Volltext Prokla 22
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schaftsreformen vornehmlich unter okonomischen Kriterien betrachtete, urn zu<br />
sehen, welches Planungssystem - wenn schon die Planungssysteme unter dem<br />
Aspekt def bewuBten Verge sellsch af tung betrachtet keine Unterschiede aufweisen<br />
- unter okonomisehen Aspekten auf einem bestimmten historischen Stand eher zur<br />
Lasung def anstehenden Probleme in der Lage ist. Aus demselben Grund spreche<br />
feh aueh nicht von einem dezentralen und einem zentralen System, sondern von<br />
einer direkten bzw. indirekten Zentralisierung. In diesen Kategorien kommt bereits<br />
der instrumentelle Charakter der Planungssysteme zur Absicherung der spezifischen<br />
Herrschaft zum Ausdruck, so daB nicht von einer Demokratisierung, sondern hochstens<br />
von einer gewissen "Liberalisierung" im okonomischen Bereich gesprochen<br />
werden kann.<br />
Soweit ich in den "Entscheidungsstrukturen" tiber die Behandlung okonomischer<br />
Probleme hinausging, geschah dies unter der Fragestellung, inwieweit "dezentralisierende"<br />
Momente si.ch mit bestimmten Vorstellungen tiber Sozialismus vereinbaren<br />
lassen. DaB in der DDR sowohl die direkte wie die indirekte Zentralisierung<br />
bzw. die unterschiedlichen Planungssysteme hierzu keinen Beitrag leisten und keinen<br />
leisten sollen, habe ich nachgewiesen. Das Planungssystem ist also nicht genuin<br />
verursachend, sondern bereits gesellschaftHch bedingt. Diese Fragestellung muB behandelt<br />
werden, soll sich die Frage nach der gesamtwirtschaftlichen EfflZienz nicht<br />
verselbstandigen.<br />
b) Insbesondere nach den Aufsatzen im "Leviathan" und im "Kursbuch" ist<br />
mir die Rezeption meiner Intention bzw. Position als Gleichsetzung von Sozialismus<br />
und (zentraler) Planwirtschaft vollig unbegreiflich. In dem "Leviathan-Aufsatz"<br />
habe ich einen Ansatz fur eine gesamtgesellschaftliche Analyse nachkapitalistischer<br />
Gesellschaften vorzustellen versucht. Ich habe damit die Ebene def vornehmlich<br />
gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise meiner bisherigen Arbeiten<br />
erweitert, indem ich die Planungsmechanismen nicht mehr hinsichtlich ihrer okonomischen<br />
Problematik betrachte. Vielmehr untersuche ich u.a. anhand des - gleichgilltig,<br />
ob ,,zentralen" oder "dezentralen" - Planes, die spezifische Geseilschaftsform<br />
bzw. Form der VergeseUschaftung.<br />
Dabei geht es mir urn den Nachweis, daB den verschiedenen Planungstechniken<br />
und planwirtschaftlichen Systemen keine andere als die btirgerliche Rationalitat<br />
zugrunde liegt. Das heiBt: das Produktionsziel und damit die Bedtirfnisstruktur<br />
sind gegeniiber dem Kapitalismus unverandert, die menschlichen Beziehungen der<br />
Masse def Betroffenen auf der horizontalen Ebene haben sich folglich nicht verandert,<br />
die Produzenten sind immer noch Objekte und nicht Subjekte der Prozesse;<br />
damit hat sich auch die spezifische Weise def Arbeitsableistung nicht geandert - urn<br />
nur die wichtigsten Aspekte zu nennen. M.a.W.: wesentliche blirgerliche Strukturen<br />
sind tradiert, werden halb bewuBt tradiert und mlissen es, da sie zur Hingerfristig<br />
Aufrechterhaltung def spezifischen Herrschaft unumganglich<br />
Sie entsprechen der Herrschaftslegitimation der (intensiv) erweiterten Reproduktion<br />
bzw. der Verabsolutierung<br />
Wachstums. Weshal.b ich einem<br />
solchen System, dem diese Implikationen liegen, auf denen der Plan erst<br />
das Attribut sozialistisch zukommen soUte, bleibt das Geheimnis des<br />
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