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Volltext Prokla 22

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Mit den (von Nowoschilow tibemommenen) Begriffen"direkte" und "indirekte<br />

Zentralisierung" erf~t sie, d~ es sich bei den Wirtschaftsreformen von 1963<br />

und von 1970 nicht urn eine Anderung des Wirtschaftssystems, eine Aufgabe def<br />

Planwirtschaft zugunsten individueller Kapitalverwertung handelt, sondem Ie diglich<br />

urn eine Anderung def Planungstechniken.<br />

In diesem Rahmen sind auch die Rezentralisierungsm~nahmen seit 1970<br />

ohne weiteres zu erkHiren. FUr die maoistischen Theoretiker ergeben sich jedoch<br />

hier groBe Probleme. Ihre These von def kapitalistischen Restauration beruft sich<br />

auf die Dezentralisierungsm~nahmen def Reformen von 1963. Folgt man def Logik<br />

dieser Argumentation, dann mtiBte mit def neuen starker zentralistischen Tendenz<br />

die "sozialistische Linie" wieder die Oberhand gewonnen haben (9). Da dies<br />

das ganze Gebaude der "Revisionismuskritik" ins Wanken bringen wtirde, werden<br />

die neuen M~nahmen zu bloBen taktischen Winkelztigen umgedeutet, die an der<br />

"Restauration des Kapitallsmus" nichts andem. So prophezeit Lindner:<br />

"Die partielle Rezentralisierung wird vermutlich nicht von langer Dauer sein." (10)<br />

Und fUr Neumann steht fest:<br />

"Auch nach dem VIII. Parteitag des SED vereinigen sich die unterschiedlichen Schattierungen<br />

revisionistischer Theoretiker in dem Ruf: Str~e frei fUr die umfassende Restauration kapitalistischer<br />

Wirtschafts- und Gesellschaftsformen." (11)<br />

Indem sie die "zentrale Planung" zum Hauptkriterium fUr den Sozialismus machen,<br />

tibemehmen die Maoisten aus def stalinistischen Tradition einen verktirzten und verzerrten<br />

Sozialismus-Begriff. In ihrer Reduzierung von Sozialismus auf "Planwirtschaft"<br />

unterscheiden sie sich nicht von def herrschenden Ideologie der "soziaHstischen"<br />

Lander. Urn sich trotzdem von def "revisionistischen" Ideologie abzugrenzen,<br />

sind die "Revisionismuskritiker" zu solchen reinen Unterstellungen gezwungen,<br />

wie def, daB trotz aller erneuten Zentralisierungsm~nahmen die kapitalistische<br />

Restauration unaufhaltsam sei (12). Derart groben Fehleinschiitzungen enttiell<br />

vermittelt (tiber finanzielle, wertmiillige bzw. formale Kennziffern) erscheint. R. Damus,<br />

Politik und Okonomie zu Ende der Sechziger Jahre und zu Anfang der Siebziger<br />

Jahre in der DDR, in: die internationale Nr. 5, Okt. 1974, S. 93.<br />

9 So hat W. Lindner 1971 noch zwischen den Wirtschaftsreformen der CSSR und der DDR<br />

unterschieden: "Auf der einen Seite wurde affenbar der Markt, auf der anderen der Plan<br />

forciert. - Del ganzen Albeit liegt die These zugrunde, d~ die Forcierung des Marktes<br />

auf die Restauration des Kapitalismus hinausUiuft, wiihrend die Forcierung des Planes<br />

uiese restaurativen Tendenzen zumindest bremst ... " W. Lindner, Aufbau des Sozialismus<br />

oder kapitalistische Restauration, Erlangen 1971, S. 8l.<br />

10 W. Lindner, Klassenkampf in der Ubergangsperiode, a.a.O., S. 214.<br />

11 PJ:!. Neumann, Zuriick zum Profit, a.a.O., S. 88.<br />

12 K.H. Gotze und L Harrer haben in ihrer Kritik an Ph. Neumann leichtes Spiel, indem sie<br />

ihm die Unterschlagung salcher Ulbricht-Zitate nachweisen kennen, in denen dieser ausdriicklich<br />

die "flihrende Rolle der Arbeiterklasse", den "Primat de! Politik" usw. betont.<br />

Vgl. K.H. Getze/I. Harrer, Anmerkungen zu einer Kursbuch-Polemik gegen die Politische<br />

Okonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in de! DDR, in: Das Argument, Nr. 68/<br />

1971, S. 810-841.<br />

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