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Volltext Prokla 22

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greift, wird indes ill Verlauf def Argumentation des Projekts anschaulich belegt.<br />

Denn die Autoren weichen vpn ihren eigenen Leitlinien unter der Hand wiederholt<br />

abo Unter def Oberschrift von Identiflkation und Gleichgliltigkeit werden Konflikte<br />

und Widerspriiche erfaBt, die in der entwickelten kapitalistischen Produk­<br />

Hon zwar zusammen mit dem Widerspruch von Gleichgliltigkeit und Identifikation<br />

erfahren werden, jedoch mit diesem nicht identisch und auch nicht aus ihm<br />

"ableitbar" sind: Wie wir zeigten, gilt das fur das antagonistische Verhiiltnis zwischen<br />

der tendenziell schrankenlosen Ausbeutung der produktiven Arbeiter und<br />

ihrem Interesse an def Erhaltung ihrer Arbeitskraft, fur den Widerspruch zwischen<br />

def individueUen und kollektiven Orientierung am Lohn auf Basis def Gleichgliltigkeit<br />

gegentiber den besonderen Arbeitsinhalten und fur das Verhiiltnis von Gleichheitsillusionen<br />

und realer Unterdriickung im kapitalistischen ProduktionsprozeB.<br />

Diese strukturell angelegten, sich iibedagernden Widerspriiche und Konflikte<br />

kennzeichnen ebenso wie der Widerspruch von Gleichgliltigkeit und Identiflka­<br />

Hon (bzw. "Bindung" an die konkret-ntitzliche Seite der Tiitigkeit) die Lage der<br />

produktiven Arbeiter. Es gibt also ill Bereich der produktiven Arbeit vielfaltigere<br />

Ankntipfungspunkte fur die Entwicklung von KlassenbewuBtsein und komplexere<br />

Beziehungen, als es die einfache Abfolge "Gleichgilltigkeit - kollektive Orientie<br />

rung - Durchbrechung der Mystiflkation" glauben machen will.<br />

Das Projekt Klassenanalyse begreift nicht nur unterschiedliche Bestillmungsmomente<br />

von KlassenbewuBtsein als Ausdruck des einen Widerspruchs von Gleichgliltigkeit<br />

und IdentifJ.kation, sondem dieser wird im Verlauf der Darstellung v6Ilig<br />

uminterpretiert. Er wird in den Widerspruch von kDllektiver und individueller<br />

Orientierung verwandelt. Die Gleichgliltigkeit des Lohnarbeiters soIl die kollektive<br />

Aktion zur Sicherung des Tauschwerts, die Identifikation mit den Arbeitsinhalten<br />

das Verfolgen isolierender Privatstrategien illplizieren. Aber das Projekt Klassenanalyse<br />

erkennt nieht, daB auch die Konkurrenz def nur noch am Tauschwert interessierten<br />

Arbeiter - ebenso wie ihre kollektive Aktion - Ausdruck der Gleichgtiltigkeit<br />

gegentiber den Arbeitsinhalten ist, so daB sich die Gleichsetzung von Gleichgilltigkeit<br />

und kollektivem Handeln verbietet. Die Konkurrenz der Lohnarbeiter<br />

als wesentlicher Widerspruch zum lwang zur gemeinsamen Aktion hat in der<br />

Klassenanalyse des Projekts keine systematische Bedeutung; er geht in den Konfusionen<br />

des VerhaItnisses von Gleichgliltigkeit und Identifikation unter. Die individuelle<br />

Orientierung am Lohn als Ausdruck def Konkurrenz wird mit den Freiheitsillusionen<br />

und den "professionellen Vorurteilen" gleichgesetzt, die sich mit<br />

Durchsetzen def Gleichgliltigkeit einfach "auflosen" sollen. Oberdies liegt in def<br />

Fixierung auf den Lohnkampf eine Beschrankung, die den okonomischen und politischen<br />

Kampf flir verbesserte Arbeitsbedingungen au~er acht Hi~t. Diese Lucke<br />

96<br />

Erkermen des okonomischen Zwangscharakters der kapitalistischen Produktionsweise"<br />

sei (1973, S. 169); vgl. entsprechend auch ebenda, S. 106. Das dezent angedeutete Abrilcken<br />

von den Positionen des Projekts bleibt jedoch folgenlos, da die anderen Voraussetzungen<br />

fur die Aufliisung der mystifizierenden Bewuf>tseinsformen theoretisch nicht<br />

entwickelt werden.

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