetzte Entwicklung zum Privateigentum hinzu,<br />

durch die die Frau bei gleichzeitiger Entstehung def Monogamie aus ihrer Sippe<br />

herausgelbst und schlieBlich selbst wm Eigentum des Mannes wird. Diese Ent·<br />

wicklung geht ungefalu der AusbHdung def Klassenteilung parallel, d.h. def Tatsache,<br />

daB nicht alle Manner im gleichen Mal~ tiber Produktionsmittel und Land<br />

verftigen, vielmehr ein Ten als Sklaven, Leibeigene usw. mit fremden Arbeitsmitteln<br />

arbeiten und einen Teil des Produkts .mrem Herrn abgeben muS. Soweit sie<br />

ihrerseits Frauen haben, nehmen diese am Klassenschicksal des Mannes gewohnlich<br />

aber eine Stufe Hefer, d.h. sie sind ebenfalls "mrem Mann untertan". Und<br />

die Frauen def Herren befinden sich in einer eigenartigen Zwischenposition; einerseits<br />

gehbren sie zu den nehmen an den Vorteilen teil, andererseits gehoren<br />

sie zu den Unfreien (z.B. haben im romischen Recht Ehefrauen, Tbchter und Sklaven<br />

keinen Nachnamen, sondern den ihrer Herren).<br />

20 Vgl. Karl A. WiUfogel, Wirtschaftsgeschichtliche Grundlagen der Entwicklung der Familienautoritat.<br />

In: Schriften des Instituts fUr Sozialforschung. Hrsg. Max Horkheimer,<br />

5. Bd. Paris 1936. Studien fiber Autoritat und Familie. 2. Teil, S. 473-5<strong>22</strong>, hier S. 480.<br />

21 Vgl. Ernst Manheim, Beitrage zu einer Geschichte der autoritaren Familie. In: Schriften<br />

des Instituts flir Sozialforschung, a.a.D., S. 523-574, hier S. 529. Vgl. auch K.A. Wittfogel,<br />

Wirtschaftsgeschichtliche Grundlagen ... , a.a.D., S. 481-482.<br />

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