Volltext Prokla 22
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eitnehmern von def Konjunktur abhangen: Frauen als wichtiger Hestandteil der<br />
Reservearmee). Es wird gezeigt, daf~ weniger das (unbedeutend) gestiegene Platzangebot<br />
in Kindergarten, als vielmehr vor allem def unmittelbare Zwang wm Mitverdienen<br />
Frauen und besonders Mutter wr Lohnarbeit veranlaBt hat, und daj~<br />
das Problem def Doppelbelastung meist individuell "gelost" wird. Dann wird die<br />
auch unter Linken bis zur gegenwartigen Krise verb rei tete Reformeuphorie anhand<br />
des Bildungsberichtes 1970 dargestellt und def reale Hintergrund def Bildungsreformversuche<br />
angedeutet. Schlief~lich werden weitere Grtinde genannt, die eine erhebliche<br />
Ausdehnung def "Vergesellschaftung der Erziehung" unwahrscheinlich<br />
machen (vor aHem anhand def Frage der Finanzierung und Planung solcher Grof.',<br />
projekte bei fehlendem organisiertem Druck).<br />
1m 6. Kapitel wird die Einschatzung des emanzipativen Charakters def<br />
Frauenlohnarbeit den tatsachlichen Arbeitsbedingungen lohnabhangiger Frauen<br />
und deren Verarbeitung in ihrem Verhalten und Bewuf.',tsein gegenubergestellt. Es<br />
werden weiter die Hindernisse aufgezeigt, die fUr eine weitergehende BerufsHitigkeit<br />
im Charakter und Umfang def Kinderversorgung und Hausarbeit liegen, die<br />
beinahe ausschlief~lich noch von Frauen geleistet werden.<br />
Das 7. Kapitel schliegUch geht relativ kurz auf die Frage ein, wie sich die in<br />
def Arbeit beschriebenen gesellschaftlichen Verhaltnisse und ihre Auswirkungen auf<br />
Tatigkeit und Verhalten der Frauen in deren BewuBtsein niederschlagen. In diesem<br />
Zusammenhang wird darauf hingewiesen, d~ gerade in den strukturell bedingten<br />
Widersprtichen, die auch und besonders die Frauen treffen, Moglichkeiten zur "Oberwin<br />
dung ihrer - kritisch so genannten - "privaten" Situation liegen. Es wird auch<br />
auf die Versaumnisse und Fehler der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften<br />
in ihrer Politik gegenuber den Frauen hingewiesen.<br />
2. Die gesellschaftliche Lebenserhaltung<br />
Fur die Analyse def von den Frauen geleisteten Arbeit der Kinderaufzucht irn Kapitalismus<br />
soIl von def Unterscheidung der zwei Arten von Produktion ausgegangen<br />
werden, wie sie Engels in seiner Einleitung' zu "Der Ursprung der Familie ... "<br />
getroffen hat. es heiLl,t dort:<br />
"Nach der materialistischen Auffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment der Geschichte:<br />
die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens. Diese ist aber selbst<br />
wieder doppelter Art. Einerseits die Erzeugung von Lebensmitteln, von Gegenstiinden der Nahrung,<br />
Kleidung, Wohnung und den dazu erforderlichen Werkzeugen; andrerseits die Erzeugung<br />
von Menschen selbst, die Fortpflanzung der Gattung. Die gesellschaftlichen Einrichtungen,<br />
unter denen die Menschen einer bestimmten Geschichtsepoche und eines bestimmten Landes<br />
leben, werden bedingt durch beide Arten der Produktion: durch die Entwicklungsstufe einerseits<br />
der Albeit, andererseits der Familie. Je weniger die Arbeit noch entwickelt ist, je beschriinkter<br />
die Menge ihrer Erzeugnisse, also auch der Reichtum der Gesellschaft, desto iiberwiegender<br />
erscheint die Gesellschaftsordnung beherrscht durch Geschlechtsbande. Unter dieser,<br />
auf Geschlechtsbande begriindeten Gliederung der Gesellschaft entwickelt sich indes die Produktivitat<br />
der Arbeit mehr und mehr , .. " (1).<br />
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