Volltext Prokla 22

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22.11.2013 Aufrufe

c) DeI Falschungsvorwurf von Neustiss/Unger erstreckt sich schlie~lich auch auf die benutzte QueUe, das Philosophische Warterbuch. Die Autoren suggerieren, in Prokla 16 sei der erkenntnistheoretische Pluralismus der DDR nicht gewiirdigt WOfden (20), es gabe in Sachen Abbildtheorie relevante, vom Philosophischen Warterbuch substanziell verschiedene Positionen, die die Kritik wohlweislich vernachHissige, und sie behaupten sodann, das Philosophische Warterbuch sei nichts weiter als ein ". . . Konglomerat knappster Ergebnisdarstellungen, immer auf definitorische Pointen abgestellt. Man kann also, das garantiert das literarische Genre Worterbuch, mit einem geringen argumentativen Differenzierungsgrad rechnen, was sich, richtig beleuchtet, als Dogmatismus vermitteln liif>t." (S. 265) Wie immer es im Bereich der Gesellschaftswissenschaften mit der theoretischen Vielfalt der DDR besteHt sein mag - klar ist, da~ eine soiche in Punkto Abbildtheorie nicht besteht; schlief~lich handelt es sich bei fur nicht urn eine Theorie unter anderen, sondern, wie bekannt, urn den erkenntnistheoretischen Eckpfeiler des offizieHen Marxismus-Leninismus, wie er an Schulen und Hochschulen gelehrt wird (21). Und ebenso klar ist, d~ das als Basis der Kritik benutzte Philosophische Worterbuch nicht ein kleines fachspezifisches Nachschlagewerk darstellt, wie Neustiss/Unger suggerieren ("knappste Ergebnisdarstellungen"), sondern ein Kompendium von tiber 1200 Seiten, das seine Positionen in aller Breite entfaltet und das eben deshalb im politisch-theoretischen Unterrichtsprogramm der DDR zu einem der wichtigsten Lehrmittel geworden ist (22). Als soiches wurde es zum Ausgangspunkt der Kritik gemacht - die unterschiedlichen Positionen, auf die Neustiss/Unger anspielen, sind minimale Differenzierungen einer identischen Subturwissenschaft. Sie findet ihre naturwissenschaftliche Grundlage vor aHem in der Neurophysiologie und der Physiologie der hoheren Nerventatigkeit sowie der NeuIokybernetik." (S. 34). Folgt ein Engels-Zitat und sodann eine weitere Hervorhebung der Vorziige von Neurokybernetik und formaler Informationstheorie. 20 Sie bemerken, " ... dal?, auch der ,sowjetmarxismus' nicht so .,monolithisch' ist, wie man seit Adenauers Zeiten hierzulande glaubt." (S. 262). 21 Von erkenntnistheoretischen Alternativen ist nichts bekannt. Neusiiss/Unger schreiben sarkastisch: "Freilich hatten die Kritiker ihre Auffassungen in der ,totalitaren' DDR kaum publizieren konnen." (S. 264). 22 Entsprechend heilit es in seinem Vorwort: "Das Philosophische Worterbuch ... soli ein wesentliches Hilfsmittel zum Studium der marxistisch-leninistischen Philo sophie sowie zur Durchdringung der Werke von MARX, Engels und LENIN sein und zu deren tieferem Verstandnis beitragen. Es soli dariiber hinaus die Auseinandersetzung mit der biirgerlichen Philosophic und der imperialistischen ldeologie iiberhaupt befOrdern helfen. Die Ausfiihrung der einzelnen Stichworter ist von dem Bestreben getragen, dem fortgeschrittensten Stand der Wissenschaftsentwicklung bzw. dem neuesten Stand der Forschung Geltung zu verleihen. 'Bei ihrer Ausarbeitung wurden die in den letzten Jahren erschienenen grundlegenden Werke und speziellen Untersuchungen zur maxistisch-Ieninistischen Philo sophie beriicksichtigt, deIen Einsichten in die Darstellung eingegangen sind ... Generell liegt der vorliegenden Ausgabe ... das Bestreben zugrunde, den revolutionaren, weltverandernden Charakter der marxistisch-Ieninistischen Philo sophie zu betonen und 11

c) DeI Falschungsvorwurf von Neustiss/Unger erstreckt sich schlie~lich auch auf<br />

die benutzte QueUe, das Philosophische Warterbuch. Die Autoren suggerieren, in<br />

<strong>Prokla</strong> 16 sei der erkenntnistheoretische Pluralismus der DDR nicht gewiirdigt WOfden<br />

(20), es gabe in Sachen Abbildtheorie relevante, vom Philosophischen Warterbuch<br />

substanziell verschiedene Positionen, die die Kritik wohlweislich vernachHissige,<br />

und sie behaupten sodann, das Philosophische Warterbuch sei nichts weiter<br />

als ein<br />

". . . Konglomerat knappster Ergebnisdarstellungen, immer auf definitorische Pointen abgestellt.<br />

Man kann also, das garantiert das literarische Genre Worterbuch, mit einem geringen argumentativen<br />

Differenzierungsgrad rechnen, was sich, richtig beleuchtet, als Dogmatismus vermitteln<br />

liif>t." (S. 265)<br />

Wie immer es im Bereich der Gesellschaftswissenschaften mit der theoretischen<br />

Vielfalt der DDR besteHt sein mag - klar ist, da~ eine soiche in Punkto Abbildtheorie<br />

nicht besteht; schlief~lich handelt es sich bei fur nicht urn eine Theorie unter<br />

anderen, sondern, wie bekannt, urn den erkenntnistheoretischen Eckpfeiler des<br />

offizieHen Marxismus-Leninismus, wie er an Schulen und Hochschulen gelehrt<br />

wird (21). Und ebenso klar ist, d~ das als Basis der Kritik benutzte Philosophische<br />

Worterbuch nicht ein kleines fachspezifisches Nachschlagewerk darstellt, wie<br />

Neustiss/Unger suggerieren ("knappste Ergebnisdarstellungen"), sondern ein Kompendium<br />

von tiber 1200 Seiten, das seine Positionen in aller Breite entfaltet und<br />

das eben deshalb im politisch-theoretischen Unterrichtsprogramm der DDR zu<br />

einem der wichtigsten Lehrmittel geworden ist (<strong>22</strong>). Als soiches wurde es zum<br />

Ausgangspunkt der Kritik gemacht - die unterschiedlichen Positionen, auf die<br />

Neustiss/Unger anspielen, sind minimale Differenzierungen einer identischen Subturwissenschaft.<br />

Sie findet ihre naturwissenschaftliche Grundlage vor aHem in der Neurophysiologie<br />

und der Physiologie der hoheren Nerventatigkeit sowie der NeuIokybernetik."<br />

(S. 34). Folgt ein Engels-Zitat und sodann eine weitere Hervorhebung der Vorziige von<br />

Neurokybernetik und formaler Informationstheorie.<br />

20 Sie bemerken, " ... dal?, auch der ,sowjetmarxismus' nicht so .,monolithisch' ist, wie man<br />

seit Adenauers Zeiten hierzulande glaubt." (S. 262).<br />

21 Von erkenntnistheoretischen Alternativen ist nichts bekannt. Neusiiss/Unger schreiben<br />

sarkastisch: "Freilich hatten die Kritiker ihre Auffassungen in der ,totalitaren' DDR<br />

kaum publizieren konnen." (S. 264).<br />

<strong>22</strong> Entsprechend heilit es in seinem Vorwort: "Das Philosophische Worterbuch ... soli ein<br />

wesentliches Hilfsmittel zum Studium der marxistisch-leninistischen Philo sophie sowie<br />

zur Durchdringung der Werke von MARX, Engels und LENIN sein und zu deren tieferem<br />

Verstandnis beitragen. Es soli dariiber hinaus die Auseinandersetzung mit der biirgerlichen<br />

Philosophic und der imperialistischen ldeologie iiberhaupt befOrdern helfen.<br />

Die Ausfiihrung der einzelnen Stichworter ist von dem Bestreben getragen, dem fortgeschrittensten<br />

Stand der Wissenschaftsentwicklung bzw. dem neuesten Stand der Forschung<br />

Geltung zu verleihen. 'Bei ihrer Ausarbeitung wurden die in den letzten Jahren<br />

erschienenen grundlegenden Werke und speziellen Untersuchungen zur maxistisch-Ieninistischen<br />

Philo sophie beriicksichtigt, deIen Einsichten in die Darstellung eingegangen<br />

sind ...<br />

Generell liegt der vorliegenden Ausgabe ... das Bestreben zugrunde, den revolutionaren,<br />

weltverandernden Charakter der marxistisch-Ieninistischen Philo sophie zu betonen und<br />

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