Volltext Prokla 22
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normalerweise eher als Kapitalerweiterung ("capital widening") denn als Kapitalvertiefung<br />
("capital deepening") auf der Grundlage der bereits vorhandenen Produktionsmethoden.<br />
Versuche, zusatzlichen Mehrwert durch Einftihrung besserer<br />
Produktionsmethoden zu gewinnen, sind eng begrenzt und werden in einem solchen<br />
ProzeS nur teilweise unternommen. So ist es in einer Phase der Prosperitat unwahrscheinlich,<br />
daB das Kapital die Produktion von relativem Mehrwert und die Erzeugung<br />
einer relativen Surpluspopulation durch Ausrangieren und Ersetzen fixen<br />
Kapitals zu erreichen sucht (15).<br />
Marx sagt auch im Zusammenhang mit der Vorstellung der "absoluten {)berproduktion<br />
von Kapital", daB eine Ausdehnung der relativen Mehrarbeitszeit" ...<br />
ohnehin nicht tubar (ware) in einem Fall, wo die Nachfrage nach Arbeit so stark,<br />
also Tendenz zum Steigen der Lohne" (,Kapital' III, S. 262). Wenn wir noch einmal<br />
ganz prlnzipiell den ProzeS der Kapitelakkumulation im Verhaltnis zum vorhandenen<br />
fixen Kapital ilberdenken, dann erscheint die Steigerung der Nachfrage nach<br />
Arbeitskraft, welche die Akkumulation bei gleichbleibender Zusammensetzung des<br />
Kapitals begleitet, nicht als zuHillig, sondern als ein in Prosperitatsperioden vorherrschender,<br />
notwendiger ProzeS. "Ein starker und plotzlicher Fall in der allgemeinen<br />
Profitrate" durch gestiegene LOhne ware nicht mehr eine bloSe Folge "unter der<br />
gemachten auSersten Voraussetzung", sondern notwendige logische Folge der kapitalistischen<br />
Akkumulation in der Prosperitatsperiode (16). Hier wird die grundsatzliche<br />
Schwache der kapitalistischen Produktionsweise, die menschliche Arbeitskraft<br />
als Ware behandeln muS, ohne sie wie eine Ware produzieren zu konnen, entscheidend<br />
fUr die Kapitalakkumulation.<br />
sfen Teile des industriellen Kapitals vor dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht diese Form<br />
an, als die typischen Phasen der zyklischen Krisen sich schon veriindert und einen Ballast<br />
von fortwlihrend iiberakkumuliertem Kapital in den Industrien erzeugt hatten. Die<br />
monopolistischen Aktiengesellschaften wurden gegriindet, urn wenigstens teilweise diesem<br />
stiindigen Problem des iiberakkumulierten Kapitals als ganzem zu entgehen. Die<br />
Funktionen des Aktienkapitals oder seine kapitalistischen Beschriinkungen konnen hier<br />
jedoch fijr die Untersuchung des Begriffs der zyklischen Krisen auf der empirischen<br />
Grundlage der kapitalistischen Okonomie zu Marx' Zeiten nicht beriicksichtigt werden.<br />
15 Besonders in der Prosperitat, in der die Kapitale ihren Wert durch Benutzung bereits vorhandener<br />
Produktionsmittel weiter steigern, ist es schwierig, grundsatzliche Verbesserungen<br />
der Produktionsmethoden zu realisieren, weil es im einzeinen folgende Beschrankungen<br />
gibt: (1) Wenn diese Maschinen noch nicht vollstiindig abgeschrieben sind, dann<br />
wird bei ihrer Erneuerung der Verlust des verbleibenden Kapitalwerts zu einer Last.<br />
(2) Sogar nach vollstiindiger Abschreibung gilt, "d~ wenn der Wert der Maschinerie = 0,<br />
sie am wertvollsten fUr das Kapital" ist (,Grundrisse' S. 652) und sie deshalb nicht einfach<br />
verschrottet wird, solange sie noch funktionstiichtig ist. (3) Profite werden eher so<br />
schnell wie moglich in Kapital verwandelt, als daflo sie fUr den Aufbau neuer Ausriistungen<br />
oder neuer Fabriken bereitgehalten werden. 1m Gegensatz dazu werden diese Beschriinkungen<br />
wahrend einer Depression, in der vorhandenen Ausriistung nicht vollstiindig<br />
als Kapital zur Erzeugung von Mehrwert fungieren kann, umgekehrt, und die Kapitale<br />
sind gezwungen, die vollstandige Erneuerung der Produktionsmittel durch Ausrangieren<br />
und Wiederaufbau des fixen Kapitals zu erstreben, urn die Schwierigkeiten der<br />
Kapitalakkumulation iiberwinden zu konnen.<br />
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