Volltext Prokla 22
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des Warenproduzenten mit dem Tauschwert, die er in def Zirkulation als "Selbstverwirklichung",<br />
Aussch6pfen von Fremeitsspielraumen usw. realisiert, ist eine<br />
andere, steht im Widerspruch zur Identifikation mit der konkret-ntitzlichen<br />
Seite seiner Tatigkeit. Steht def Identifikation mit den besonderen Inhalten der<br />
Arbeit die Gleichgilltigkeit des Tauschwerts in def Dimension der Entfremdung<br />
gegentiber, so ist def Gegensatz zur Individualitat def Arbeitsverausgabung zwecks<br />
Erzielung von Tauschwert das kollektive Handeln zur Sicherung eines Anteils<br />
am gesellschaftlichen Reichtum. Das BewuBtsein der Lohnarbeiter ist also doppelt<br />
widerspruchlich bestimmt: erstens durch den Widerspruch von Identifikation und<br />
Gleichgilltigkeit gegentiber dem besonderen Inhalt der Arbeit und zweitens - auf<br />
Basis der Gleichgi.iltigkeit als einer Seite dieses Widerspruchs - durch den Widerspruch<br />
zwischen individueller und kollektiver Orientierung am Tauschwert. lndem<br />
das Projekt einen gemeinsamen Begriff von "Identifikation" verwendet, def die<br />
widerspriichlichen Bestimmungen unter sieh begrabt, kann es einerseits den<br />
Widerspruch von individueller und kollektiver Orientierung am Lohn zum maBgebliehen<br />
Widersprueh im BewuBtsein der Arbeiter erheben und auf def anderen<br />
Seite jeden Bezug zur konkret-ntitzlichen Seite der Tatigkeit eliminieren.<br />
4. IdentifJkation und Gleichgilltigkeit im historischen Proze~<br />
Wir haben in den bisherigen Ausftihrungen versucht nachzuweisen, daB es den<br />
Autoren des Projekts Klassenanalyse trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nicht<br />
gelingt, den Zusammenhang von Gleichgilltigkeit gegentiber den Inhalten der Arbeit<br />
und KlassenbewuBtsein auf allgemeiner Ebene theoretisch zu begriinden. Der<br />
Zusammenhang wird zwar in sehr komplizierter Form diskutiert, aber bei naherem<br />
Hinsehen erweist sich diese Kompliziertheit als Produkt von Unklarheit und begriff<br />
Heher Konfusion. Es werden keine neuen theoretisehen Gesichtspunkte in die Diskussion<br />
gebracht, sondem nur neue Begriffe, auf deren veranderten Charakter dartiber<br />
hinaus nicht einmal explizit hingewiesen wird. Diese Konfusion bestimmt auch<br />
die Darstellung def Prozesse, in denen sich das widerspriichliche, bisher nur "strukture1l"<br />
betrachtete Verhaltnis von Gleichgiiltigkeit und Identifikation historisch<br />
durchsetzt. Das Projekt und die fum nahestehenden Autoren argumentieren hier<br />
zwar immer noch auf der Ebene der "allgemeinen Untersuchung", nahern sich aber<br />
- zumindest mfer Interpretation nach der historischen Entwicklung von Klassenbewu~tsein.<br />
Das Projekt untersucht die Entwicklung von Gleichgilltigkeit und Identifika·<br />
tion in zwei Perspektiven: in Abhangigkeit vom industriellen Zyklus und in Abhangigkeit<br />
von langfristigen Tendenzen ill Kapitalismus, die sich ill Zyklenverlauf ausdriicken.<br />
Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung bei der Darstellung des industriellen<br />
Zyklus, wiihrend die Kennzeichnung der langfristigen Tendenzen ill Kapitalismus<br />
in mrer Bedeutung fur die Entwicklung von Gleichgi.iltigkeit und Klassenbewu~tsein<br />
nUf sehr kursorisch erfolgt (86).<br />
Die Gleichgilltigkeit des Lohnarbeiters gegenuber den besonderen Inhalten<br />
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