Volltext Prokla 22

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22.11.2013 Aufrufe

Unter diesen Bedingungen ist es besonders wichtig, den Mythos von der theoretischen Stringenz, den das Projekt und die angrenzenden Autoren seit Jahren geflissentlich um sich verbreiten, kritisch anzugehen und in seiner Fragwurdigkeit darzustellen. Das heiEt, wir befassen uns in die:sem Aufsatz vorwiegend mit den Beziehungen von Klassenlage und BewuBtseinsformen, wie sie yom Projekt Klassenanalyse und seinen Anhangern auf def Ebene der "allgemeinen Untersuchung" formuliert werden. Dies schlieBt die Auseinandersetzung tiber die methodische Position des Projekts Klassenanalyse - seine Auffassung yom Verhiiltnis zwischen "allgemeiner Untersuchung" und empirischer Untersuchung "eines Stucks Zeitgeschichte" - nicht aus. Statt jedoch die Diskussion hiertiber abstrakt zu fOOren, solI sie am Gegenstand entwickelt werden. 1m Mittelpunkt unserer Kritik wird der Ansatz des Projekts Klassenanalyse stehen, so wie er in den "Materialien zur Klassenstruktur def BRD", Teil I, und in dem Rezensionsband "Klassen in der BRD. Analysen verscruedener Standpunkte" formuliert wurde. Dieser Ansatz stellt den am weitesten entwickelten Versuch dar, die Bedingungen der Aufi6sung falschen BewuBtseins zu analysieren. Die empirisch angelegten Arbeiten von Beckenbach u.a. und Kadritzke werden demgegenilber nur zur Illustration herangezogen, wen sie einen fIiihefen Stand def Diskussion reprasentieren (23). 2. Bewu~tseinsformen def Lohnarbeirer Die "Rekonstruktion" der BewuBtseinsstruktur def produktiven Arbeiter bedeutet fUr das Projekt Klassenanalyse und seine Anhanger die systematische Ableitung von BewuBtseinsformen. Die "Illusionen" von Freiheit und Gleichheit, "EigentumsvorsteHungen", "Gleichgilltigkeit" und "Identifikation" sind Formen des Bewufl.tseins, die denselben logischen Status haben wie die bkonomischen Formbestimmungen, z.B. die Wertform, das Geld und das Kapital. Wie diese milssen die BewuBtseinsformen notwendigerweise produziert, miteinander vermittelt und in der Praxis der Produzenten bestatigt werden. Auch die "Organisation def Arbeiter", sei es in Gewerkschaften oder Arbeiterparteien, ilife kollektiven Aktionen, werden so als notwendig vom Kapitalverhaitnis produzierte und daher ableitbare Formen des Handelns begriffen. Insofern stenen sie "objektive" Momente dar, in denen sich das empirisch vorfindliche BewuBtsein und Handeln def Arbeiter ausdrtickt. Wenn das Projekt Klassenanalyse in diesem Sinn die allgemeinen Formen des BewuBtseins und des Handelns, einschlieBlich des KlassenbewuBtseins und def Klassenorganisation def Arbeiter, als gesetzmiiBig zwingendes Resultat der kapitalistischen Produktions- 23 Vgl. dazu die Diskussionsbeitrage in dey "Sozialistischen Politik": Bischoff u.a. (1970 a); Bischoff u.a. (1970 b); Bierbaum u.a. (1971). In diesen Aufsatzen sind die wesentlichen Thesen tiber Klassenstruktur und -bewuJl,tsein bereits enthaiten, auch wenn de! Zusammenhang von Gleichgtiltigkeit gegenuber den besonderen lnhalten de! Arbeit und Klassenbewui)tsein eher postuliert als begriindet wird. In dem erwahnten Rezensionsband hat das Projekt Klassenanalyse die Arbeit von Beckenbach u.a. kritisiert (vgl. 1975, S. 183- 226) und seine eigene Auffassung dabei noch einmal zusammengefaBt. 72

Unter diesen Bedingungen ist es besonders wichtig, den Mythos von der theoretischen<br />

Stringenz, den das Projekt und die angrenzenden Autoren seit Jahren geflissentlich<br />

um sich verbreiten, kritisch anzugehen und in seiner Fragwurdigkeit darzustellen.<br />

Das heiEt, wir befassen uns in die:sem Aufsatz vorwiegend mit den Beziehungen<br />

von Klassenlage und BewuBtseinsformen, wie sie yom Projekt Klassenanalyse<br />

und seinen Anhangern auf def Ebene der "allgemeinen Untersuchung" formuliert<br />

werden. Dies schlieBt die Auseinandersetzung tiber die methodische Position<br />

des Projekts Klassenanalyse - seine Auffassung yom Verhiiltnis zwischen "allgemeiner<br />

Untersuchung" und empirischer Untersuchung "eines Stucks Zeitgeschichte" -<br />

nicht aus. Statt jedoch die Diskussion hiertiber abstrakt zu fOOren, solI sie am Gegenstand<br />

entwickelt werden. 1m Mittelpunkt unserer Kritik wird der Ansatz des<br />

Projekts Klassenanalyse stehen, so wie er in den "Materialien zur Klassenstruktur<br />

def BRD", Teil I, und in dem Rezensionsband "Klassen in der BRD. Analysen verscruedener<br />

Standpunkte" formuliert wurde. Dieser Ansatz stellt den am weitesten<br />

entwickelten Versuch dar, die Bedingungen der Aufi6sung falschen BewuBtseins<br />

zu analysieren. Die empirisch angelegten Arbeiten von Beckenbach u.a. und Kadritzke<br />

werden demgegenilber nur zur Illustration herangezogen, wen sie einen fIiihefen<br />

Stand def Diskussion reprasentieren (23).<br />

2. Bewu~tseinsformen def Lohnarbeirer<br />

Die "Rekonstruktion" der BewuBtseinsstruktur def produktiven Arbeiter bedeutet<br />

fUr das Projekt Klassenanalyse und seine Anhanger die systematische Ableitung von<br />

BewuBtseinsformen. Die "Illusionen" von Freiheit und Gleichheit, "EigentumsvorsteHungen",<br />

"Gleichgilltigkeit" und "Identifikation" sind Formen des Bewufl.tseins,<br />

die denselben logischen Status haben wie die bkonomischen Formbestimmungen,<br />

z.B. die Wertform, das Geld und das Kapital. Wie diese milssen die BewuBtseinsformen<br />

notwendigerweise produziert, miteinander vermittelt und in der Praxis der Produzenten<br />

bestatigt werden. Auch die "Organisation def Arbeiter", sei es in Gewerkschaften<br />

oder Arbeiterparteien, ilife kollektiven Aktionen, werden so als notwendig<br />

vom Kapitalverhaitnis produzierte und daher ableitbare Formen des Handelns begriffen.<br />

Insofern stenen sie "objektive" Momente dar, in denen sich das empirisch<br />

vorfindliche BewuBtsein und Handeln def Arbeiter ausdrtickt. Wenn das Projekt<br />

Klassenanalyse in diesem Sinn die allgemeinen Formen des BewuBtseins und des<br />

Handelns, einschlieBlich des KlassenbewuBtseins und def Klassenorganisation def<br />

Arbeiter, als gesetzmiiBig zwingendes Resultat der kapitalistischen Produktions-<br />

23 Vgl. dazu die Diskussionsbeitrage in dey "Sozialistischen Politik": Bischoff u.a. (1970 a);<br />

Bischoff u.a. (1970 b); Bierbaum u.a. (1971). In diesen Aufsatzen sind die wesentlichen<br />

Thesen tiber Klassenstruktur und -bewuJl,tsein bereits enthaiten, auch wenn de! Zusammenhang<br />

von Gleichgtiltigkeit gegenuber den besonderen lnhalten de! Arbeit und Klassenbewui)tsein<br />

eher postuliert als begriindet wird. In dem erwahnten Rezensionsband hat<br />

das Projekt Klassenanalyse die Arbeit von Beckenbach u.a. kritisiert (vgl. 1975, S. 183-<br />

<strong>22</strong>6) und seine eigene Auffassung dabei noch einmal zusammengefaBt.<br />

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