Volltext Prokla 22
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starkten politischen Kampfbereitschaft der Angestellten ftihrten, sondem zu einem Rtickfall in vorgewerkschaftliche Verhaltensmuster. Dies ist an de! krisenbedingten Abnahme der Mitgliederzahlen in gerade den Angestelltenorganisationen abzulesen, in denen die berufsstandischen Momente am wenigsten stark ausgepragt waren (92), und zeigte sich auch an der Entwicklung der Politik der gewerkschaftlichen Organisationen. In der Krise verstarkten sich nach diesen Befunden die traditionellen Momente der Angestelltenbewegung und nicht die tiber sie hinausweisenden. Diese Ergebnisse veranlassen Kadritzke jedoch nieht zu einer emeuten Erorterung und Problematisierung des eigenen theoretischen Rahmens, sondem zu der Bemerkung, daB die theoretischen, an den Thesen des Projekts Klassenanalyse orientierten Ausftihrungen nicht mit ,,mechanischer Gesetzmal1igkeit" gaIten und daB nach wie vor richtig sei, daB das Umschlagen von der okonomischen in die politische Aktion an den Verlauf des industriellen Zyklus von ProsperWit und Krise gebunden ist (93). Eine solche Diskrepanz zwischen "allgemeiner Untersuchung" und empirischen Verhaltnissen eines Landes ware nun nach den methodologischen Pramissen des Projekts und seiner Anhanger "leieht" damit zu erklaren, daB entweder die jeweilige Gesellschaft noeh nieht dem reinen Begriff entspricht oder daB die Gesetzmal1igkeiten durch historiseh zufallige Faktoren modifiziert werden (94). Aber Kadritzkes Interpretation der Diskrepanz zwischen theoretischer Darstellung und historisehen Erscheinungen verweist, ohne daB fum dies bewul1t wird, auf theoretische Mangel des Ansatzes. Es zeigt sich namlieh, dal1 die quasi automatische Verkntipfung von Krise und Klassenbewlilltsein an dem wichtigen Problem der Verscharfung der individuellen Konkurrenz in der Krise vorbeigeht; eine Verseharfung, die tiber Isolation die Mogliehkeiten des organisierten Kampfes schwacht (95). Es ist daher schltissiger, dal1 der Widersprueh zwischen der individuellen Orientierung des einzelnen Besitzers der Ware Arbeitskraft und seiner kollektiven Orientierung als Tell der Arbeiterklasse, die um ihIen Anteil am gesellsehaftlichen Reichtum kampft, in jeder Phase des Zyklus vorhanden ist, aber jeweils unterschiedliche Auspragungen nach zusatzliehen Bedingungen findet. Zum Beispiel ware es verkehrt, aus dem Fund Kadritzkes den umgekehrten Schlul1 zu ziehen, in der Krise verringerten sieh automatisch wegen der Konkurrenz die Chancen fUr kollektives Handeln. Denn dies wird von der Tiefe, von der Dauer und von der Stellung der Krise im historischen Kontext abhangen. Das Projekt Klassenanalyse begntigt sieh nicht damit, despotischere oder liberalere Phasen des Zyklus mit individuellen oder kollektiven Aktionen und entsprechenden Bewul1tseinsformen der Arbeiter zu verbinden. Es ist naeh wie vor am Nachweis interessiert, dal1 die Gleichgtiltigkeit gegentiber den Inhalten 92 Siehe dazu U. Kadritzke (1975), S. 353 und 355. 93 Ebenda, S. 349. 94 Vgl. hierzu Projekt Klassenanalyse (1973), S. 20 f. und Herkommer: Die Bedeutung des Schichtbegriffs fill die Klassenanalyse, Referat auf dem Deutschen Soziologentag, Kassel, Manuskript, S. 5. 95 U. Kadritzke (1975), S. 349 ff. 91
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starkten politischen Kampfbereitschaft der Angestellten ftihrten, sondem zu einem<br />
Rtickfall in vorgewerkschaftliche Verhaltensmuster. Dies ist an de! krisenbedingten<br />
Abnahme der Mitgliederzahlen in gerade den Angestelltenorganisationen abzulesen,<br />
in denen die berufsstandischen Momente am wenigsten stark ausgepragt waren (92),<br />
und zeigte sich auch an der Entwicklung der Politik der gewerkschaftlichen Organisationen.<br />
In der Krise verstarkten sich nach diesen Befunden die traditionellen<br />
Momente der Angestelltenbewegung und nicht die tiber sie hinausweisenden. Diese<br />
Ergebnisse veranlassen Kadritzke jedoch nieht zu einer emeuten Erorterung und<br />
Problematisierung des eigenen theoretischen Rahmens, sondem zu der Bemerkung,<br />
daB die theoretischen, an den Thesen des Projekts Klassenanalyse orientierten<br />
Ausftihrungen nicht mit ,,mechanischer Gesetzmal1igkeit" gaIten und daB nach<br />
wie vor richtig sei, daB das Umschlagen von der okonomischen in die politische<br />
Aktion an den Verlauf des industriellen Zyklus von ProsperWit und Krise gebunden<br />
ist (93). Eine solche Diskrepanz zwischen "allgemeiner Untersuchung" und<br />
empirischen Verhaltnissen eines Landes ware nun nach den methodologischen<br />
Pramissen des Projekts und seiner Anhanger "leieht" damit zu erklaren, daB entweder<br />
die jeweilige Gesellschaft noeh nieht dem reinen Begriff entspricht oder<br />
daB die Gesetzmal1igkeiten durch historiseh zufallige Faktoren modifiziert werden<br />
(94). Aber Kadritzkes Interpretation der Diskrepanz zwischen theoretischer<br />
Darstellung und historisehen Erscheinungen verweist, ohne daB fum dies bewul1t<br />
wird, auf theoretische Mangel des Ansatzes. Es zeigt sich namlieh, dal1 die quasi<br />
automatische Verkntipfung von Krise und Klassenbewlilltsein an dem wichtigen<br />
Problem der Verscharfung der individuellen Konkurrenz in der Krise vorbeigeht;<br />
eine Verseharfung, die tiber Isolation die Mogliehkeiten des organisierten Kampfes<br />
schwacht (95). Es ist daher schltissiger, dal1 der Widersprueh zwischen der<br />
individuellen Orientierung des einzelnen Besitzers der Ware Arbeitskraft und<br />
seiner kollektiven Orientierung als Tell der Arbeiterklasse, die um ihIen Anteil<br />
am gesellsehaftlichen Reichtum kampft, in jeder Phase des Zyklus vorhanden<br />
ist, aber jeweils unterschiedliche Auspragungen nach zusatzliehen Bedingungen<br />
findet. Zum Beispiel ware es verkehrt, aus dem Fund Kadritzkes den umgekehrten<br />
Schlul1 zu ziehen, in der Krise verringerten sieh automatisch wegen der Konkurrenz<br />
die Chancen fUr kollektives Handeln. Denn dies wird von der Tiefe, von<br />
der Dauer und von der Stellung der Krise im historischen Kontext abhangen.<br />
Das Projekt Klassenanalyse begntigt sieh nicht damit, despotischere oder<br />
liberalere Phasen des Zyklus mit individuellen oder kollektiven Aktionen und<br />
entsprechenden Bewul1tseinsformen der Arbeiter zu verbinden. Es ist naeh wie<br />
vor am Nachweis interessiert, dal1 die Gleichgtiltigkeit gegentiber den Inhalten<br />
92 Siehe dazu U. Kadritzke (1975), S. 353 und 355.<br />
93 Ebenda, S. 349.<br />
94 Vgl. hierzu Projekt Klassenanalyse (1973), S. 20 f. und Herkommer: Die Bedeutung<br />
des Schichtbegriffs fill die Klassenanalyse, Referat auf dem Deutschen Soziologentag,<br />
Kassel, Manuskript, S. 5.<br />
95 U. Kadritzke (1975), S. 349 ff.<br />
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