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Volltext Prokla 22

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die Produktion der anstoBigen Literatur schon von vornherein durch die Strafdrohung entweder<br />

durch Selbstzensur de! Autoren und Vedeger vermindert, indem sich etwa die Autoren<br />

nicht mehr ihre Meinung deutlich zu sagen trauen, oder etwa in bestimmten ,einschlagigen'<br />

Publlkationen - vielleicht der <strong>Prokla</strong> - nicht mem verOffentlichen, die Verleger bestimmte<br />

Manuskripte ablehnen oder in der Aussage verandern wollen. Ode! aber die Produktion und<br />

Distribution wird durch die Privatjustiz der Firmen dieses Bereiches erschwert, wenn sich<br />

Druckereien oder Bindereien weigern, bestimmte Titel zu fertigen oder bestimmte Verlage<br />

boykottieren. Noch in viet stiirkerem MaBe gilt dies flir den biirgerlichen Buchhandel, der ohnehin<br />

schon langst begonnen hat, sein Sortiment zu saubern. Hier wirken die Gesetze in einem<br />

Raum, wo sie weder iiberprufbar, noch anfechtbar sind.<br />

Hier beginnt sich die politische mit der okonomischen Repression zu kombinieren. Wahrend<br />

die Bedeutung der Iinken Infrastruktur seit geraumer Zeit flir die Aufrechterhaltung eines Informations-<br />

und Kommunikationszusammenhanges der Linken wachst, und zwar in dem MaBe, wie<br />

die biirgerlichen Vedage ihre Programme saubern, ganze Lektorate und Reihen rausschmeilien,<br />

werden die Existenzgrundlagen dieser Betriebe sowohl von de! staatlich-repressiven, wie von de!<br />

okonomischen Seite, durch den tendenziellen Boykott durch biirgerliche Firmen zusehend verschlechtert,<br />

zumal die Konjunktur flir politische Literatur ohnehin seit geraumer Zeit ruckliiufig<br />

ist. Und wie die diversen Pleiten von Iinken Vedagen und Buchhandlungen der letzten Zeit bewiesen<br />

haben, ist die finanzielle Seite ohnehin nicht deren Starke. Dies aus memeren Grunden:<br />

zum einen ist natiirlich die Kapitaldecke gering, bzw. nicht vorhanden. Relativ kleine Fehier<br />

konnen so groBe Konsequenzen nach sich ziehen. Und die sind leider eher die Regel, als sie Ausnahme.<br />

DaB sich diese Mangel haufig so gravierend auswirken, iiegt neben arbeitstechnischen<br />

Problemen vor allem auch in dem Widerspruch begrundet, einen soziaIistischen Anspruch in einem<br />

Projekt verwirklichen zu wollen, das sich auch nach den Kriterien der okonomischen Rentabilitat<br />

richten, d.h. zu einem Teil auch fremdbestimmt arbeiten mlili. Der eigentliche politische<br />

Zweck der Arbeit, namlich Hnke Literatur herzustellen und zu verbreiten, ist konkret<br />

durch nicht-politische technische Tatigkeit vermittelt. Ein Problem, das viele Genossen einfach<br />

nicht ausgehalten haben, zumal auch ein Groflteil der in diesen Bereichen geleisteten Arbeit<br />

unter schlechten Arbeitsbedingungen, mit mangelhafter Ausriistung und dariiber hinaus auch<br />

noeh unbezahlt geieistet wird. Unter derartigen Bedingungen ist es in der Tat schwer moglieh,<br />

sich die notwendigen politischen und technischen Qualifikationen kontinuierlich anzueignen.<br />

Denn es scheint offensichtlich, daB diese Gesetze, wie andere auch, in ihrer DUfchftihrung<br />

und Interpretation, wesentlich von den politischen Kriifteverhaltnissen und einer mobilisierten<br />

Offentlichkeit abhangen. Je mehr das Kalkiil aufgeht, ein aIlgemeines Klima der Angst, Duckmauserei<br />

und Resignation zu erzeugen, desto scharfer werden diese Gesetze zweifellos dreinschlagen.<br />

Die Taktik des Wohlverhaltens und Stillschweigens hat noch allemal dazu geflihrt,<br />

das Gegenteil von dem zu erreichen, was intendiert war. Wer glaubt, dUTch geschicktes privates<br />

Verhalten die Gesetze umgehen zu konnen, de! irIt. Und weI glaubt, die Gesetze abschwachen<br />

zu konnen, so daB sie sich tatsachlich nux auf Mord und Totschlag beziehen werden und ansonsten<br />

auf die viel schlirnmeren Gesetze einer CDU/CSU verweist, wie es bei einigen der sozialdemokratischen<br />

Urhebern der Fall ist, der hat nieht nm aus der eigenen Parteigeschichte keine<br />

Lehren gezogen, sondern befindet sich auch in der Zielrichtung auf dem Holzweg. Diese Gesetze<br />

konne nicht verbessert werden, sie konnen nur abgeschafft werden. Wir brauchen nicht das<br />

,kleinere Ubel', sondern die Erlosung von dem Ubel.<br />

Die Redaktion<br />

Informationen tiber die Gesetze konnen bei del' So Va, Postfach 90 08 32, 6000 Frankfurt 90;<br />

odel' beim Politischen Buch, Lietzenburgel' Str. 1000 Berlin 15 angefordert werden (BWe<br />

DM 1,- in Briefmarken bei/gen). In del' Sondernummer del' ,links' vom Januar 76 findet sich<br />

ebenfails neben anderen Beitriigen zur gegenwiirtigen Repressionswelle ein Beitrag zu dem Gesetz<br />

und del' Text. Auj3erdem erscheint im Rotbuch Verlag im Mai ein Buch von Sebastian<br />

Cobler, Die Gefahr geht von den Menschen aus (Del' vorverlegte Staatsschutz).<br />

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