Volltext Prokla 22
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solches den besonderen Produktionsspharen und konkreten Arbeiten gleichgilltig gegeniiber.<br />
Ausdruck dieser Gleichgiiltigkeit ist die Fliissigkeit des Kapitals bei der Anlage<br />
in und beim Wechsel von einzelnen Produktionssphiiren. Ihr stehen Hindernisse,<br />
auch yom Kapital selbst produzierte, entgegen, die es aber iiberwindet oder zu tiberwinden<br />
suehL Der Gleichgilltigkeit und Fltissigkeit des Kapitals entsprechen die Bezie·<br />
hungen des Arbeiters wm besonderen Inhalt seiner Arbeit: "Ebenso gleichgilltig, wie<br />
dem Kapital, als sich verwertendem Wert, die besondre s~offliche Gestalt, worin es im<br />
Arbeitsproze~ erscheint, ob als Dampfmaschlne, Misthaufen oder Seide, ebenso gleichgilltig<br />
ist dem Arbeiter der besondre Inhalt seiner Arbeit. Seine Arbeit gehOrt dem Kapital,<br />
sie ist nur der Gebrauchswert der Ware, die er verkauft hat und er hat sie nur verkauft,<br />
urn sich Geld und mit dem Geld Lebensmittel anzueignen." (47) Er ist Arbeiter<br />
im Gegensatz zum Kapitalisten. Dieses okonomische VerhiHtnis<br />
list und Lohnarbeiter als Extreme eines Produktionsverhiiltnisses - wird "desto<br />
reiner und adaquater entwickelt, je mehr die Arbeit allen Kunstcharakter verliert;<br />
ihre besondre Fertigkeit immer mehr etwas Abstraktes, Gleichgilltiges wird und sie<br />
mehr und mehr rein abstrakte Tiitigkeit, rein mechanische, daher gleichgilltige, gegen<br />
ihre besondre Form indifferente Tiitigkeit wird ..." (48) Dies ist erst mit einer<br />
besonderen Stufe der Entwicklung der industriellen Produktivkrafte derFall (49).<br />
"Je entwickelter die kapitalistische Produktion in einem Lande, urn so gro~er die<br />
Forderung def Variabilitiit an das Arbeitsvermogen, urn so gleichgilltiger der Arbeiter<br />
gegen den besondren Inhalt seiner Arbeit und urn so fltissiger die Bewegung<br />
des Kapitals aus einer Produktionssphiire in die andere." (50).<br />
Mit dem Begriff der Gleichgliltigkeit beschreibt Marx den seiner Tiitigkeit entfremdeten<br />
Lohnarbeiter, der nur am Tauschwert interessiert und insofern adaquater<br />
Ausdruck des okonomischen Verhiiltnisses ist. Gerade dieses BewuBtsein soIl nach<br />
Ansicht des Projekts Klassenanalyse die entscheidende Bedingung fUr die Auflosung<br />
von Illusionen und Mystifikationen sein. Wir werden im folgenden untersuchen, ob<br />
dieser Zusammenhang begriindet werden kann.<br />
3. Gleicbgilltigkeit und Aufiosung def Mystiflkationen<br />
Das Projekt macht mehrere AnHiufe, urn zu begriinden, warum die sich durcbsetzende<br />
Gleichgilltigkeit des produktiven Arbeiters gegentiber den Inhalten seiner Arbeit<br />
die entscheidende Voraussetzung fUr die Durchbrechung falschen Bewuilltseins,<br />
insbesondere des Lohnfetischs, sein solI. Das Projekt merkt allerdings nicht, daB es<br />
sich dabei urn verschiedene, inhaltlich abweichende Versuche handelt, sondern behauptet<br />
auch dort noeh Kontinuitat der Argumentation, wo deutlich das Gegenteil<br />
zu friiheren XuBerungen formuliert wild.<br />
47 Ebenda, S. 39 f.<br />
48 Marx, Grundrisse, S. 204.<br />
49 Ebenda, S. 204 f.<br />
50 Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, S. 40.<br />
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