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Volltext Prokla 22

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schlagenen Artikel "Widerspiegelung" (16) lautet die Hauptpassage, die hier in aller<br />

Lange zitiert sei:<br />

"Widerspiegelung - Wesen der in qualitativ verschiedenartigen Formen existierenden Eigenschaft<br />

der Matefie, iiu:Bere Einwirkungen durch innere Veriinderungen zu reproduzieren und auf<br />

sie zu reagieren. Die allgemeine Eigenschaft der Widerspiegelung existiert in jeder Bewegungsform<br />

der Materie auf besondere Weise, beginnend mit der elementarsten Form der me chan i­<br />

schen Einwirkung materieller Objekte aufeinander, iiber die chemischen Reaktionen in der unbelebten<br />

Matefie, von der Reizbarkeit der primitiven Organismen iiber die unbedingten Reflexe<br />

und die bedingten Reflexe des ersten Signaisystems der hoheren Tiere in der belebten Materie<br />

bis ZUT bedingt-reflektorischen Tatigkeit des zweiten Signalsystems beim Menschen, zum<br />

menschlichen BewulMsein, das die objektive Realitat in sinnlich-anschaulichen und begrifflichabstrakten<br />

Abbildern widerspiegelt, und zum gesellschaftlichen BewuMsein insgesamt, das eine<br />

Widerspiegelung des gesellschaftlichen Seins ist. Jede Form der Widerspiegelung besitzl ihre<br />

spezifischen Besonderheiten und erfiil!t eine notwendige Funktion in der Wechselwirkung der<br />

materiellen Objekte und Prozesse, in der Lebenstatigkeit der Organismen und in der Entwicklung<br />

der menschlichen Gesellschaft." (17)<br />

Wo zeigen sich hier neue theoretische Aussagen, die zur Kritik in Widerspruch<br />

stehen? Wo zeigt sich hier heimliche Dialektik statt offener Mechanik? Es ist die<br />

Rede von einer "Eigenschaft der Materie, au~ere Einwirkungen durch innere Veranderungen<br />

zu reproduzieren und auf sie zu reagieren". Es werden die einzelnen<br />

Reaktionsweisen der Materie aufgezahlt, angefangen von der ,,rnechanischen Einwirkung"<br />

und den "Reflexen" bis hin zum "menschlichen Bewu~tsein" und<br />

schlie~lich zum "gesellschaftlichen Bewuf~ tsein". Da~ die Erkenntnisgeschichte<br />

damit als eine Ausdifferenzierung des im Grunde gleichen mechanischen Vorgangs<br />

dargestellt wird ("beginnend mit", "von tiber", "bis zu") und unter Abstraktion<br />

von der wirklichen Geschichte zum Unearen Kontinuurn whd, dies wurde, wenn<br />

auch auf anderer Zitatengrundlage, bereits in <strong>Prokla</strong> 16 gezeigt (18) und soIl hier nicht<br />

wiederholt werden. Entscheidend ist hier der Tatbestand, daB der Widerspiegelungsartikel<br />

absolut nichts Neues bringt und die Abbildtheorie urn kein Gran dialektischer erscheinen<br />

la~t, als dies auch sonst nicht de! Fall ist. Neustiss/Unger's Verweis aufunerwahnte<br />

Passagen hat keinerlei Substanz und verfolgt offensichtlich nur das Ziel, die<br />

Abbildkonzeption scheinargurnentativ vor weiterer Kritik zu bewahren (19).<br />

16 Er wurde indirekt zitiert, vgl. <strong>Prokla</strong> 16, S. 160 (Anm. 16)<br />

17 Philosophisches Worterbuch, 8. Aufl., Bd. 2, S. 1161<br />

18 Vgl. dort S. 158-160<br />

19 Ahnlich verhalt es sich mit dem vermillten Artikel "Abbildtheorie": Dort ist zunachst<br />

mehrfach von der "neuen Qualitat der dialektisch-materialistischen Abbildtheorie" die<br />

Rede, von der "qualitativ neuen Stufe", die sie der biirgerlich-mechanischen Abbildtheorie<br />

gegeniiber darstelJen soli, und es wird auch mehrfach versichert, da:B das Neue in der Beriicksichtigung<br />

der "gesellschaftlichen Bedingtheit" und der ,,gesellschaftlichen Praxis" bestehe<br />

(Phil. WE., Bd. 1, S. 33). An keiner Stelle jedoch wird dann auch nur annaherungsweise<br />

prazisiert, wie Praxis und gesellschaftliche Bedingtheit in die neue Konzeption von<br />

Abbildtheorie eingehen und sie vom biirgerlich-mechanischen Materialismus unterscheiden,<br />

es bleibt bei verbalen Versicherungen, und in der zweiten Halfte des Artikels schlagt<br />

dann wieder vol! die mechanistisch-neurophysiologische Wirklichkeit dUTch: "Die dialektisch-materialistische<br />

Abbildtheorie grtindet sich fest auf die Resultate der modernen Na-<br />

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