Volltext Prokla 22
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Solange also die "reale Vergesellschaftung" unzuHinglich bleibt und das "tiberkommene<br />
Privatinteresse" der Unternehmensleitungen wie der einzelnen Arbeiter nicht<br />
angetastet wird, geraten die Ma£nallinen indirekter Zentralisiemng mit def direkten<br />
Herrschaftsaustibung in Konflikt und miissen daher -- wie seit 1970 geschehen -<br />
wieder zuriickgenommen werden (29).<br />
Mit dieser hier skizzierten Argumentation geht R. Damus lm Gmnde tiber die<br />
alte Fragestellung nicht hinaus, ob eine Dezentralisierung der mit sozialistischen<br />
Prinzipien vereinbar sei. Nur lautet ihre Antwort anders als bei den Maoisten:<br />
Von def Grundkonzeption her beflirwortet sie ein System indirekter Zentralisierung.<br />
ledoch mtisse es, urn effektiv und im Sinne "gesamtgesellschaftlicher Praferenzen"<br />
wirksam zu sein, durch eine Demokratisierung der Planung und Leitung,<br />
ei.ne "bewu~te VergeseHschaftung" erganzt werden (30).<br />
Wirtschaftliche Effektivitat erfordert also, wie R. Damus<br />
Zentralisierung der Planung im Rahmen zentral festgelegter<br />
Praferenzen<br />
plus Demokratisierung. Rei dieser Formel die auf, was<br />
die Planungszentralen in def DDR daran gehindert hat, selbst auf diescn - recht<br />
einleuchtenden - Gedanken zu kommen.<br />
Auf diese Frage fmdet sich bei R. Damus keine weil sie nicht diskutiert,<br />
wie sich cine Demokratisierung def Planung auswirken wtirde. Planung bedeutet<br />
bei fur an sich schon ein Mheres MaS an "gesamtgesellschaftlicher" Rationalitat<br />
(31). Daher kann Demokratisierung nur dazu beitragen, die Arbeiter wie die<br />
Leiter def Betriebe und Kombinate vorweg durch Beteiligung am PrazeE der Planaufstellung<br />
sowle durch engagierte Mitarbeit an def Erfilllung der Planziele zu interessieren<br />
und nicht erst nachtraglich tiber materieHe Anreize. Daf:, eine Demokratider<br />
Planung nur dann wirklich etwas andert, wenn alternative Plane mit<br />
altemativen Prioritaten WI Entscheidung stehen, wenn also nicht nUf der Proze~<br />
clef Planung, sondern auch sein sich andert, sieht R. Damus nicht<br />
sie es zumindest nicht).<br />
Die herrschende Blirokratie widersetzt sich eben deshalb allen Demo-<br />
,_"-,.vu,-,,. Denn damit wiirde das Produktionsziel sich andern und die<br />
u"'~,al," def btirokratischen Herrschaft Diese beruht daB die<br />
Arbeit<br />
def Bediirfnisse def Arbeiterklasse<br />
verwendet """"".A" zur AkkumuIation von Produktionsmitteln und<br />
des staatlichen Die ausschHe{~liche VerfUder<br />
Blirokratie tiber den<br />
das industrieHe Poten-<br />
29 Vgl. Planungssysteme ... , 234.<br />
30 Ahnlich argumentiert auch Brus. VgL Die Wirtschaftsreformen und ihr gesellin:<br />
ds., rrtscha:J:MI~l3.ln!l'lg, Frankfurt 1972, S. 63: '" .. die<br />
an der VprW"ltll ein unerliillliches Element des Systems,<br />
1)"~UmnH'm MaJI, Betriebsautol1omie verb un-<br />
31<br />
,,Bine erste Negation der Herrschaft<br />
Plan iiberhaupt gihi." R. Damlis,<br />
RationalitiH ist LeIdis die Tatsache, dail> es<br />
die Arheit ... ,:I,a.O., S. 95.