Volltext Prokla 22

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22.11.2013 Aufrufe

tischen Struktur setzt, scheint es das systematische Verstiindnis von ,,innerer Gliederung" der btirgerlichen GeseHschaft zu komplettieren und eine umfassende, wissenschaftliche Begrtindung der Taktik def Arbeiterbewegung zu geben. Man konnte die Bestimmung def BewuBtseinsformen als Erganzung des "Leitfadens" fUr die empirisch-historische Untersuchung registrieren, wenn nicht zugleich inhaltlich fragwtirdige Thesen tiber die Entstehung von KlassenbewuBtsein behauptet wiirden. Das Projekt bleibt nicht bei der Rekonstruktion einer widersprtichlichen BewuBtseinsstruktur stehen, sondem meint, auf derselben allgemeinen Ebene die Bedingungen und den Verlauf der Auflosung von Illusionen und Mystiflkationen, das Dominantwerden des KlassenbewuBtseins begriinden zu konnen. Dafb dies scheitert, hat methodische und inhaltliche Griinde. Wenn man - wie das Projekt Klassenanalyse - das widersprtichliche BewuBtsein der Lohnarbeiter als Ausdruck okonomischer Formbestimmungen versteht, dann ware die logische Konsequenz, die Entwicklung von KlassenbewuBtsein (nicht: das Konstatieren einer widersprtichlichen BewuBtseinsstruktur) als Resultat materieller gesellschaftlicher Entwicklungen zu begreifen. Die Zurtickdrangung der Hlusionen vereinzelter Konkurrenten wtirde z.E. als Resultat def tatsachlich erfolgten Zurtickdrangung def Konkurrenz im organisierten Handeln aufgefaBt. Die Durchbrechung und Auflosung der Mystifikationen ware Resultat und Bedingung eines langwierigen historischen Prozesses, in dem der Kapitalismus sich aufgrund seiner inneren Widersprtiche' real zersetzt und die sozialistische Organisation def Arbeit entsteht. Eine soIche Analyse ist auf def Ebene def "allgemeinen Untersuchung" des Kapitalverhaltnisses nicht mehr moglich. Das Projekt kann weder die strukturellen Bedingungen dieses wirklichen Aufl6sungsprozesses noch seinen Verlauf angemessen, bestimmen. Stattdessen zerHillt die Herausbildung von KlassenbewuBtsein in das zyklische Schwanken individualistischer und kollektiver Orientierung auBerhalb geschichtlicher Entwicklungen, in den langfristigen Trend def sich durchsetzen den Gleichgtiltigkeit und in die Aufl6sung def MystifIkationen im unmittelbaren Proze£ def Auflosung der btirgerlichen Gesellschaft, der durch sporadische Hinweise auf sich verscharfende Widersprtiche und Krisen oberflachlich charakterisiert wird. Angesichts dieser Schwachen konzentriert sich die Beweislast auf den - wiede rum allgemein formulierten - Zusammenhang zwischen der Gleichgtiltigkeit des produktiven Lohnarbeiters gegentiber den besonderen Inhalten def Arbeit und def Auflosung von Hlusionen und Mystiflkationen. Wir konnten zeigen, daB hierin eine unbegriindete Verengung def theoretischen Perspektive liegt. Aus dem komplexen Zusammenhang zwischen der Stellung im Reproduktionsproze£ des Kapitals und den BewuBtseinsformen wird nUT eine wesentliche Bestimmung herausgegriffen (104); daB diese Verengung zu kurz 104 Beckenbach u.a. versuchen zwar, den Stellenwert del GleichgUltigkeit im Vergieich zum Projekt etwas Zil reiativieren, wenn sie schreiben, daf> die GleichglHtigkeit des produktiven Arbeiters gegen den konkreten Inhalt seiner Tiitigkeit "eine Vorallssetzuug fill das 95

tischen Struktur setzt, scheint es das systematische Verstiindnis von ,,innerer Gliederung"<br />

der btirgerlichen GeseHschaft zu komplettieren und eine umfassende,<br />

wissenschaftliche Begrtindung der Taktik def Arbeiterbewegung zu geben. Man<br />

konnte die Bestimmung def BewuBtseinsformen als Erganzung des "Leitfadens"<br />

fUr die empirisch-historische Untersuchung registrieren, wenn nicht zugleich inhaltlich<br />

fragwtirdige Thesen tiber die Entstehung von KlassenbewuBtsein behauptet<br />

wiirden.<br />

Das Projekt bleibt nicht bei der Rekonstruktion einer widersprtichlichen BewuBtseinsstruktur<br />

stehen, sondem meint, auf derselben allgemeinen Ebene die<br />

Bedingungen und den Verlauf der Auflosung von Illusionen und Mystiflkationen,<br />

das Dominantwerden des KlassenbewuBtseins begriinden zu konnen. Dafb dies<br />

scheitert, hat methodische und inhaltliche Griinde. Wenn man - wie das Projekt<br />

Klassenanalyse - das widersprtichliche BewuBtsein der Lohnarbeiter als Ausdruck<br />

okonomischer Formbestimmungen versteht, dann ware die logische Konsequenz,<br />

die Entwicklung von KlassenbewuBtsein (nicht: das Konstatieren einer widersprtichlichen<br />

BewuBtseinsstruktur) als Resultat materieller gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

zu begreifen. Die Zurtickdrangung der Hlusionen vereinzelter Konkurrenten<br />

wtirde z.E. als Resultat def tatsachlich erfolgten Zurtickdrangung def Konkurrenz<br />

im organisierten Handeln aufgefaBt. Die Durchbrechung und Auflosung<br />

der Mystifikationen ware Resultat und Bedingung eines langwierigen historischen<br />

Prozesses, in dem der Kapitalismus sich aufgrund seiner inneren Widersprtiche'<br />

real zersetzt und die sozialistische Organisation def Arbeit entsteht.<br />

Eine soIche Analyse ist auf def Ebene def "allgemeinen Untersuchung" des<br />

Kapitalverhaltnisses nicht mehr moglich. Das Projekt kann weder die strukturellen<br />

Bedingungen dieses wirklichen Aufl6sungsprozesses noch seinen Verlauf angemessen,<br />

bestimmen. Stattdessen zerHillt die Herausbildung von KlassenbewuBtsein in<br />

das zyklische Schwanken individualistischer und kollektiver Orientierung auBerhalb<br />

geschichtlicher Entwicklungen, in den langfristigen Trend def sich durchsetzen<br />

den Gleichgtiltigkeit und in die Aufl6sung def MystifIkationen im unmittelbaren<br />

Proze£ def Auflosung der btirgerlichen Gesellschaft, der durch sporadische Hinweise<br />

auf sich verscharfende Widersprtiche und Krisen oberflachlich charakterisiert<br />

wird.<br />

Angesichts dieser Schwachen konzentriert sich die Beweislast auf den - wiede<br />

rum allgemein formulierten - Zusammenhang zwischen der Gleichgtiltigkeit<br />

des produktiven Lohnarbeiters gegentiber den besonderen Inhalten def Arbeit und<br />

def Auflosung von Hlusionen und Mystiflkationen.<br />

Wir konnten zeigen, daB hierin eine unbegriindete Verengung def theoretischen<br />

Perspektive liegt. Aus dem komplexen Zusammenhang zwischen der Stellung<br />

im Reproduktionsproze£ des Kapitals und den BewuBtseinsformen wird nUT<br />

eine wesentliche Bestimmung herausgegriffen (104); daB diese Verengung zu kurz<br />

104 Beckenbach u.a. versuchen zwar, den Stellenwert del GleichgUltigkeit im Vergieich zum<br />

Projekt etwas Zil reiativieren, wenn sie schreiben, daf> die GleichglHtigkeit des produktiven<br />

Arbeiters gegen den konkreten Inhalt seiner Tiitigkeit "eine Vorallssetzuug fill das<br />

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