Volltext Prokla 22
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Kritikers. Wie gleich noch zu zeigen sein wird, lassen die getroffenen Feststellungen aber auch keine Umkehrschliisse, wie "Staatskapitalismus" oder ,,kapitalistische Restauration" zu. 3. Zum Problem der Formanaiyse Implizit bin ich auf diese Problematik partiell bereits unter 2b eingegangen. Die Fragestellung, die das angesprochene Problem verdeutlicht, lautet: "Wodurch wird die Einheit im Mannigfaltigen der gesellschaftlichen Prozesse, d.h. die (gesellschaftliche) Synthesis hergestellt .. :" (9)? Ich hatte vielleicht explizit sagen sollen, da~ ich diese Frage im formulierten Zusammenhang nicht gene tisch, sondem strukturell begreife. Ich frage folglich danach, wie es dazu (aufgrund welcher Mechanismen) kommt, d~ sich die gewordenen Herrschaftsstrukturen immer von neuem reproduzieren k6nnen. Ich frage hingegen nicht nach dem Werden des Gewordenen und argumentiere somit auf der Ebene der Resultate einer historischen Entwickiung, die nun diese Resultate als Voraussetzungen der Reproduktion auf eigener Grundlage hat (10). Zur L6sung der genetischen Frage wlirde ich nicht die DDR als Untersuchungsgegenstand wiihlen, vielmehr ware dann eine Untersuchung der ersten fiinfzehn Jahre der UdSSR erforderlich - doch dazu spater. Die Frage nach der gesellschaftlichen Synthesis wird von mir in Auseinandersetzung mit der Synthesis kapitalistischer Gesellschaften entfaltet; es wird daher nach dem gefragt, was den Unterschied zwischen den verschiedenen Gesellschaftsformationen ausmacht. Ich versuche dabei aufzuzeigen, d~ sich in den nachkapitalistischen Gesellschaften (RgW-Staaten [11]) eine andere gesellschaftliche Synthesis vollzieht als in den kapitalistischen, namlich d~ hier statt einer grundsatzlich indirekten Synthesis tiber den Tausch die Synthesis tiber direkte Herrschaftsaustibung hergestellt wird. Insoweit handelt es sich urn verschiedene Gesellschaftsformationen; fur die osteuropaischen Staaten ist damit weder das Attribut sozialistisch noch kapitalistisch noch die Charakterisierung als deformierte Arbeiterstaaten zutreffend. Die Reproduktion gesellschaftlicher Herrschaft vollzieht sich grundlegend neu; sie wird dementsprechend auch anders erfahren und leichter durchschaut als die btirgerliche Herrschaft. Wenn ich dennoch unter Punkt 2b von der Tradierung btirgerlicher Strukturen spreche, so ergibt sichdaraus kein Widerspruch. Es ergibt sich deShalb kein Widerspruch, weil eine direkte Herrschaftsaustibung sich entweder mit pers6nlichen Abhiingigkeitsverhiiltnissen oder aber mit der Tradierung btirgerlicher Gesellschaftsstrukturen historisch verb in den kann 9 Damus, Vergesellschaftung oder ... , Leviathan, S. 180. 10 K. Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Okonomie. Berlin (DDR) 1953. S. 363ff, 582ff. 11 Das Beispiel Jugoslawien ist daher fehl am Platz - was selbst bei P. Mattick (Marx und Keynes, Frankfurt 1971, S. 298), einem Theoretiker des Staatskapitaiismull, nachgelesen werden kann. 154
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Kritikers. Wie gleich noch zu zeigen sein wird, lassen die getroffenen Feststellungen<br />
aber auch keine Umkehrschliisse, wie "Staatskapitalismus" oder ,,kapitalistische<br />
Restauration" zu.<br />
3. Zum Problem der Formanaiyse<br />
Implizit bin ich auf diese Problematik partiell bereits unter 2b eingegangen. Die<br />
Fragestellung, die das angesprochene Problem verdeutlicht, lautet: "Wodurch wird<br />
die Einheit im Mannigfaltigen der gesellschaftlichen Prozesse, d.h. die (gesellschaftliche)<br />
Synthesis hergestellt .. :" (9)? Ich hatte vielleicht explizit sagen sollen, da~<br />
ich diese Frage im formulierten Zusammenhang nicht gene tisch, sondem strukturell<br />
begreife. Ich frage folglich danach, wie es dazu (aufgrund welcher Mechanismen)<br />
kommt, d~ sich die gewordenen Herrschaftsstrukturen immer von neuem reproduzieren<br />
k6nnen. Ich frage hingegen nicht nach dem Werden des Gewordenen und<br />
argumentiere somit auf der Ebene der Resultate einer historischen Entwickiung, die<br />
nun diese Resultate als Voraussetzungen der Reproduktion auf eigener Grundlage<br />
hat (10). Zur L6sung der genetischen Frage wlirde ich nicht die DDR als Untersuchungsgegenstand<br />
wiihlen, vielmehr ware dann eine Untersuchung der ersten fiinfzehn<br />
Jahre der UdSSR erforderlich - doch dazu spater. Die Frage nach der gesellschaftlichen<br />
Synthesis wird von mir in Auseinandersetzung mit der Synthesis<br />
kapitalistischer Gesellschaften entfaltet; es wird daher nach dem gefragt, was den<br />
Unterschied zwischen den verschiedenen Gesellschaftsformationen ausmacht. Ich<br />
versuche dabei aufzuzeigen, d~ sich in den nachkapitalistischen Gesellschaften<br />
(RgW-Staaten [11]) eine andere gesellschaftliche Synthesis vollzieht als in den kapitalistischen,<br />
namlich d~ hier statt einer grundsatzlich indirekten Synthesis<br />
tiber den Tausch die Synthesis tiber direkte Herrschaftsaustibung hergestellt wird.<br />
Insoweit handelt es sich urn verschiedene Gesellschaftsformationen; fur die<br />
osteuropaischen Staaten ist damit weder das Attribut sozialistisch noch kapitalistisch<br />
noch die Charakterisierung als deformierte Arbeiterstaaten zutreffend. Die<br />
Reproduktion gesellschaftlicher Herrschaft vollzieht sich grundlegend neu; sie<br />
wird dementsprechend auch anders erfahren und leichter durchschaut als die btirgerliche<br />
Herrschaft. Wenn ich dennoch unter Punkt 2b von der Tradierung btirgerlicher<br />
Strukturen spreche, so ergibt sichdaraus kein Widerspruch.<br />
Es ergibt sich deShalb kein Widerspruch, weil eine direkte Herrschaftsaustibung<br />
sich entweder mit pers6nlichen Abhiingigkeitsverhiiltnissen oder aber mit<br />
der Tradierung btirgerlicher Gesellschaftsstrukturen historisch verb in den kann<br />
9 Damus, Vergesellschaftung oder ... , Leviathan, S. 180.<br />
10 K. Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Okonomie. Berlin (DDR) 1953. S. 363ff,<br />
582ff.<br />
11 Das Beispiel Jugoslawien ist daher fehl am Platz - was selbst bei P. Mattick (Marx und<br />
Keynes, Frankfurt 1971, S. 298), einem Theoretiker des Staatskapitaiismull, nachgelesen<br />
werden kann.<br />
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