Volltext Prokla 22

Volltext Prokla 22 Volltext Prokla 22

22.11.2013 Aufrufe

sitzer trennen, d.h. ihr Verbrauch, die Arbeit selbst, verlangt die gleichgilltig-angespannte Anwesenheit des Arbeiters. Diese Indifferenz gegentiber dem besonderen Inhalt seiner Arbeit mtiL~te fUr den Arbeiter unter kapitalistischen Verhaltnissen eigentlich eine totale sein (und das Kapital als Kaufer bzw. Verbraucher def Arbeitskraft drangt in diese Richtung); wenn diese Gleichgilltigkeit nicht total ist, so ist sie es trotzdem nicht, d.h es handelt sich urn eine Tendenz, die auf den Widerstand des Arbeitenden 8tO{.)1, dessen BewuBtsein also in diesem Sinn nie total def okonomischen Basis entspricht. In jedem Arbeiter steckt def Widerspruch, def sich individuell recht verschieden manifestieren kann und dessen Extreme sich einerseits als Mobilitat, "Job"-Verhalten, Gleichgtiltigkeit, andererseits als handwerkliches Interesse, Stolz auf das eigene Produkt, mindestens aber als Ersatzsuche im "Hobby" auBert (12). In jedem Arbeiter ist def Widerspruch von besonderer Bestimmtheit def Arbeit und lirem gleichgtiltig-allgemeinen Charakter, ist der Doppelcharakter def Arbeit real vorhanden (13). Dieser Widerspruch wirkt sich. nicht notwendig auf die erzeugten Produkte aus, jedenfalls soweit es sich urn gegenstandliche Produkte handelt. Anders ist es mit der "Erzeugung lebender Produkte", der Arbeit am Menschen bzw. def "Produktion der nachsten Generation". Die Orientierung auf den konkreten, niitzlichen Charakter der Arbeit spielt hier offenbar noch eine groi~e Rolle, und es stellt sich die Frage, wie weit sich hier die Tendenz zur Gleichgilltigkeit durchsetzen kann. Zugleich erhebt sich damit die Frage, wie weit sich in der Struktur der Familie und in dem Verhalten von Frauen, die ja wesentlich mit der Aufzucht von Kindem beschaftigt sind, "vorkapitalistische", namlich gebrauchswertorientierte Strukturen und Verhaltensweisen erhalten haben in welchem MaBe das etwa notwendig so ist. 3.2 Arbeit am Menschen, speziell die AuJzucht von Kindem, unter kapitalistischen Bedingungen Die Arbeit am lebendigen Gegenstand, am Menschen, in Abgrenzung zu der Herstellung materieller Produkte unter kapitalistischen Bedingungen, muJ1 in ihrem Stellenwert im kapitalistischen System zunachst genauer analysiert werden, damit wir die Arbeit der Mutter in def Kindererziehung, auf die es uns ja besonders ankommt, in lirem gesellschaftlichen Zusammenhang richtig verstehen k6nnen. In der vorliegenden Untersuchung werden wir diese okonomische Analyse dec ob- 12 Zur Tendenz des aufstiegsorientierten Arbeiters zum "Job-Verhalten" usw. vgl. J.H. Goldthorpe, D. Lockwood et a!., The Affluent Worker: Industrial Attitudes and Behaviour. Cambridge 1968. 13 Vgl. Grundrisse, a.a.O. S. 25, wo Marx zeigt, dlill die Gleichgliltigkeit gegeniiber der konkreten Arbeit einer bestimmten Gesellschaftsform entspricht, welche zugleich die reichste konkrete Entwicklung verschiedener Arbeitsarten aufweist und so die Entscheidung der allgemeinen Abstiaktion "Arbeit" ermoglicht. So kann erst in der entwickeltesten Form de! biirgerliclien Gesellschaft, den Vereinigten Staaten, Albeit als Abstraktion, Arbeit iiberhaupt, Wirklichkeit werden. Nicht zuflillig stammen die Begriffe ,Job" und "hobby" aus den U.S.A. 20

sitzer trennen, d.h. ihr Verbrauch, die Arbeit selbst, verlangt die gleichgilltig-angespannte<br />

Anwesenheit des Arbeiters. Diese Indifferenz gegentiber dem besonderen<br />

Inhalt seiner Arbeit mtiL~te fUr den Arbeiter unter kapitalistischen Verhaltnissen eigentlich<br />

eine totale sein (und das Kapital als Kaufer bzw. Verbraucher def Arbeitskraft<br />

drangt in diese Richtung); wenn diese Gleichgilltigkeit nicht total ist, so ist sie<br />

es trotzdem nicht, d.h es handelt sich urn eine Tendenz, die auf den Widerstand des<br />

Arbeitenden 8tO{.)1, dessen BewuBtsein also in diesem Sinn nie total def okonomischen<br />

Basis entspricht. In jedem Arbeiter steckt def Widerspruch, def sich individuell<br />

recht verschieden manifestieren kann und dessen Extreme sich einerseits als<br />

Mobilitat, "Job"-Verhalten, Gleichgtiltigkeit, andererseits als handwerkliches Interesse,<br />

Stolz auf das eigene Produkt, mindestens aber als Ersatzsuche im "Hobby"<br />

auBert (12). In jedem Arbeiter ist def Widerspruch von besonderer Bestimmtheit<br />

def Arbeit und lirem gleichgtiltig-allgemeinen Charakter, ist der Doppelcharakter<br />

def Arbeit real vorhanden (13).<br />

Dieser Widerspruch wirkt sich. nicht notwendig auf die erzeugten Produkte<br />

aus, jedenfalls soweit es sich urn gegenstandliche Produkte handelt. Anders ist es<br />

mit der "Erzeugung lebender Produkte", der Arbeit am Menschen bzw. def "Produktion<br />

der nachsten Generation". Die Orientierung auf den konkreten, niitzlichen<br />

Charakter der Arbeit spielt hier offenbar noch eine groi~e Rolle, und es stellt sich<br />

die Frage, wie weit sich hier die Tendenz zur Gleichgilltigkeit durchsetzen kann.<br />

Zugleich erhebt sich damit die Frage, wie weit sich in der Struktur der Familie und<br />

in dem Verhalten von Frauen, die ja wesentlich mit der Aufzucht von Kindem beschaftigt<br />

sind, "vorkapitalistische", namlich gebrauchswertorientierte Strukturen<br />

und Verhaltensweisen erhalten haben in welchem MaBe das etwa notwendig so ist.<br />

3.2 Arbeit am Menschen, speziell die AuJzucht von Kindem,<br />

unter kapitalistischen Bedingungen<br />

Die Arbeit am lebendigen Gegenstand, am Menschen, in Abgrenzung zu der Herstellung<br />

materieller Produkte unter kapitalistischen Bedingungen, muJ1 in ihrem<br />

Stellenwert im kapitalistischen System zunachst genauer analysiert werden, damit<br />

wir die Arbeit der Mutter in def Kindererziehung, auf die es uns ja besonders ankommt,<br />

in lirem gesellschaftlichen Zusammenhang richtig verstehen k6nnen. In<br />

der vorliegenden Untersuchung werden wir diese okonomische Analyse dec ob-<br />

12 Zur Tendenz des aufstiegsorientierten Arbeiters zum "Job-Verhalten" usw. vgl. J.H.<br />

Goldthorpe, D. Lockwood et a!., The Affluent Worker: Industrial Attitudes and Behaviour.<br />

Cambridge 1968.<br />

13 Vgl. Grundrisse, a.a.O. S. 25, wo Marx zeigt, dlill die Gleichgliltigkeit gegeniiber der konkreten<br />

Arbeit einer bestimmten Gesellschaftsform entspricht, welche zugleich die reichste<br />

konkrete Entwicklung verschiedener Arbeitsarten aufweist und so die Entscheidung<br />

der allgemeinen Abstiaktion "Arbeit" ermoglicht. So kann erst in der entwickeltesten<br />

Form de! biirgerliclien Gesellschaft, den Vereinigten Staaten, Albeit als Abstraktion, Arbeit<br />

iiberhaupt, Wirklichkeit werden. Nicht zuflillig stammen die Begriffe ,Job" und<br />

"hobby" aus den U.S.A.<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!