Volltext Prokla 22
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viele Arbeiten, we1che die herrschende Klasse sich als Dienstleistungen kaufen<br />
kann (wie: Kochen, Reinigen, Schneidem, Erziehen). 1m Hinblick auf die besondere<br />
Thematik dieser Untersuchung ist es jedoch unbedingt notwendig, herauszustellen,<br />
da8 diese Dienste nicht einfach vom Arbeiter, oder allgemeiner:<br />
der Arbeiterklasse, an sich selbst verrichtet werden, sondem, daf~ es uberwiegend<br />
die Frauen - sagen wir zunachst einmal: die Hausfrauen und Mutter def Arbeiterklasse<br />
- sind, die sie verrichten. Ihre Dienste im Haushalt und in der Kinderaufzucht<br />
sind unbezahlte Arbeit. Zwar sollen im Lohn des Arbeiters die Kosten fUr<br />
den Unterhalt def ganzen Familie, d.h. die notwendigen Lebensmittel auch fUr<br />
Frau und Kinder mit enthalten sein (16), was abeT lediglich bedeutet, da8 die<br />
Frau fUr ihre personlichen Dienste mit unterhalten whd, d.h. daB der Arbeiter<br />
mit "seinem Geld" fUr den Unterhalt seiner Frau aufkommt, ohne daB ihre Arbeit<br />
in irgendeiner Weise auf def Ebene des Tauschverhaltnisses Ware Arbeitskraft<br />
gegen Geld erscheint. Diese Arbeit ist okonomisch wertlos, da ihr Gebrauchswert,<br />
def von der Nutzlichkeit fUr die gesellschaftliche Lebenserhaltung her<br />
betrachtet, ohne Zweifel ein auBerordentlich groEer ist, auf dem Markt nicht gefragt<br />
ist und von daher auch keinen Tauschwert besitzt.<br />
Fur die Logik des Kapitals, die Gebrauchswerte nur als Trager von Wert<br />
kennt, liegt nichts Widersprtichliches darin, daB die flir die gesellschaftliche Lebenserhaltung<br />
ganz unentbehrliche, nutzliche Arbeit der Kinderaufzucht wertlos ist,<br />
wahrend fUr die Existenz der Gesellschaft uberflussige oder schadliche Gebrauchswerte<br />
Profit versprechen und daher produziert werden, d.h. Arbeit beanspruchen.<br />
Es wird im folgenden noch zu erortern sein, auf Grund welchen besonderen Verhaltens<br />
und BewuBtseins von Frauen es uberhaupt moglich ist, diesen Widerspruch<br />
zwischen Gebrauchswert- und Tauschwertcharakter in bezug auf die Versorgung<br />
und das Grof.lziehen von Kindem so kraB bestehen zu lassen, ohne da8 def Fortbestand<br />
def Gesellschaft selbst dadurch, zunachst jedenfalls, in Frage gestellt zu<br />
sein scheint. Aber auch im BewuBtsein der Frauen selbst findet diese Widersprtichlichkeit<br />
ihren Niederschlag, wie sie sich u.a. in einem standigen latenten MinderwertigkeitsgefUhl<br />
oder auch in einseitig uberzogenen Emanzipationsansatzen auBert.<br />
Wir werden darauf noch eingehen. In diesem Kapitel kam es uns zunachsteinmal<br />
darauf an, die der Wertlosigkeit der Arbeit von Frauen in def Kindererziehung zugrundeliegenden<br />
okonomischen Verhaltnisse im Kapitalismus zu beschreiben.<br />
Die Funktion der Frauen als Mutter und Hausfrauen am Rande der Warengesellschaft<br />
und auB.erhalb def ihr eigenen Gesetze hat Margaret Benston gam zutreffend<br />
mit def Lage anderer Gruppen, wie etwa def von Leibeigenen verglichen<br />
(7). Dieser Vergleieh darf naturlich nicht uberstrapaziert werden, da es nieht<br />
schwer sein durfte, wesentlich voneinander abweichende Merkmale im Abhangigkeitsverhaltnis<br />
beider Gruppen von ihrem Herrn, bzw. Ehemann festzustellen.<br />
Gemeint sein kann hier nur die Ahnlichkeit von<br />
der unmittelbaren<br />
16 Vgl. Marx, Das Kapital, Ed. 1, MEW Ed. 23, S. 185-186.<br />
17 M. Benston, The Political of Women's Liberation. In: Monthly Review,<br />
September 1969, S. 13-25, hier S. (Es wird im folgenden zitiert nach einer Ubersetzung,<br />
die def Aktionsrat WI Befreiung der Frauen hergestellt hat.)<br />
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